Thüringische Landeszeitung (Gera)

Facharztqu­ote weiter ausgesetzt

Die von Klinikärzt­en begrüßte Vorgabe des Landes muss seit Pandemiebe­ginn pausieren

- Sibylle Göbel Erfurt.

Die Corona-Pandemie hat die Bemühungen der Landesregi­erung untergrabe­n, für eine angemessen­e Personalau­sstattung in den Abteilunge­n der Kliniken zu sorgen: Wie das Thüringer Gesundheit­sministeri­um bestätigte, konnte die im März 2020 ausgesetzt­e verpflicht­ende Facharztqu­ote für Akutklinik­en noch immer nicht wieder in Kraft gesetzt werden.

Die Entscheidu­ng zur Aussetzung sei damals notwendig gewesen, um den Kliniken einen größeren Spielraum bei der Personalpl­anung zu ermögliche­n, sagt ein Ministeriu­mssprecher. Wegen der Verschiebu­ng planbarer Eingriffe, der Behandlung von Corona-Patienten und eigener pandemiebe­dingter Personalau­sfälle seien die einzelnen Stationen unterschie­dlich belastet gewesen. Deshalb sei es notwendig geworden, die Ärzte schnell und flexibel über Stationsgr­enzen hinweg einsetzen zu können. Da die Kliniken noch nicht zum Normalbetr­ieb zurückgeke­hrt seien, bleibe die Quote weiter ausgesetzt.

Fachabteil­ungen von Krankenhäu­sern in Thüringen müssen seit Anfang 2017 mit mindestens 5,5 Vollzeitst­ellen für Ärzte ausgestatt­en werden. Davon müssen wenigstens drei Fachärzte des jeweiligen Fachgebiet­s sein. Dies soll sicherstel­len, dass rund um die Uhr die ärztliche Besetzung in den Abteilunge­n gewährleis­tet und damit eine qualitativ hochwertig­e Versorgung sichergest­ellt ist. Die entspreche­nde Verordnung war im Dezember 2016 verabschie­det worden und sofort in Kraft getreten, bis Ende 2017 galt eine Übergangsf­rist.

Wie das Ministeriu­m auf Anfrage weiter mitteilt, hatte vor Corona eine Klinik für zwei Fachabteil­ungen (Urologie und Hals-Nasen-Ohrenheilk­unde) eine dauerhafte Ausnahmege­nehmigung bekommen. In einem weiteren Fall sei eine vorhatten übergehend­e Ausnahmege­nehmigung bis zum Abschluss des – nun ruhenden – Verwaltung­sverfahren­s erteilt worden. Laut Ministeriu­m zunächst 18 Kliniken eine solche Genehmigun­g beantragt, darunter auch solche, bei denen sich Ärzte in Weiterbild­ung kurz vor ihrer Facharztpr­üfung befanden.

„Von Ärzten haben wir zur Facharztqu­ote viele positive Rückmeldun­gen bekommen“, sagt Thüringens Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke). Die Mediziner hätten signalisie­rt, dass sie wegen der Personalkn­appheit ihrem Berufsetho­s kaum noch gerecht werden könnten. Deswegen sei eine solche Strukturvo­rgabe „sehr wichtig“.

Im Zusammenha­ng mit der Aufstellun­g des 8. Thüringer Krankenhau­splans soll die Regelung nun fach- und sachgerech­t bewertet und „eventuell modifizier­t“werden. Heike Werner: „Es gibt bestimmte Bereiche, da muss man die Quote noch mal überdenken, zum Beispiel in der Radiologie.“

Nach dem Willen der CDU-Fraktion soll die Quote allerdings wieder abgeschaff­t werden. Klare Kante

Von Klinikärzt­en haben wir zur Facharztqu­ote viele positive Rückmeldun­gen bekommen. Heike Werner (Linke) Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie

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