Thüringische Landeszeitung (Gera)

Das Ende einer langen Ära

Mit der 1567 gegründete­n Hofapothek­e ist Weimars ältestes Geschäft geschlosse­n worden

- Susanne Seide Weimar.

Mit der Hofapothek­e am Markt hat zum 1. August Weimars ältestes Geschäft seine Pforten geschlosse­n. Er habe keinen Nachfolger gefunden, sagte Christian Hoffmann. Aber auch familiäre Gründe seien ein Grund, so der 72-jährige Apotheker im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dass keine Nachfolge gefunden wurde, schreibt Christian Hoffman auch der Lage zu: Keine Parkplätze vor der Tür, die vor allem älteren Stammkunde­n benötigen. Allerdings hat Christian Hoffmann die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass ein Apotheker von auswärts das Traditions­haus übernimmt. Dessen ungeachtet brennt dort jetzt nur noch Licht, wenn er Stück für Stück ausräumt.

Mit der Schließung der Hofapothek­e endet aber nicht nur nach 455 Jahren eine Geschäftsg­eschichte, sondern auch eine Familientr­adition. Begründet wurde diese 1799 durch Carl August Hoffmann. Er wurde 1762 vom Hofapothek­er, Hofmedicus und Bergrat Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz angestellt und übernahm die Apotheke später, schrieb Hubert Erzmann in „450 Jahre privilegie­rte Weimarer Hofapothek­e seit 1567: Zur Geschichte der Weimarer Apotheken“. Unter den Apothekern habe sie sich neben der Versorgung der Bevölkerun­g mit Medikament­en zugleich ein „Hort der Wissenscha­ft auf dem Gebiet der Pharmazie

und Chemie entwickelt“. „Das ist leider eine große Familientr­adition, die jetzt endet“, sagte Christian Hoffmann bedauernd.

Zu dieser gehört, dass Buchholz Goethes Interesse für Pharmazie und Naturwisse­nschaften weckte und Carl-August Hoffmann später sein Apotheker war. Das Deutsche Apotheken-Museum in Heidelberg besitzt einen Brief, in dem Goethe darum bittet, dass ihm eine vom Arzt verordnete Salbe übersendet werde sowie Carlsbader Salz. Goethe habe dann als Minister an der Gründung des chemischen Universitä­tslaborato­riums in Jena mitgewirkt, heißt es in einer Publikatio­n des Museums. Beim Luftangrif­f am 9. Februar 1945 wurde die Hofapothek­e weitgehend zerstört, später abgerissen. In der Frauentors­traße 3 führte sie bis zu seinem Tod 1969 Walter Hoffmann, der Vater des jetzt vermutlich letzten Besitzers.

Kurz darauf wurde die Apotheke verstaatli­cht. Als es 1988 an den Wiederaufb­au der Markt-Nordseite ging, regte Christian Hoffmann an, dort wieder eine Apotheke einzuricht­en. Stattdesse­n wollte man die Hoffmanns enteignen. Die Wende verhindert­e das.: 1993 konnte er die Apotheke wiedereröf­fnen. Markantes Detail über der Eingangstü­r ist der Erker aus dem vom Krieg zerstörten Gebäude, der dort wieder in die Fassade integriert worden ist.

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SUSANNE SEIDE Prägend für das Gebäude der Hofapothek­e ist der Erker hinter dem Neptunbrun­nen.

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