Thüringische Landeszeitung (Gera)
1600 Karikaturen fürs Satiricum
Künstler Henry Büttner überlässt eine Auswahl seines Lebenswerks Greizer Sammlung
Die Quintessenz aus einem riesigen Lebenswerk hat der Karikaturist Henry Büttner dem Greizer Satiricum überlassen. Der Künstler hat in Tausenden von Zeichnungen die zwischenmenschlichen Beziehungen und das Alltagsleben eingefangen. Am Mittwoch stellte der Leiter der Staatlichen Bücher- und Kupferstich-Sammlung, Ulf Häder, die 1600 Zeichnungen der Öffentlichkeit vor.
Henry Büttner gehört zu den namhaftesten deutschen Karikaturisten der Nachkriegszeit. Der 1928 in Wittgensdorf bei Chemnitz geborene und heute noch dort lebende Künstler hatte am 27. Juli der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung in Greiz eine repräsentative Auswahl seiner Arbeiten aus über 50 Jahren Schaffenszeit übergeben. „Wir sind Henry Büttner und seiner Familie außerordentlich dankbar für die Schenkung, zumal wir wissen, dass es viele andere Interessenten gibt,“sagte Museumsleiter Ulf Häder. „Wir werden dazu beitragen, dass wesentliche Positionen des künstlerischen Werks dauerhaft für die Öffentlichkeit erhalten bleiben.“
Jetzt stehe man vor der zeitintensiven Aufgabe, die 1600 Blätter einzuscannen und in eine Datenbank mit den entsprechenden Informationen einzuarbeiten. „Diese ehrenvolle Aufgabe wird dem Verantwortlichen für digitale Medien in unserem Haus, Nils Mörl, zuteil“, informierte Pia Büttner von der Öffentlichkeitsarbeit. Und nein, sie sei nicht verwandt mit dem Karikaturisten Henry Büttner. Auch wenn das bisweilen zu Scherzen im Bekanntenkreis führe, könne sie sich Schlimmeres als diese Beziehung vorstellen. „Ich selbst kenne die Karikaturen Büttners schon seit Kindertagen. Mich hat es in der Bibliothek immer zu den Karikatur-Büchern hingezogen“, gesteht Pia Büttner.
Eingescannt würden Vorder- und
Rückseite, weil sich auf manchen Arbeiten Informationen auf der Rückseite befänden. Das brauche viel Zeit. „Pro Scan rechnen wir mit etwa einer halben Stunde. Bei 1600 Blättern sind das 800 Arbeitsstunden“, sagte Nils Mörl. Der Leiter des Hauses, Ulf Häder, hatte Henry Büttner in Wittgensdorf besucht. „Ich durfte eine Stunde mit dem 93-Jährigen sprechen. Ein großes Privileg, wenn man bedenkt, dass Henry Büttner kaum je Interviews gegeben hat und Zeit seines Lebens sehr zurückgezogen lebte“, so Häder.
Diese Zurückgezogenheit habe es Büttner auch ermöglicht, feinste Nuancen des menschlichen Zusammenlebens wahrzunehmen. „Er ist ein stiller Beobachter“, sagte Häder. „Und bis heute geistig rege, sehr aufgeschlossen.“
Henry Büttner habe sich ganz bewusst für das Satiricum in Greiz entschieden. In seinen Zeichnungen hielt der Künstler vor allem das alltägliche Leben fest und schöpfte dabei immer aus seinem direkten Umfeld. Die Ideen seien ihm nie ausgegangen, wie der 93-Jährige sagte.
„Henry Büttner ist ein Zeichner, den man sofort erkennt. Charakteristisch für ihn ist die Eckigkeit seiner Linienführung“, so beschreibt Ulf Häder die Handschrift des Künstlers.
Büttner sei Autodidakt und habe nie eine Überformung seines großen Talents durch eine Kunsthochschule erfahren. „Er hat mir erzählt, dass ihn ein Arbeitskollege dazu angeregt habe, Karikaturen zu zeichnen.“Bereits in den 1950er-Jahren verkaufte Henry Büttner Karikaturen an Zeitschriften. Kurze Zeit später verdiente er mit der Zeichnerei seinen Lebensunterhalt. „Und das unermüdlich und diszipliniert mit festen, selbst auferlegten Arbeitszeiten“, berichtete Ulf Häder. Über 20.000 Zeichnungen seien so entstanden, bis er 2001 für sich entschied: Jetzt ist Schluss, weil Büttner seine an sich selbst gestellten qualitativen Maßstäbe nicht mehr erfüllen konnte.
„Im nächsten Jahr ab Mitte Juni planen wir eine Ausstellung mit Karikaturen Büttners“, so der Leiter des Hauses. Darauf dürfen die vielen Fans des Karikaturisten in der Region schon lange gewartet haben. Zuletzt wurde eine kleine BüttnerAusstellung 2013 gezeigt. Zudem werde in diesem Jahr eine neue Broschürenreihe aufgelegt unter den Titel „Ausstellungshefte des Satiricums“.
„Das Heft Nummer drei wird Henry Büttner gewidmet sein“, verriet Ulf Häder.