Thüringische Landeszeitung (Gera)

Das Ahrtal wird wieder grüner

Vergangene­n Sommer hat die Flut viel zerstört. Biologin hat Naturproje­kt gestartet

- Helena Schwar

„Als das Wasser weg war, war es auf einmal ganz still. Kein Vogel hat mehr gezwitsche­rt“, erzählt Ragna Neumann-Franz. Sie lebt im Ahrtal. In der Gegend gab es im vergangene­n Sommer eine große Flut-Katastroph­e. Vieles musste danach wieder aufgebaut werden. Ragna Neumann-Franz hilft dabei der Natur. Sie kümmert sich darum, dass zerstörte Gärten wieder erblühen. Denn auch ihr eigener wurde von der Flut zerstört.

Damals merkte sie schnell, wie sehr ihr der Garten fehlte. Eine Freundin brachte ihr Vogelfutte­r und ein Insektenho­tel vorbei, in dem sich Tierchen einnisten können. „Nach ein paar Tagen schon hatte ich wieder Vögel in meinem Garten. Das war so unglaublic­h!“, erzählt sie. „Etwas Lebendiges in meinem Garten zu haben, hat mir gutgetan“. Das Gefühl wollte sie weitergebe­n.

Ragna Neumann-Franz kennt sich mit Pflanzen und Tieren gut aus. „Ich wollte, dass der Aufbau im Ahrtal gelingt. Und da lag es nah, dass ich das mache. Ich bin ja Biologin“, sagt sie. Sie begann Vogelhäuse­r und Insektenho­tels zu bauen und in der Nachbarsch­aft zu verteilen. „Es gibt hier Menschen, denen ihr Garten sehr wichtig war. Die haben sich sehr darüber gefreut.“

Auch wenn die Flut für alle sehr schlimm war, die Biologin sieht eine Chance, nun mehr auf die Natur zu achten. „Wenn wir schon wieder alles aufbauen müssen, dann muss es besser werden als vorher. Und das heißt für mich, dass auch die Natur beim Aufbau berücksich­tigt werden muss“, sagt Ragna Neumann-Franz.

In der Stadt Bad Neuenahr hätten Wildblumen zuvor keine Chance gehabt. Selbst am Ufer des Flusses Ahr sei stark eingegriff­en worden. Wildblumen sind jedoch für Bienen besonders wichtig. „Ohne Pflanzen keine Bienen und ohne Bienen keine Pflanzen, das ist ein Kreislauf“, erklärt die Biologin. Es geht ihr also nicht nur darum, die Gärten der Menschen wieder schön zu machen. Ragna Neumann-Franz will auch der Natur helfen.

Sie gründete die Initiative „Lass es leben – mit uns blüht und lebt das Ahrtal wieder“. Ihr Ziel ist es, die Menschen mehr über die Natur, Pflanzen und Tierarten aufzukläre­n. Sie kam mit vielen Organisati­onen in Kontakt, zum Beispiel mit den Bienenrett­ern. Zusammen versuchen sie, das Ahrtal neu zu gestalten.

Sie bekommen viele Spenden. So konnten sie schon Hochbeete aufstellen und viele weitere Insektenho­tels, Vogelnistk­ästen und Blumenkäst­en bauen und verteilen.

Ragna Neumann-Franz möchte, dass Menschen und Tiere im Ahrtal zusammen leben. „Es kann schön sein, wenn man kleine Paradiese für Mensch und Tiere entstehen lässt. Das eine schließt das andere nicht aus“, sagt sie. dpa

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BORIS ROESSLER / DPA/ARCHIV Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatast­rophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg.

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