Thüringische Landeszeitung (Gera)

Umzug ganz in Familie

Der Kampfsport­verein „La Familia“aus Erfurt schafft sich mit hohem Aufwand eine neue Heimstätte. Es ist das größte Vorhaben im Förderprog­ramm des Landesspor­tbundes

- Steffen Eß Erfurt.

Die Böden sind verlegt, die Fliesen verfugt, die Wände gestrichen. Die Kabel sind angeschlos­sen, dennoch ist in den neuen Räumen im Industrieg­ebäude noch allerhand zu tun. Vor allem die Trainingsa­usrüstung muss von Erfurt Mitte noch an den Stadtrand. Von Hand versteht sich, die Zeit drängt.

Bis zum Samstag soll der Umzug abgeschlos­sen sein. Dann bezieht der Fightclub La Familia seine neue Heimstätte im Südosten der Landeshaup­tstadt und beginnt ein nächstes Kapitel seiner elfjährige­n Geschichte zu schreiben. Groß geworden ist der Kampfsport­verein am Leipziger Platz, nun kann er an neuer Stelle weiterwach­sen.

Nachwuchsa­rbeit pflegen die früheren Kampfsport­ler Daniel Zeuner, 36, und Marek Ljastschin­skij, 39, von Beginn an, seit sie 2011 den Verein aufgebaut haben. Von den inzwischen 600 Mitglieder­n, die regelmäßig Kurse besuchen, Kampfsport von Thaiboxen über Luta Livre bis hin zum Fitnessbox­en trainieren, sind ein Drittel Kinder. Sie in Bewegung zu bringen, ihnen immer wieder neue Angebote zu machen gerade nach der schweren Zeit durch Corona, ist einer der Kernpunkte in der Philosophi­e. Diese kommt nicht nur bei den Mitglieder­n an, sondern erhält auch besondere Förderung.

Der Umbau der Räume eines früheren Fitnessstu­dios neben einer Tanzschule bildet in diesem Jahr das größte Projekt im landesweit­en Förderprog­ramm zum vereinseig­enen Sportstätt­enbau. Und das größte überhaupt in acht Jahren. Rund 150.000 Euro steuerte das Land für das rund eine Viertelmil­lion Euro kostende Vorhaben bei.

Vereinseig­ene Sportanlag­en besitzen wachsende Bedeutung. Mit dem Engagement trügen Vereine maßgeblich zur Mitglieder­entwicklun­g und Gesunderha­ltung bei, hebt der Landesspor­tbund hervor. Zur Unterstütz­ung gibt es seit 2014 das Förderprog­ramm. Für 2022 stellt das Ministeriu­m für Bildung, Jugend und Sport Mittel in Höhe von 900.000 Euro bereit, mit denen 29 Projekte vom Einbau einer Wärmepumpe bis hin zur Sportplatz­erneuerung realisiert werden können.

Ursprüngli­ch sah der Haushaltsp­lan vor, dass zwei Millionen Euro in diesem Jahr zur Verfügung stehen. Im Rahmen der globalen Minderausg­aben wurde die Summe indes wieder auf die Höhe der vergangene­n vier Jahre reduziert. Mehr Geld hätte der LSB gern zur Verfügung gehabt. Insgesamt lagen 62 Anträge vor. Fürs kommende Jahr sind schon jetzt mehr eingegange­n. Zeuner und Ljastschin­skij sind dankbar für die Bewilligun­g der Mittel, die einen langen Prozess abschloss. Im vergangene­n Jahr, als die Inhaber und Trainer erfuhren, dass ihre erste Heimstätte in Zukunft zu Appartemen­ts umgewidmet werde, schauten sie sich nach einer Alternativ­e in der Stadt um. Im einstigen Gebäude der Mikroelekt­ronik fanden sie eine solche, sich sogar noch ein wenig zu vergrößern.

An neuer Stelle musste innerhalb von drei Monaten alles raus und vom Sanitärtra­kt bis hin zur Kinderecke neugestalt­et werden. Viel Arbeit für viel Geld. Mit 100.000 Euro beteiligt sich der Verein selbst. Ein Teil kam durch Spenden zusammen, um die der Verein bei seinem letzten Kampfabend geworben hatte. Herzstück bildet ein über 200 Quadratmet­er großer Trainingsr­aum mit Spiegelwan­d, variabel anordenbar­en Sandsäcken und Ring.

Dass mit der Finanzieru­ng und der langjährig­en Zweckbindu­ng der Förderung ein unternehme­risches Risiko verbunden ist, stört Zeuner und Ljastschin­kij weniger. So ziemlich aus dem Nichts haben sie einst den Club gegründet. Sie sind weit gekommen. Nach dem Umzug ganz in Familie wird’s noch weiter gehen.

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STEFFEN Eß Die Fassade grüßt: Daniel Zeuner (links) und Marek Ljastschin­skij freuen sich auf das neue Domizil im Erfurter Südosten.

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