Thüringische Landeszeitung (Gera)
Umzug ganz in Familie
Der Kampfsportverein „La Familia“aus Erfurt schafft sich mit hohem Aufwand eine neue Heimstätte. Es ist das größte Vorhaben im Förderprogramm des Landessportbundes
Die Böden sind verlegt, die Fliesen verfugt, die Wände gestrichen. Die Kabel sind angeschlossen, dennoch ist in den neuen Räumen im Industriegebäude noch allerhand zu tun. Vor allem die Trainingsausrüstung muss von Erfurt Mitte noch an den Stadtrand. Von Hand versteht sich, die Zeit drängt.
Bis zum Samstag soll der Umzug abgeschlossen sein. Dann bezieht der Fightclub La Familia seine neue Heimstätte im Südosten der Landeshauptstadt und beginnt ein nächstes Kapitel seiner elfjährigen Geschichte zu schreiben. Groß geworden ist der Kampfsportverein am Leipziger Platz, nun kann er an neuer Stelle weiterwachsen.
Nachwuchsarbeit pflegen die früheren Kampfsportler Daniel Zeuner, 36, und Marek Ljastschinskij, 39, von Beginn an, seit sie 2011 den Verein aufgebaut haben. Von den inzwischen 600 Mitgliedern, die regelmäßig Kurse besuchen, Kampfsport von Thaiboxen über Luta Livre bis hin zum Fitnessboxen trainieren, sind ein Drittel Kinder. Sie in Bewegung zu bringen, ihnen immer wieder neue Angebote zu machen gerade nach der schweren Zeit durch Corona, ist einer der Kernpunkte in der Philosophie. Diese kommt nicht nur bei den Mitgliedern an, sondern erhält auch besondere Förderung.
Der Umbau der Räume eines früheren Fitnessstudios neben einer Tanzschule bildet in diesem Jahr das größte Projekt im landesweiten Förderprogramm zum vereinseigenen Sportstättenbau. Und das größte überhaupt in acht Jahren. Rund 150.000 Euro steuerte das Land für das rund eine Viertelmillion Euro kostende Vorhaben bei.
Vereinseigene Sportanlagen besitzen wachsende Bedeutung. Mit dem Engagement trügen Vereine maßgeblich zur Mitgliederentwicklung und Gesunderhaltung bei, hebt der Landessportbund hervor. Zur Unterstützung gibt es seit 2014 das Förderprogramm. Für 2022 stellt das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Mittel in Höhe von 900.000 Euro bereit, mit denen 29 Projekte vom Einbau einer Wärmepumpe bis hin zur Sportplatzerneuerung realisiert werden können.
Ursprünglich sah der Haushaltsplan vor, dass zwei Millionen Euro in diesem Jahr zur Verfügung stehen. Im Rahmen der globalen Minderausgaben wurde die Summe indes wieder auf die Höhe der vergangenen vier Jahre reduziert. Mehr Geld hätte der LSB gern zur Verfügung gehabt. Insgesamt lagen 62 Anträge vor. Fürs kommende Jahr sind schon jetzt mehr eingegangen. Zeuner und Ljastschinskij sind dankbar für die Bewilligung der Mittel, die einen langen Prozess abschloss. Im vergangenen Jahr, als die Inhaber und Trainer erfuhren, dass ihre erste Heimstätte in Zukunft zu Appartements umgewidmet werde, schauten sie sich nach einer Alternative in der Stadt um. Im einstigen Gebäude der Mikroelektronik fanden sie eine solche, sich sogar noch ein wenig zu vergrößern.
An neuer Stelle musste innerhalb von drei Monaten alles raus und vom Sanitärtrakt bis hin zur Kinderecke neugestaltet werden. Viel Arbeit für viel Geld. Mit 100.000 Euro beteiligt sich der Verein selbst. Ein Teil kam durch Spenden zusammen, um die der Verein bei seinem letzten Kampfabend geworben hatte. Herzstück bildet ein über 200 Quadratmeter großer Trainingsraum mit Spiegelwand, variabel anordenbaren Sandsäcken und Ring.
Dass mit der Finanzierung und der langjährigen Zweckbindung der Förderung ein unternehmerisches Risiko verbunden ist, stört Zeuner und Ljastschinkij weniger. So ziemlich aus dem Nichts haben sie einst den Club gegründet. Sie sind weit gekommen. Nach dem Umzug ganz in Familie wird’s noch weiter gehen.