Thüringische Landeszeitung (Gera)
Brennauer steigt vom Rad
Die 34-Jährige wird nach der EM ihre Karriere beenden – das teilte die Bahnrad-Olympiasiegerin am Jahrestag ihres Tokio-Triumphes mit
Am 3. August 2021 war Lisa Brennauer endgültig im Radsport-Himmel angekommen: Olympia-Gold mit dem deutschen Bahnvierer in Tokio, Fabelweltrekord. Mehr geht nicht. Und deshalb passt es, dass die 34-Jährige am Jahrestag des größten ihrer vielen großen Erfolge das Ende ihrer beeindruckenden Karriere ankündigte. Die European Championships in München sollen der Schlusspunkt nach anderthalb Jahrzehnten Weltklasse auf Bahn und Straße sein.
„Jetzt ist der genau richtige Zeitpunkt, ich höre auf dem Höhepunkt auf“, sagte Brennauer: „Ich habe gerade im vergangenen Jahr so viele Erfolge feiern und positive Energie mitnehmen können. Es fühlt sich richtig an. Dass ich den Moment selber wähle, ist eine schöne Sache.“
Dass der gewählte Moment oder zumindest dessen öffentliche Bestätigung auf den ersten Geburtstag des Tokio-Triumphes fiel, sei „voll der Zufall“. Und dennoch ist es folgerichtig: Denn der Traum-Trip in Japan, als der deutsche Bahnvierer mit Frontfrau Brennauer dreimal Weltrekord fuhr und die alte Bestmarke um ganze Welten von 4:10,236 auf 4:04,242 Minuten drückte, brachte ihr höchst verdiente Anerkennung von jenseits der Radsport-Blase.
„Ich habe gemerkt, dass die Leistung von den Leuten wahrgenommen wurde und dieser Olympiasieg etwas ganz anderes bedeutet als WM-Gold“, sagt die Allgäuerin: „Ich habe sehr viel Wertschätzung erfahren. Man kennt mich jetzt, das ist etwas anders, aber schön so.“
Dabei war sie vor jenem wahnsinnigen „Summer of 21“, in dem sie vor Olympia zweimal Europameisterin und nach Olympia dreimal Weltmeisterin wurde, schon längst eine Radsport-Größe. Angefangen vom Zeitfahr-WM-Titel bei den Juniorinnen 2005 über ihr Profi-Debüt 2009 beim Team Nürnberger bis hin zu WM-Gold im Einzelzeitfahren 2014 – auf der Straße war die junge Brennauer eine Macht. Auch die Thüringen-Rundfahrt gewann sie 2017 und 2018. Später kehrte sie zu ihrer alten Liebe Bahnrad zurück, vollendete im Oval ihre Karriere.
Weitermachen bis Olympia 2024 sei kein Thema mehr gewesen, „Paris ist nie so richtig in meinem Kopf angekommen.“Und schöner, besser als dieses Gold von Tokio mit den Freundinnen Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger hätte es auch nicht mehr werden können. „Der Olympiasieg wird uns immer verbinden, bis in alle Ewigkeit“, sagt Brennauer. sid