Thüringische Landeszeitung (Gera)

Brennauer steigt vom Rad

Die 34-Jährige wird nach der EM ihre Karriere beenden – das teilte die Bahnrad-Olympiasie­gerin am Jahrestag ihres Tokio-Triumphes mit

- Christoph Leuchtenbe­rg Kempten. Brennauer gewann zweimal die Thüringen-Rundfahrt

Am 3. August 2021 war Lisa Brennauer endgültig im Radsport-Himmel angekommen: Olympia-Gold mit dem deutschen Bahnvierer in Tokio, Fabelweltr­ekord. Mehr geht nicht. Und deshalb passt es, dass die 34-Jährige am Jahrestag des größten ihrer vielen großen Erfolge das Ende ihrer beeindruck­enden Karriere ankündigte. Die European Championsh­ips in München sollen der Schlusspun­kt nach anderthalb Jahrzehnte­n Weltklasse auf Bahn und Straße sein.

„Jetzt ist der genau richtige Zeitpunkt, ich höre auf dem Höhepunkt auf“, sagte Brennauer: „Ich habe gerade im vergangene­n Jahr so viele Erfolge feiern und positive Energie mitnehmen können. Es fühlt sich richtig an. Dass ich den Moment selber wähle, ist eine schöne Sache.“

Dass der gewählte Moment oder zumindest dessen öffentlich­e Bestätigun­g auf den ersten Geburtstag des Tokio-Triumphes fiel, sei „voll der Zufall“. Und dennoch ist es folgericht­ig: Denn der Traum-Trip in Japan, als der deutsche Bahnvierer mit Frontfrau Brennauer dreimal Weltrekord fuhr und die alte Bestmarke um ganze Welten von 4:10,236 auf 4:04,242 Minuten drückte, brachte ihr höchst verdiente Anerkennun­g von jenseits der Radsport-Blase.

„Ich habe gemerkt, dass die Leistung von den Leuten wahrgenomm­en wurde und dieser Olympiasie­g etwas ganz anderes bedeutet als WM-Gold“, sagt die Allgäuerin: „Ich habe sehr viel Wertschätz­ung erfahren. Man kennt mich jetzt, das ist etwas anders, aber schön so.“

Dabei war sie vor jenem wahnsinnig­en „Summer of 21“, in dem sie vor Olympia zweimal Europameis­terin und nach Olympia dreimal Weltmeiste­rin wurde, schon längst eine Radsport-Größe. Angefangen vom Zeitfahr-WM-Titel bei den Juniorinne­n 2005 über ihr Profi-Debüt 2009 beim Team Nürnberger bis hin zu WM-Gold im Einzelzeit­fahren 2014 – auf der Straße war die junge Brennauer eine Macht. Auch die Thüringen-Rundfahrt gewann sie 2017 und 2018. Später kehrte sie zu ihrer alten Liebe Bahnrad zurück, vollendete im Oval ihre Karriere.

Weitermach­en bis Olympia 2024 sei kein Thema mehr gewesen, „Paris ist nie so richtig in meinem Kopf angekommen.“Und schöner, besser als dieses Gold von Tokio mit den Freundinne­n Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger hätte es auch nicht mehr werden können. „Der Olympiasie­g wird uns immer verbinden, bis in alle Ewigkeit“, sagt Brennauer. sid

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SASCHA FROMM Lisa Brennauer beendet nach der EM ihre Karriere.

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