Thüringische Landeszeitung (Gera)
Citybiathlon macht Lust auf mehr
Premiere mit gut aufgelegtem Olympiasieger auf dem Geraer Markt soll keine Eintagsfliege sein
Gera. Sicher, bis zur Oberhof-Atmosphäre fehlt noch eine Menge. Doch für den Beginn der Geraer Biathlon-Biografie war dieses Gastspiel ein solider Einstand, auf dem sich aufbauen lässt. So sahen es jedenfalls die Veranstalter der Citybiathlon-Premiere am Freitag und Samstag in Gera, die sich einig waren, dass der vor allem auf Unterhaltung und Volkssport ausgelegte Sommerbiathlon im Herzen der Stadt keine Eintagsfliege bleiben soll. Das sagte Geras Sportamtsleiter René Soboll, und auch Martin Bremer, der Kopf der Biathlon-Tour hofft auf ein Wiedersehen am Etappenort Gera. Beide danken den Unterstützern, den Sponsoren des Spektakels.
Firma Kaeser und Speedskater gewinnen Gaudi-Wettbewerbe
Für besondere Momente sorgte am ersten Tag der ehemalige Spitzenbiathlet und Staffel-Olympiasieger von Turin 2006, Michael Rösch, der fleißig Autogramme verteilte und für Selfies bereitstand. Der sympathische Sachse war sich auch für kleine spaßige Einlage nicht zu fein, drehte mit Langlauf-Skiern – ohne Rollen – eine kraftvolle Runde auf dem Pflaster des Geraer Marktes, feuerte andere mit Kuhglocke an und ging später im Simsonbrunnen baden. Die Gefahr auszutrocknen bestand allerdings im Laufe des Freitags nicht – bei entsprechenden Temperaturen hätte der hartnäckige Regen sicher gut Neuschnee in die Loipe getragen. Dennoch wurde der Firmenwettkampf mit elf Unternehmensstaffeln in drei Vorläufen und dem Finallauf durchgezogen. Ohne Skier mussten Runden gerannt und mit dem so erhöhten Puls ein ruhiges Händchen am Laser-Biathlongewehr bewahrt werden. Ein Fehlschuss bedeutete die Strafrunde um den Simsonbrunnen.
Gewonnen hat diesen Wettkampf im Übrigen die Firma Kaeser vor Askion und dem Chemiewerk Bad Köstritz. Ein zweiter Wettbewerb fand am Samstag statt, diesmal für Geraer Sportvereine und mit dem Ski-Ergometer, der die Langlauf-Bewegung simuliert. Hier waren am Ende die Speedskater siegreich vor dem TSV Leumnitz und dem
Schwimmverein Gera. „Rund 50 Leute haben sich außerdem dem Tour-Wettbewerb gestellt“, erklärt Veranstalter und Moderator Martin Bremer. Tagesbester mit dem fünftbesten Ergebnis der bisherigen Tour 2023 war Moritz Buggisch, ein Student aus Leipzig, dessen Freundin aus Gera kommt. Fünf Schuss im Stehen, fünf Treffer, und das mit 400 Metern Ergometer in den Beinen.
Begeisterte Biathlonfans
„Ich finde es super, dass sowas in Gera stattfindet“, sagte die Geraer Besucherin Katrin Salomon und auch Hanno Soboll ist begeistert. Der Onkel des Sportamtsleiters ist tatsächlich Hardcore-Fan, seit 1996
hat er in der Regel mindestens zwei Weltcups im Jahr besucht, die Anstecker an seiner Mütze bezeugen es. Vor allem Hochfilzen und Antholz seien Pflichttermine, er war aber auch schon in Oslo oder Nove Mesto. Und das, obwohl er erst seit vorigem Jahr nicht mehr arbeitet. Er hatte ein Buch dabei, in dem Fotos von ihm mit sämtlichen deutschen und vielen internationalen Biathlon-Stars der letzten Jahre und Jahrzehnte gesammelt sind.
Biathlon-Fan ist auch Matthias Ebing, der nach seinem Foto mit Michael Rösch begeistert ist. „Er ist wie eine Ikone“, sagt der Geraer, der regelmäßig nach Oberhof fahre. „Wir müssen aber wieder mehr machen,
um das Nachwuchspotenzial zu fördern“, blickt er auf die Situation im deutschen Biathlon. Auch das ist ein Ansatz der Tour, sagt Michael Rösch. „Es werden die gleichen Abläufe simuliert und jeder kann sich mal ausprobieren. Mitunter sind auch Kinder dabei, die vielleicht Talent haben und so für den Sport begeistert werden. Ich bin seit ein paar Jahren an verschiedenen Etappenorten dabei und finde das eine super Idee.“Er trainiere mit 40 Jahren zwar nicht mehr auf Hochleistungsniveau. Die FünferSerie am Lichtsignal-Schießstand traue er sich aber noch zu. „Biathlon ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht.“