Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Sie leben von Anfang bis zum Ende bei uns“
25 Jahre ASB Behindertenhilfe- und Rehabilitations GmbH – vom Integrativen Kindergarten bis zum Pflegeheim
Gera. „Inklusive Schulen sind gut gedacht, aber oftmals nicht praktikabel. Ich bin sehr gespalten, denn die Umsetzung ist von beiden Seiten schwierig“, sagt Doreen Wiesner, Heimleiterin der ASB Behindertenhilfeund Rehabilitations GmbH. Seit 25 Jahren hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) die Trägerschaft inne.
Doreen Wiesner ist bereits seit 1992 dabei. Als Kinderkrankenschwester hat sie im Heim begonnen, welches 1991 eröffnet wurde. „Zu DDR-Zeiten wurden Kinder mit schweren Behinderungen vollstationär im Krankenhaus untergebracht. Dies wurde nach der Wende abgeschafft und die ersten Wohngruppen gegründet. Nach und nach wurden diese Kinder erwachsen und man musste sich etwas einfallen lassen“, erzählt sie aus den frühen 90er Jahren.
Zu dieser Zeit befand sich auf dem Areal der Franz-Stephan-Straße 40, am Rand von Lusan, ein integrativer Kindergarten und eine Elementarförderung – ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung. „In den Jahren 2008 bis 2010 haben wir komplett umgebaut. 24 Kinder und Jugendliche sind in die Zeulsdorf 26 gezogen, 48 Erwachsene leben neben jenen, die im Pflegeheim betreut werden müssen, hier auf dem Gelände der FranzStephan-Straße 40. Im Pflegeheim haben wir 55 Plätze.“
Kinder im Alter von null bis 18 Jahren leben in der Zeulsdorf
Abgerundet wird das Lebens- und Wohnangebot von einer Außenwohngruppe und dem ambulant begleiteten Wohnen. „In beiden dieser Formen leben Menschen, die relativ selbstständig mit einer gewissen stundenweisen Betreuung ihren Alltag bewältigen können.“
Je nach Möglichkeit der individuellen
Förderung gehen einige Bewohner einer Beschäftigung in den Werkstätten der Lebenshilfe nach oder „werden täglich in unseren Förderbereichen beschäftigt. Jene, die pfiffig sind, bewältigen ihren Alltag relativ allein.“
Wenn sie irgendwann nicht mehr können, ziehen sie in das nebenstehende Pflegeheim „Am BritenBach“um. Dort verbringen sie ihren Lebensabend. Kinder im Alter von null bis 18 Jahren leben in der Zeulsdorf 26. „Es gibt viele Ursachen, warum Eltern ihre Kinder zu uns bringen oder sie zu uns kommen. Es gibt Suchtproblematiken der Eltern, die die kindliche Entwicklung bereits im Bauch beeinträchtigt haben. Es fällt Eltern nicht immer leicht, diese Entscheidung zu treffen. Aber vor allem, wenn mehrere Kinder im Haushalt leben, kann eine Gleichbehandlung oder Förderung des einen Kindes immer auch zu Lasten der Geschwister gehen. Ich kenne eine Mutti, sie sieht unsere Einrichtung als Internat. Jedes Wochenende holt sie ihr Kind nach Hause.“
Jene Kinder, die in Zeulsdorf leben, besuchen die Schule zur individuellen Lebensförderung in Röpsen. „Andere Schulen werden von unseren Kindern nicht besucht.“
Die Fluktuation hält sich in Grenzen
Rund 250 Mitarbeiter arbeiten bei der ASB Behindertenhilfe- und Rehabilitations GmbH. „Wir haben Fluktuation vor allem im Bereich der Pflege, aber es hält sich in Grenzen“, bilanziert der Geschäftsführer Christian Köcher.
2010 als Praktikant ins Unternehmen gekommen, blieb er als Physiotherapeut der Einrichtung treu, bis er 2020 ad hoc zum Geschäftsführer aufstieg. „Mein Vater hatte zuvor die Führung inne, es war nicht geplant, dass ich diesen Staffelstab übernehmen werde. Doch aufgrund seiner Corona-Erkrankung – eine der ersten in Gera und Umgebung und auch noch schwerwiegend – musste relativ schnell eine Lösung gefunden werden. Christian Köcher kommt aus einer Familie, in der Mutter, Vater und Großmutter im Gesundheitswesen tätig waren. „Auch meine Frau arbeitet in der Gesundheitsbranche.“