Thüringische Landeszeitung (Gera)
Feueralarm in Orlando
Viel Aufregung und Platz vier für Lisa Kunert bei der Cheerleading-Weltmeisterschaft
Treff im Turnsportzentrum. Lisa Kunert trainiert die Rookies, zeigt den Anfängern die Grundübungen und die Jüngsten sind mit Feuereifer bei der Sache. Lisa Kunert geht voll und ganz auf im Cheerleading, hat ihren Sport gefunden. Als ihre Mutter die kleine Lisa bei den Great Gera Skates anmeldete, tat sie ihr einen großen Gefallen. Das Mädchen war auf Anhieb begeistert vom Cheerleading, dem Mix aus Tanz, Akrobatik und Turnen, investierte viel Zeit und Energie in ihren Sport und früh war ihr klar: „Ich möchte als Trainerin weitergeben, was ich gelernt habe.“
Alles eine Nummer größer bei der Weltmeisterschaft in Orlando
Und das ist eine ganze Menge. Die 17-Jährige Geraerin startete mit den Jenaerinnen Sofie Meinhardt und den Geschwistern Victoria und Antonia Vogler als Junior-Allgirl-Team in Orlando und wurde WM-Vierte.
„Wir wollten unsere Übung so perfekt wie möglich darbieten, keine Fehler machen. Wofür es dann am Ende reichen würde, wollten wir sehen“, sagt sie. In der Gruppe ist das Zusammenspiel wichtig. Wer die Flugübungen mit Schrauben ausführt, muss sich darauf verlassen können, dass die Teamkameradinnen auf dem Boden sie auch wieder sauber fangen.
Platz vier bei der WM wertet Lisa Kunert als großen Erfolg, doch was sie noch mehr beeindruckte war das Drumherum. Cheerleading ist in den USA zu Hause, der ESPNSportkomplex riesig, die Stimmung gigantisch, alles ein paar Nummern größer, als sie es bisher kannte. „Wir sind mit dem Auto eine Stunde unterwegs gewesen, um zum Sportkomplex
zu kommen. Für amerikanische Verhältnisse keine Entfernung und nicht der Rede wert“, sagt sie. Eine Stunde im Auto, das sei als würden wir von Gera aus nach Leipzig pendeln.
Mit einer gelungenen Übung qualifizierte sich das Juniors-Team für das Finale, alles war bereit, doch es gab zweimal Feueralarm, die Halle wurde geräumt, der Zeitplan geriet aus den Fugen. Warten und Hoffen, dass es nicht tatsächlich brennt. „Wir habe uns warm gehalten, auf der Wiese trainiert“, sagt die Abiturientin.
Es war ein Geduldsspiel, erst gegen 22 Uhr waren die Thüringerinnen an der Reihe. „Das waren wir nicht gewohnt, so spät anzutreten, doch wir haben es hinbekommen.“Das Üben, Üben, Üben, die vielen Wochenend-Lehrgänge, das alles hat sich gelohnt. Nach dem Wettkampf kamen ihr die Tränen, sie sagte den Teamkameradinnen, es läge am Make-up, doch es kullerten auch Tränchen der Erleichterung und Freude über das Erreichte.
Die Stimmung im großen Hallenkomplex war gigantisch
Die Reise zur WM nach Orlando war ein unvergessliches Erlebnis. Als sie vor der Wahl stand, sich die Disney-World oder Cape Canaveral anzuschauen, entschied sie sich dagegen. „Ich bin lieber in die Halle gegangen, um zu schauen, was bei den Seniors geboten wird, wollte von der tollen Stimmung noch was abhaben, die anderen Teams anfeuern, wie sie auch uns angefeuert haben.“Und wenn sie ein Fazit ihrer WM-Reise in die USA ziehen möchte, dann bleibt diese Stimmung und Begeisterung in Erinnerung, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, das Cheerleading über die Grenzen hinweg entfachen kann.