Thüringische Landeszeitung (Gera)
Vertrauen als Anfang jeder Beziehung
Geraer Kindergarten „Traumwelt“feiert 30 Jahre Trägerschaft bei der Johanniter-Unfall-Hilfe
Bereits in der achten Klasse wollte Marion Reichardt in der „010“arbeiten. Heute ist sie 63 Jahre alt und noch immer in der „010“, doch weder gibt es heute noch den Namen, noch wusste sie damals, dass sie knapp 50 Jahre später immer noch dort arbeiten würde.
„So etwas machen wir nicht“, hätte sie die damalige Leiterin dieser kombinierten Kindereinrichtung angeraunt, als sie in den Ferien ein freiwilliges Praktikum absolvieren wollte. „Schon damals wusste ich, dass ich Krippenerzieherin werden möchte. 1977, mit 17, konnte ich dann tatsächlich meine Ausbildung dort beginnen. Seitdem bin ich hier“, so Marion Reichardt.
Auch Kerstin Schneider gehört zu den Urgesteinen des Erzieherteams. Sie absolvierte 1985 das Abschlusspraktikum in der „010“und kam 1991 als angestellte Erzieherin zurück in die Einrichtung, nachdem sie die Jahre zuvor im Wochenheim der Kammgarnspinnerei gearbeitet hatte. „Damals gab es noch diese Form der Kindereinrichtungen, vergleichbar mit heutigen Inwerden
ternaten, nur eben für Kindergartenkinder“, erklärt sie.
Das Konzept einer Ganztagskita hat das Nachwende-Team unter der Leitung von Anja Köpper und Kerstin Schneider wieder aufgegriffen. „Mitte der 90er Jahre, als die Kinderzahlen zurückgegangen sind, hatten wir viele Ideen, unter anderem die Hortbetreuung. Dreimal in der Woche haben wir die Grundschüler aus zwei Schulen abgeholt und sie betreut. Ebenfalls haben wir das Konzept der Ganztagsbetreuung
auf den Tisch gelegt, welches jedoch von der Stadt abgelehnt wurde“, erklärt Anja Köpper. Sie absolvierte ab 1985 ihre Ausbildung in der „010“. 1993 wurde sie entlassen, von Seiten der Stadt, zwei Tage vor der Übernahme durch den neuen Träger: die Johanniter-UnfallHilfe. Aus der einstigen „010“wurde die „Traumwelt“. 1997 übernahm sie diesen Staffelstab der Leitung.
Nach einem lebensbezogenen Ansatz arbeitet und wirkt das Erzieherteam seit 30 Jahren. 155 Kinder
von 31 Erziehern, Musiktherapeuten, Heilerziehungspflegern und Logopäden betreut. „Für uns ist Erziehung Herzenssache. Daher legen wir auch Wert darauf, dass Kinder ihre Erzieher ihre gesamte Kita-Zeit behalten. Erziehung ist für uns nicht nur ein Vertrag, sondern Beziehung und Vertrauen zwischen Kollegen, Kind und Eltern“, bringt es Anja Köpper auf den Punkt.
Dass diese Rechnung aufgeht, beweist unter anderem Nadine Seifert. Die heute 34-Jährige ist Mutter von drei Kindern. Sie alle sind ebenfalls Teil der Traumwelt in der Kastanienstraße. „Lusan ist ein gutes Pflaster, es ist schön geworden und hier in der Traumwelt sind noch die gleichen Erzieher, wie zu meiner Zeit. Es fühlt sich gut an, meine Kinder in ihren Händen zu wissen“, so Nadine Seifert.
Gemeinsam soll am morgigen Sonnabend, 9. September, ab 14 Uhr, gefeiert und in Erinnerungen geschwelgt werden. Willkommen ist jeder, der die Traumwelt kennt oder in selbige eintauchen will. Es wird alles geben, was es für einen Kindergeburtstag braucht.