Thüringische Landeszeitung (Gera)
Greizer Theaterherbst will Mut proben
Nächste Woche startet die 32. Auflage des Theaterfestivals. Das erwartet die Gäste
Der Greizer Theaterherbst sei schon immer ein Mutmachprojekt für die Region gewesen, sagte der künstlerische Leiter der diesjährigen 32. Auflage des Festivals, Ingolf Huhn, am Anfang der Pressekonferenz zur Programm-Vorstellung.
Nachdem die Treuhand in Greiz regelrecht gewütet hatte, sollte das Theaterfestival der Stadt ihren Stolz zurückgeben, den Entlassungen und Firmenschließungen etwas Aktives und Gestaltendes gegenüber stellen. In gewisser Weise ist das diesjährige Motto „Mut proben“also ein Rückgriff auf jene Jahre, zugleich aber auch ein Brückenschlag in die aktuelle Zeit. Denn auch jetzt sei wieder eine Zeit, in der man Mut zeigen müsse, so der erfahrene Theatermacher, der auch schon Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau war.
Es sei wieder nötig, Mut zu haben, „vorwärtsgehend“, wie Huhn sagt, und mit „positivem Impuls“Dinge anzugehen. „Gerade, wenn die äußere Situation schwierig ist, kann man sich ja nicht in die Ecke setzten und weinen.“
Es ist nicht verwunderlich, dass das Thema Mut in den Werkstätten – die in diesem Jahr jeweils zwischen drei und vier Mal auftreten – und in den Gastspielen immer wieder auftritt. Es bleibt nicht der letzte Bezug auf die heutige Zeit, denn auffällig viele Stücken beschäftigen
sich mit dem Frieden – von der Konferenz der Tiere über Colours of Peace und Romeo und Julia mit seinen beiden verfeindeten Familien bis zur Lesung aus dem Briefwechsel von Bertha von Suttner, die 1905 den Friedensnobelpreis erhielt, mit dessen Stifter Alfred Nobel. Es sind viele Höhepunkte, die Ingolf Huhn
aus dem diesjährigen Programm herauspickt. Da ist zum Beispiel das Rockmusical-Gastspiel „Hedwig and the angry Inch“, das gleichzeitig die Geschichte der Wende und einer Geschlechtsumwandlung erzählt und bei dem man sehr froh sei, dass man es nun auch in Greiz zeigen könne. Bizarr wird es auch bei der Schauspielwerkstatt und ihrem Stück „Auf hoher See“, das – basierend auf dem Werk von Slawomir Mrożek – von drei Schiffbrüchigen erzählt, die irgendwann feststellen, dass einer gegessen werden muss, um zu überleben.
Vor allem mit den beiden Veranstaltungen, die als Nachklapp noch am Sonntag, 24. September, stattfinden wird man zudem regional: Bei der Lesung Greizer Theaterhelden soll an das Ensemble des Greizer Theaters erinnert werden, das es dort von 1947 bis 1963 gab. Viele der Schauspieler oder Mitglieder des Musiktheaters machten später am Deutschen Theater oder bei der Defa Karriere. Nun will man an sie und ihre Nachfolger erinnern. Gleich im Anschluss geht es in einem Dokumentarfilm im Kino um die Verhaftung der Geraer Puppenspielgruppe um Frank Karbstein, nachdem diese in den 1980erJahren pazifistische Flugblätter verteilt hatte. Anwesend sein soll nicht nur die Filmemacherin Luisa Bäde sondern auch Karbstein selbst.
Und nicht zuletzt sind da die Werkstätten, in denen sich Laien und Schauspielprofis auf Augenhöhe begegnen – schon seit der Gründung eine der Säulen des Theaterherbstes. Seit Wochen und Monaten wird für die Premieren und die weiteren Aufführungen geprobt. Bereits ab nächster Woche können sie dann die Ergebnisse der langen Arbeit präsentieren.