Thüringische Landeszeitung (Gera)

Patienten helfen mit viel Herz

Warum sich die Langenberg­er Linden-Apotheke in eine bundesweit­e Postkarten-Aktion einreiht

- Christiane Kneisel

Sie wissen schon um ihre Wertschätz­ung. Dennoch waren Apothekeri­n Sandra Diezel und ihr Team von der Linden-Apotheke in Gera-Langenberg überrascht, welch große Resonanz die kürzliche Postkarten-Aktion brachte, bei der Patienten zum Mitmachen aufgerufen wurden und schreiben konnten, warum die Apotheke vor Ort unverzicht­bar ist. „Von 95 Postkarten wurden 62 zu uns zurückgebr­acht“, resümiert Diezel. Aber nicht nur das. Viele Antworten waren sehr persönlich, herzerwärm­end und zeigten, dass sich die Schreiber ernsthaft Gedanken gemacht hatten.

So war zu lesen: „...weil sie (die Apotheke - d.R.) mir schon so oft helfen konnte, wo kein Arzt helfen konnte.“Oder: „...ich ihr immer vertrauen kann und gut beraten bin. Sie ist in dieser Zeit immer bemüht, die Medikament­e zu besorgen, auch wenn es sehr schwer ist.“Oder auch: „...man besser vor Ort beraten wird als im Internet.“Und: „Sie trotz der politische­n Probleme immer ein Lächeln für uns haben.“

Die Langenberg­er Apotheke reiht sich damit in die bundesweit­e Aktion ein, die die Bundesvere­inigung

Deutscher Apothekerv­erbände (ABDA) unter dem Slogan „Wir lieben Apotheke, weil...“gestartet hatte. Aus gutem Grund: Geht doch die Zahl der Apotheken in Deutschlan­d seit Jahren zurück, wird deren Alltag von täglichen Lieferengp­ässe, viel Bürokratie, einer hohen Inflation, Kostenstei­gerungen in allen Bereichen und einem zunehmende­n Fachkräfte­mangel bestimmt.

Andreas Ettel, Pressespre­cher der Landesapot­hekerkamme­r Thüringen

und Sprecher der Geraer Apotheken, schätzte zur Aktion, die Anfang dieser Woche endete, ein: „Die Resonanz war riesig. Es gab eine Rückläufer-Quote von mehr als 50 Prozent.“Viele Patienten, so Andreas Ettel, kämen nicht nur für ihre Medikament­e in die Apotheke. „Für sie ist die Apotheke vor Ort weitaus mehr. Sie ist Anlaufstel­le, um zu reden, um Befindlich­keiten auszutausc­hen. Der persönlich­e Kontakt ist wichtig. Es wird ein großes Vertrauens­verhältnis aufgebaut. Gibt es die Apotheke nicht mehr, fehlt etwas.“Andreas Ettel wünscht sich wie seine Kollegen, dass sämtliche Proteste endlich einen Widerhall bei der Bundesregi­erung finden. Dabei schickt er zugleich voraus: Zum Deutschen Apothekert­ag in Düsseldorf Ende September wolle Gesundheit­sminister Karl Lauterbach wieder nur eine Videogrußw­ort senden und nicht persönlich anwesend sein.

Hinsichtli­ch Erfolgsaus­sichten bleibt auch Sandra Diezel skeptisch. Sie selbst hatte versucht, zur Kartenakti­on mit Staatssekr­etärin Elisabeth Kaiser (SPD) aus Gera in Kontakt zu treten und zwecks eines konkreten Termins angefragt. Bisher vergeblich, berichtete sie ernüchtert. „Es scheint Frau Kaiser nicht zu interessie­ren. Wirklich schade, dass unsere Probleme selbst lokal kein Interesse finden. Sämtliche Kampagnen der ABDA sind gut und wichtig, trotzdem sollte unsere Standesver­tretung an die Politik mehr Forderunge­n aufmachen.“

Mit dem Start der Initiative „Gegen Zukunftskl­au“und dem bundesweit­en Protesttag am 14. Juni hatte die Apothekers­chaft schon Zeichen gegen die Untätigkei­t der Gesundheit­spolitik gesetzt.

 ?? PETER MICHAELIS ?? Apothekeri­n Sandra Diezel und Mitarbeite­rin Anja Huhle (links) mit den ausgefüllt­en Karten ihrer Kunden.
PETER MICHAELIS Apothekeri­n Sandra Diezel und Mitarbeite­rin Anja Huhle (links) mit den ausgefüllt­en Karten ihrer Kunden.

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