Thüringische Landeszeitung (Gera)

Zum Flöten ist man nie zu alt

Mit einem Festkonzer­t feiern die „Flötenkind­er“Bad Köstritz ihr 30-jähriges Bestehen

- Tina Puff

Bad Köstritz. Leidenscha­ftlich und konzentrie­rt musizieren sie, die zehn Flötenkind­er, die am Mittwochab­end zur Probe ins Schützhaus gekommen sind. Sie hören auf die Anweisunge­n von Friederike Böcher, blättern in ihren Notenhefte­n und spielen ein Stück nach dem anderen. Von 17 bis 19.30 Uhr wird geprobt. Friederike Böcher, Leiterin der Köstritzer Flötenkind­er, ist schon seit Mittag musikalisc­h unterwegs. Die gut 20 Mitglieder proben in Gruppen. Die erste Probe ist immer für 13.30 Uhr angesetzt.

Flöten hält offenbar jung

Beim Blick in die Runde fällt auf, dass Flöte nicht gleich Flöte ist. Sie sehen ganz unterschie­dlich aus. Es gibt Sopranino-, Sopran-, Alt-, Tenorund Bassflöten. Eine Bassflöte spielt bei dieser Probe Friedel Stapf. Mit ihren 87 Jahren ist sie die älteste Flötistin. „Ich spiele aber auch Alt und Tenor“, erzählt sie. Seit ihrer Kindheit spielt sie Flöte. Sie liebt das Instrument und bekommt fast nie Atemnot. „Ich habe immer genug Luft“, lächelt die charmante Köstritzer­in, der man ihr Alter überhaupt nicht ansieht. Nur die ganz schwierige­n Stücke übe sie zu Hause, verrät sie, ansonsten reiche ihr

die Probe mit den anderen Flötenkind­ern jeden Mittwoch. Das Repertoire der Köstritzer Flötenkind­er umfasst vor allem Musik aus dem 16. und 17. Jahrhunder­t. Ab und zu gibt es auch einen Ausflug in die Moderne. Am wohlsten fühle man sich aber im 17. Jahrhunder­t. Böcher begründet das damit, dass viele Zuhörer bei modernen Musikstück­en jeden Fehler hören würden. Da müssten die Flötenkind­er zu intensiv proben, schmunzelt sie. Bei der nächsten Probe spielt Böcher keine Blockflöte. Sie bläst in ein Rankett, ein Holzblasin­strument

aus Renaissanc­e und Barock. Ganz tiefe Töne kommen heraus.

Dass es nie zu spät ist, Blockflöte zu lernen, beweist Helga Lotze. Die heute 84-Jährige kam erst mit 65 Jahren zu diesem Instrument. „Als ich in den wohlverdie­nten Ruhestand ging, wollte ich noch etwas Neues lernen“, lächelt sie schüchtern. „Ich wohne in einer winzigen Dachwohnun­g, da passt nur eine Flöte rein.“

Anlässlich des Jubiläums kamen auch Ehemalige zu den Proben, worüber sich die Leiterin sehr freute. Am Mittwochab­end waren Elisabeth

Panzer und Lena Precht zur Probe gekommen. Sie werden auch beim Festkonzer­t mitwirken. Lena Precht erzählt, dass sie sehr schnell wieder in das Flötenspie­l hineingefu­nden hat. „Das verlernt man nicht. Flöte in die Hand und los geht’s“, freut sich Precht, dass Böcher sie eingeladen hat.

Festkonzer­t am 16. März

Eine der Jüngsten am Mittwochab­end ist Celine Görner. Die 15-Jährige, die seit diesem Schuljahr die Spezialkla­sse Musik am Rutheneum in Gera besucht, fühlt sich bei den Flötenkind­ern wohl. Die Flöte ist nun eine gelungene Abwechslun­g zwischen Gesangs- und Klavierpro­ben. Das Alter der Flötenkind­er liegt zwischen sechs und 87 Jahren. Nur zwei Jungen - Richard und Oswin - spielen im Orchester mit. Als die Flötenkind­er 1994 gegründet wurden, waren es vor allem Grundschül­er und Kindergart­enkinder.

Zum Festkonzer­t am Samstag, 16. März, im Festsaal des Palais Bad Köstritz werden ab 15 Uhr etwa 25 Flötenkind­er gemeinsam musizieren. „Wir spielen, was wir können. Die Gäste dürfen mitziehen“, freut sich Böcher schon jetzt und verspricht für das Konzert auch eine große Überraschu­ng.

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TINA PUFF Flötenkind­er Bad Köstritz feiern 2024 ihr 30-jähriges Bestehen
 ?? TINA PUFF ?? Friedel Stapf (rechts) ist das älteste Flötenkind. Helga Lotze (links) lernte das Instrument erst mit 65 Jahren.
TINA PUFF Friedel Stapf (rechts) ist das älteste Flötenkind. Helga Lotze (links) lernte das Instrument erst mit 65 Jahren.

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