Thüringische Landeszeitung (Gera)
Rekordniveau bei Straftaten auf Anger
Neben vielen Körperverletzungen kommt es zu Diebstählen. Erfurt plant Videoüberwachung
Vier sogenannte „gefährliche Orte“gibt es in Thüringen. Drei davon liegen in Erfurt. Dort kann die Polizei auf Grundlage des entsprechenden Gesetzes Personen ohne Anlass kontrollieren.
Besonders auf dem Anger ist die Zahl der Straftaten deutlich angestiegen. Wurden auf dem zentralen Platz in der Landeshauptstadt sowie angrenzenden Straßen 2021 noch 707 registriert, waren es 2022 bereits 1494 - ein Anstieg von mehr als 110 Prozent. Und bis 30. November des vergangenen Jahres weist die Statistik sogar 1732 Taten aus. Das geht aus der Antwort von Innenminister Georg Maier (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor, die dieser Zeitung vorliegt.
Im Angerbereich hätten sich 2023 insbesondere Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit sowie Raub- und Erpressung ereignet, teilte Innenminister Maier mit. Neben der auffällig hohen Anzahl an Körperverletzungen kommt es nach Polizeiangaben zudem zu Ladendiebstählen, anderen Diebstählen und Betäubungsmitteldelikten. Deshalb soll dort künftig per Video überwacht werden.
Es sei derzeit aber keine 24-Stunden-Überwachung vorgesehen, bei der Menschen rund um die Uhr vor Monitoren säßen, so ein Ministeriumssprecher. Stattdessen sei ein Mix aus Aufzeichnungen und einem Live-Monitoring geplant. Zu bestimmten Zeiten würden Menschen die Videoaufnahmen in Echtzeit verfolgen. Möglicherweise könne auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um bestimmte Bewegungsmuster erkennen zu können. Angepeilt werde eine Umsetzung der Videoüberwachung noch in diesem Jahr.
Die Thüringer CDU-Fraktion hatte jüngst ein Sicherheitspaket vorgestellt, mit dem sie eine Ausweitung der Möglichkeiten von Videoüberwachung fordert und Fußfesseln für Gewalttäter, um Frauen besser zu schützen. Linke und Grüne kritisierten die Pläne. In der ebenfalls als „gefährlicher“beziehungsweise im Behördendeutsch als „kriminogener Ort“eingestuften Magdeburger Allee in Erfurt stieg die Zahl der Straftaten im gleichen Zeitraum um 57 Prozent von 412 auf 645. Ende November 2023 lag sie bei 761.
Auf dem Willy-Brandt-Platz und seinem Umfeld wurden 2022 insgesamt 698 Taten festgestellt, ein Zuwachs von 63 Prozent.
Beim kriminogenen Ort „Flieder Volkshaus“in Eisenach in der Katharinenstraße 147 handelt es sich um die Landesgeschäftsstelle der Partei „Die Heimat“(ehemals NPD). Hier ist dem Innenministerium zufolge insbesondere die Begehung von Straftaten der politisch motivierten Kriminalität zu erwarten. Die Zahl der Straftaten liegt hier allerdings auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau, stieg aber rasant von 8 im Jahr 2022 auf 38 bis 24. November 2023 (plus 375 Prozent).
Im Angerbereich haben sich 2023 insbesondere Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit sowie Raub und Erpressung ereignet. Georg Maier, Innenminister (SPD)