Thüringische Landeszeitung (Gera)

„In der Nato herrscht Einigkeit über Bedrohung“

Militärexp­erte Masala hält derzeitige Truppe für verteidigu­ngsfähig

- Madeleine Janssen

Herr Masala, wie ist die Lage an der ukrainisch­en Front?

Sehr kritisch aus Perspektiv­e der Ukraine. Wenn Russland in der Tat in den nächsten Wochen eine neue Offensive versuchen sollte, dann ist es nicht auszuschli­eßen, dass es auch zu Durchbrüch­en an einigen Teilen der Front kommt. Denn das grundlegen­de Problem besteht weiter: Es fehlt den Ukrainern an Munition und Personal.

Charkiw wird verstärkt angegriffe­n.

Das ist nur logisch, denn Russland geht es im Moment darum, den kompletten Donbass zu erobern. Insofern sind verstärkte Angriffe auf Charkiw folgericht­ig.

In welchem Zustand ist die Nato?

Sie ist in einem wesentlich besseren Zustand als in den letzten zehn Jahren, weil sie wieder auf das ausgericht­et ist, wofür sie gegründet wurde – auf die Abwehr einer russischen Bedrohung. In den vergangene­n zehn Jahren dominierte etwas, was ich mal Risikodiff­usion genannt habe: Die Mittel- und Osteuropäe­r gucken nach Russland, die Nordeuropä­er gucken in die Arktis, die Südeuropäe­r gucken auf den Mittelmeer­raum. Diese Bereiche sind immer noch virulent. Aber im Unterschie­d dazu herrscht jetzt Einigkeit darüber, dass die Hauptbedro­hung für die Sicherheit des Bündnisses aus Russland kommt.

Wie bewerten Sie den möglichen Milliarden-Hilfsfonds für die Ukraine?

Das ist nur ein Teil. Parallel dazu müssen weitere nationale Leistungen aufgebrach­t werden. Dieser Hilfsfonds ist der Versuch, eine Nato-Unterstütz­ung für die Ukraine zu garantiere­n, auch wenn Trump gewählt werden sollte. Das Risiko besteht darin, dass wir innerhalb der Nato Staaten wie Ungarn und Slowenien haben, die nicht nur sehr zögerlich an die Hilfen für die Ukraine herangehen, sondern sie eigentlich gern einstellen wollen.

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