Thüringische Landeszeitung (Gera)
Dunkel, alarmierend und aggressiv
Tanja Pohl aus Greiz erklärt ihren besonderen künstlerischen Stil
Greiz. Die Malerei hat bei Tanja Pohl schon seit ihrer Kindheit einen ganz besonderen Stellenwert. Doch wirklich Künstlerin zu werden, schien ihr als Jugendliche äußerst unrealistisch.
„Ich habe in meiner Heimat Lengenfeld Kurse des Künstlers Horst Eczko besucht, und er sagte zu mir: ‚Willst du nicht in die künstlerische Richtung gehen?‘“, erinnert sich Tanja Pohl. Daraufhin hat sie ein Fachabitur für Gestaltung in Plauen gemacht, mit dem sie dann studieren konnte.
An der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte sie dann 2005 Bildende Kunst. „Das Studium war gut. Man konnte in verschiedene Bereiche reinschnuppern und jede Möglichkeit ausschöpfen“, erinnert sich Pohl.
Werke spiegeln Mentalität
Bereits während des Studiums entschied sie sich für Malerei und Grafik. Vor allem die Radierung habe es ihr angetan. „Gegen die Kraft und den Widerstand der Zinkplatte anzukämpfen, hat mich schon sehr interessiert“, sagt die Künstlerin. Bei ihren Malereien arbeite sie klassisch mit Ölfarben auf Leinwänden. Mit welchen Schwierigkeiten der
Beruf als Künstler verbunden ist, wurde im Studium allerdings nicht angesprochen. „Im Studium wird einem wenig darüber erzählt, was auf einen zukommt und wie man an Geld kommt. Und Kurse dazu gab es in der Hochschule auch nicht. Das fand ich sehr schade“, sagt Tanja Pohl. Im Jahr 2013 beendete sie dann auch ihr Meisterschülerstudium. Seit 2012 lebt sie in Greiz und arbeitet dort selbstständig als Künstlerin in ihrem eigenen Atelier.
Auf den ersten Blick wirken die meisten Werke eher dunkel und düster. „Diese Farbgebung habe ich seit dem Studium beibehalten. Mir wird oft gesagt, dass es sehr düster wirkt, aber es spiegelt meine Mentalität wider“, erklärt die Künstlerin. „Ich habe auch eine Zeit lang Stillleben gemalt, aber im Grunde interessieren mich, von dem, was auf der Welt los ist, mehr die kritischen Dinge und nicht die heile Welt.“Sie verwende zudem gerne alarmierende und knallige Farben in Verbindung mit den dunklen Tönen, was auf viele aggressiv wirke.
Nach dem Studium sei ihre finanzielle Lage sehr schwierig gewesen. „Ich habe nebenbei in der Schlosserei unter meinem Atelier gearbeitet. Die letzten Jahre habe ich dann nebenbei restauriert. Ich war froh, dass die Miete hier in der Region günstig ist und ich über die Runden kam. Aber einfach war es nicht“, sagt Pohl. Zudem habe sie sich mit Preisen und Stipendien ihren Lebensunterhalt finanziert.
Ich habe auch eine Zeit lang Stillleben gemalt, aber im Grunde interessieren mich, von dem, was auf der Welt los ist, mehr die kritischen Dinge und nicht die heile Welt. Tanja Pohl
Fehlende Galerien und Sammler erschweren finanzielle Lage
Dass Galerien und Sammler in der Region rar sind, erschwert die Situation für die Künstlerin zusätzlich. „Mit dem Verkauf ist es auch schwierig, weil ich großformatige und dunkle Bilder mache. Das wollen viele nicht im Wohnzimmer an der Wand haben. Es gibt ein paar Fans, aber es sind sehr wenige“, so Pohl. „Es wäre natürlich toll, wenn die Bilder, die man malt, auch in die Welt rausgehen und man sie nicht im Atelier stapelt.“
Zudem wünsche sich Tanja Pohl eine bessere Regelung für die Ausstellungsvergütung. „Es ist sehr traurig, wenn man sich so eine große Arbeit macht, gerade bei gemeinnützigen Ausstellungen, und dafür
nichts bekommt. Und Verkäufe sind dort auch nicht zu erwarten.“
Um erfolgreich zu werden, brauche man einen langen Atem. „Bei manchen geht es schnell, aber da sehe ich auch die Gefahr, sich zu verzetteln, wenn man schnell produziert, weil etwas gut funktioniert“, so Pohl. „Bei mir war der große Hype nicht da, aber ich wollte das immer. Die Zeit, die ich zur Verfügung hatte, habe ich dann für die Kunst genutzt. Es ist immer schwierig,
wenn man Nebenjobs hat oder Anträge für Preise und Stipendien ausfüllen muss, aber es geht ja nicht anders.“Wer von der Kunst leben wolle, müsse ständig versuchen, an die Öffentlichkeit zu kommen, um gefunden zu werden.
Dieses Jahr konnte sie das Landesstipendium für Bildende Kunst des Freistaates Thüringen ergattern. Zudem habe sich ihre finanzielle Lage über die Jahre hinweg gebessert. „Man wird schon bekannter, je mehr man ausstellt. Aber ich lebe dennoch von Jahr zu Jahr. Wie es nächstes Jahr finanziell aussieht, hängt noch in der Schwebe. Es ist immer viel Hoffen und ein großes Risiko im Spiel“, erklärt sie.
Doch trotz all der Schwierigkeiten, die mit dem Beruf als Künstler einhergehen, bereue sie es nicht, diesen Weg gegangen zu sein. „Es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können“, sagt Tanja Pohl.