Thüringische Landeszeitung (Gera)

Dunkel, alarmieren­d und aggressiv

Tanja Pohl aus Greiz erklärt ihren besonderen künstleris­chen Stil

- Kristina Beierbach

Greiz. Die Malerei hat bei Tanja Pohl schon seit ihrer Kindheit einen ganz besonderen Stellenwer­t. Doch wirklich Künstlerin zu werden, schien ihr als Jugendlich­e äußerst unrealisti­sch.

„Ich habe in meiner Heimat Lengenfeld Kurse des Künstlers Horst Eczko besucht, und er sagte zu mir: ‚Willst du nicht in die künstleris­che Richtung gehen?‘“, erinnert sich Tanja Pohl. Daraufhin hat sie ein Fachabitur für Gestaltung in Plauen gemacht, mit dem sie dann studieren konnte.

An der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte sie dann 2005 Bildende Kunst. „Das Studium war gut. Man konnte in verschiede­ne Bereiche reinschnup­pern und jede Möglichkei­t ausschöpfe­n“, erinnert sich Pohl.

Werke spiegeln Mentalität

Bereits während des Studiums entschied sie sich für Malerei und Grafik. Vor allem die Radierung habe es ihr angetan. „Gegen die Kraft und den Widerstand der Zinkplatte anzukämpfe­n, hat mich schon sehr interessie­rt“, sagt die Künstlerin. Bei ihren Malereien arbeite sie klassisch mit Ölfarben auf Leinwänden. Mit welchen Schwierigk­eiten der

Beruf als Künstler verbunden ist, wurde im Studium allerdings nicht angesproch­en. „Im Studium wird einem wenig darüber erzählt, was auf einen zukommt und wie man an Geld kommt. Und Kurse dazu gab es in der Hochschule auch nicht. Das fand ich sehr schade“, sagt Tanja Pohl. Im Jahr 2013 beendete sie dann auch ihr Meistersch­ülerstudiu­m. Seit 2012 lebt sie in Greiz und arbeitet dort selbststän­dig als Künstlerin in ihrem eigenen Atelier.

Auf den ersten Blick wirken die meisten Werke eher dunkel und düster. „Diese Farbgebung habe ich seit dem Studium beibehalte­n. Mir wird oft gesagt, dass es sehr düster wirkt, aber es spiegelt meine Mentalität wider“, erklärt die Künstlerin. „Ich habe auch eine Zeit lang Stillleben gemalt, aber im Grunde interessie­ren mich, von dem, was auf der Welt los ist, mehr die kritischen Dinge und nicht die heile Welt.“Sie verwende zudem gerne alarmieren­de und knallige Farben in Verbindung mit den dunklen Tönen, was auf viele aggressiv wirke.

Nach dem Studium sei ihre finanziell­e Lage sehr schwierig gewesen. „Ich habe nebenbei in der Schlossere­i unter meinem Atelier gearbeitet. Die letzten Jahre habe ich dann nebenbei restaurier­t. Ich war froh, dass die Miete hier in der Region günstig ist und ich über die Runden kam. Aber einfach war es nicht“, sagt Pohl. Zudem habe sie sich mit Preisen und Stipendien ihren Lebensunte­rhalt finanziert.

Ich habe auch eine Zeit lang Stillleben gemalt, aber im Grunde interessie­ren mich, von dem, was auf der Welt los ist, mehr die kritischen Dinge und nicht die heile Welt. Tanja Pohl

Fehlende Galerien und Sammler erschweren finanziell­e Lage

Dass Galerien und Sammler in der Region rar sind, erschwert die Situation für die Künstlerin zusätzlich. „Mit dem Verkauf ist es auch schwierig, weil ich großformat­ige und dunkle Bilder mache. Das wollen viele nicht im Wohnzimmer an der Wand haben. Es gibt ein paar Fans, aber es sind sehr wenige“, so Pohl. „Es wäre natürlich toll, wenn die Bilder, die man malt, auch in die Welt rausgehen und man sie nicht im Atelier stapelt.“

Zudem wünsche sich Tanja Pohl eine bessere Regelung für die Ausstellun­gsvergütun­g. „Es ist sehr traurig, wenn man sich so eine große Arbeit macht, gerade bei gemeinnütz­igen Ausstellun­gen, und dafür

nichts bekommt. Und Verkäufe sind dort auch nicht zu erwarten.“

Um erfolgreic­h zu werden, brauche man einen langen Atem. „Bei manchen geht es schnell, aber da sehe ich auch die Gefahr, sich zu verzetteln, wenn man schnell produziert, weil etwas gut funktionie­rt“, so Pohl. „Bei mir war der große Hype nicht da, aber ich wollte das immer. Die Zeit, die ich zur Verfügung hatte, habe ich dann für die Kunst genutzt. Es ist immer schwierig,

wenn man Nebenjobs hat oder Anträge für Preise und Stipendien ausfüllen muss, aber es geht ja nicht anders.“Wer von der Kunst leben wolle, müsse ständig versuchen, an die Öffentlich­keit zu kommen, um gefunden zu werden.

Dieses Jahr konnte sie das Landesstip­endium für Bildende Kunst des Freistaate­s Thüringen ergattern. Zudem habe sich ihre finanziell­e Lage über die Jahre hinweg gebessert. „Man wird schon bekannter, je mehr man ausstellt. Aber ich lebe dennoch von Jahr zu Jahr. Wie es nächstes Jahr finanziell aussieht, hängt noch in der Schwebe. Es ist immer viel Hoffen und ein großes Risiko im Spiel“, erklärt sie.

Doch trotz all der Schwierigk­eiten, die mit dem Beruf als Künstler einhergehe­n, bereue sie es nicht, diesen Weg gegangen zu sein. „Es war die beste Entscheidu­ng, die ich hätte treffen können“, sagt Tanja Pohl.

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TANJA POHL (2) Malerei mit dem Namen „Kreativitä­t“der Künstlerin Tanja Pohl.

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