Thüringische Landeszeitung (Gera)
Todesangst beim Luftangriff auf Gera gespürt
Als Lehrling bei der Reichsbahn hat Rolf Beier erlebt, wie am 6. April die Bomben auf die Stadt fielen. Viel Glück rettete sein Leben.
Das Geschehen vom 6. April 1945 hat sich bei Rolf Beier für immer eingebrannt und beschäftigt ihn bis heute. Hautnah musste der damals 14-Jährige aus Pölzig den Luftangriff auf die Stadt Gera miterleben.
Plötzlich kamen die Jagdbomber
Zu dieser Zeit war er Lehrling bei der Reichsbahn am Hauptbahnhof Gera, sogenannter RB-Junghelfer. Am 1. April begann Rolf Beiers Lehrzeit, bei der in den ersten Tagen gemeinsam das Betriebsgelände erkundet werden sollte. „Dann kam er schlimme 6. April. Wir waren als
Gruppe von 12 Lehrlingen unterwegs, um den Bahnhof mit Lokschuppen, Stellwerk und Rangieranlage zu besichtigen sowie die verschiedenen Wagengruppen kennenzulernen“, erzählt der gebürtige Pölziger.
„Plötzlich sahen wir, wie aus
Richtung Tinz mehrere ‚Jabos‘, wie man die Jagdbomber nannte, tief auf den Hauptbahnhof zugeflogen kamen. Alles, was sich bewegte, wurde aus den Flugzeugen heraus ohne Ausnahme beschossen“, erinnert er sich. „Wir hatten Todesangst, denn in solch einer Situation waren wir noch nie. Irgendwer von uns brüllte: unter die Waggons“, erzählt Rolf Beier. Und ergänzt: „Ich war das aber nicht, ich hatte nur Angst“, wobei - trotz des schrecklichen Ereignisses - auch ein wenig von jenem Humor aufblitzt, den der agile Senior bis heute nicht verloren hat.
Mit Angst im Gesicht
Alle 12 Lehrlinge waren kurzerhand unter die schützenden Güterwagen gekrochen. Damit endete dieser, etwa zehn Minuten dauernde, Beschuss schließlich für die jungen Leute mit großem Glück. „Danach kamen wir wieder hervor, die Angst stand allen noch im Gesicht. Es hätte so viel passieren können“, erzählt der 93-Jährige. Auch weiß er noch, wie die Tiefflieger erneut auf Gera zuflogen. Rolf Beier erlebte, wie dann die Bomben auf Untermhaus fielen. „Wir haben alles gesehen, aber wir konnten niemandem helfen. Das war ein schlimmer Tag“, sagt der rüstige Senior, der nun in einem Geraer Seniorenpflegeheim lebt.
Rolf Beier möchte, dass die Erinnerung an den schrecklichen Tag wach bleibt. Seine persönlichen Erlebnisse hat er seinen Kindern und Enkeln erzählt. Und er hat das Geschehen in einem Brief an diese Redaktion und für die Öffentlichkeit festgehalten. Das Leben in Frieden es sollte stets geschätzt werden.