Thüringische Landeszeitung (Gera)

Einblicke in die Organisati­on von Wahlen und Taschengel­d aufbessern

Warum eine Schülerin bereit ist, in einem Wahlvorsta­nd mitzuarbei­ten

- Angelika Munteanu

Gera. Mit Politik hatte Lara Sindermann bisher nicht viel zu tun. Die Schülerin besucht die zehnte Klasse der Grundig-Akademie in Gera und hat beruflich andere Pläne: „Nach dem Abitur will ich Architektu­r studieren“, sagt die junge Geraerin.

Und doch: Mit ihren 16 Jahren will sie die Chance nutzen, sich erstmals an der Kommunalwa­hl zu beteiligen - als Wählerin und als ehrenamtli­che Wahlhelfer­in in der Stadt. 1300 Wahlhelfer­innen und Wahlhelfer braucht die Stadt Gera am 26. Mai, um die Wahlen zum Oberbürger­meister, zum Stadtrat, zu den Ortsteilbü­rgermeiste­rn und den Ortschafts­räten durchführe­n zu können. Doch mit 650 Freiwillig­en hat Gera bisher nur knapp die Hälfte der benötigten Wahlhelfer zusammen. „Damit fehlen der Stadt derzeit noch mehrere hundert ehrenamtli­che Wahlhelfer“, stellt der Geraer Wahlleiter Alexander Streibhard­t fest.

Premiere im Wahllokal in der Pfortener Schule

Die 16-jährige Lara Sindermann will mitmachen. Vor allem, weil sie es von ihrer Mutter und ihrer Tante kennt, die beide im öffentlich­en Dienst arbeiten und ehrenamtli­ch bei der Durchführu­ng von Wahlen helfen. Die Schülerin ist für das Wahllokal in der Grundschul­e Pforten eingeteilt, dort, wo auch ihre Mutter im Wahlvorsta­nd mitarbeite­t. Neben allen Vorbereitu­ngen kann sie dort bei ihrer Premiere im Ehrenamt von ihrer Mutter „an die Hand genommen“werden. Und die Einweisung für die Wahlhelfer­innen und Wahlhelfer gebe es dann vor Ort im Wahllokal. „Die Wahlvorstä­nde sind gut vorbereite­t“, weiß Lara schon von ihrer Mutter.

Mit Erfrischun­gsgeld das Taschengel­d aufbessern

Und wichtig für sie als junge Person ohne Einkommen: „Als Wahlhelfer kann man auch ein bisschen Geld verdienen“. Für zwei Termine ist sie eingeteilt, da kommen rund 80 Euro sogenannte­s Erfrischun­gsgeld für Wahlhelfer zusammen. Von diesem Taschengel­d will sie „den Führersche­in bezahlen oder für die Zukunft sparen“. Ob sich auch gleichaltr­ige Mitschüler als Wahlhelfer melden, weiß die Schülerin der Grundig Akademie noch nicht. „Es

wurden Flyer verteilt, auf denen alles steht. Ob sie sich anmelden, ist ihre Sache.“

Mitmachen, um eine Ahnung von Politik zu bekommen

Lara Sindermann erhofft sich von der ehrenamtli­chen Wahlhelfer­tätigkeit einen ersten Einblick in Wahlabläuf­e und einen Kontakt zur Politik. Als Einstieg in die Politik will sie das aber nicht sehen. „Ich mache das einfach, um einen Einblick zu bekommen“, erklärt die junge Frau, die es wichtig findet,

sich einzumisch­en. Schließlic­h haben „politische Entscheidu­ngen Auswirkung­en auf das Leben der Menschen“. Im Sozialkund­eunterrich­t seien Wahlen, Parteiensy­stem und Staatsaufb­au zwar schon Themen gewesen. Die Lehrer hätten die Schüler auch mit einer App auf das Thema Wahlen und Politik vorbereite­t.

„Mit 16 Jahren nimmt man das noch nicht so ernst“, weiß sie. Dabei interessie­re sie sich durchaus für Politik: „Nicht so sehr für die Ortschafts­ratswahlen“, sagt sie, „eher

für die Kommunalwa­hlen und die Europawahl­en“.

Künftige Rente bereitet jungen Leuten Sorge

Ihre Schwerpunk­tthemen sind, wie bei vielen Jugendlich­en, Nachhaltig­keit und Umwelt. Ein Thema, das sie aber schon beschäftig­t, ist die Besteuerun­g der Rente und „dass es im Alter knapp werden könnte“. Manche hätten sich bisher wenig darum gekümmert, aber inzwischen sei vielen in ihrem Umfeld bewusst geworden, dass das Thema Rente für ihre Generation ein Problem werde. Am Wahltag wird Lara Sindermann im Wahllokal in der Grundschul­e Pforten für die Ausgabe der Stimmzette­l zuständig sein. „An der Wahlurne muss ich aufpassen, dass nichts anderes als der Stimmzette­l eingeworfe­n wird.“Schon morgens, wenn das Wahllokal öffnet, ist sie im Einsatz und auch bei der Auszählung am Abend wird sie dabei sein. Dafür brauche man genügend Wahlhelfer, stellt die 16-Jährige fest, „damit das Wahlergebn­is rechtzeiti­g bekannt gegeben werden kann und spätestens in der Stichwahl feststeht, wer OB von Gera wird“.

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ANGELIKA MUNTEANU Lara Sindermann (16) vor der Pfortener Grundschul­e in Gera, wo sie die Kommunalwa­hl am 26. Mai als ehrenamtli­che Wahlhelfer­in unterstütz­en will.

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