Thüringische Landeszeitung (Gera)
Elf Turnhallen sind durchgefallen
Gutachten sollen 2019 vorgelegen haben. Bildungsausschuss kritisiert fünf Jahre Nichtstun
Erst durch die Eltern der Stadt Gera sei die gravierende Situation der Geraer Schulturnhallen akut öffentlich geworden, machte der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Andres Kinder (CDU), in der jüngsten Sitzung des Ausschusses aufmerksam. In einer Sitzung des Kulturund Sportausschusses hatte ein Elternvertreter auf die Turnhalle der Grundschule Pforten aufmerksam gemacht, in der seit geraumer Zeit kein Schulsport mehr stattfindet. Doch das ist nicht die einzige. Insgesamt elf Schulsporthallen sind bei der so genannten Gefährdungsbeurteilung durchgefallen. Wir haben darüber berichtet.
Aus diesem Bericht erfuhr unter anderem auch der Stadtteil Westvororte, wie es um seine Halle, die Turnhalle der Grundschule Saarbachtal, bestellt ist. Von dem kritischen Zustand habe man vorher nichts gewusst, sagt Ortsteilbürgermeister Erik Buchholz, der mit Vertretern des Sportvereins TSV GeraWestvororte an der Sitzung teilnahm.
Absoluter Handlungsbedarf
Buchholz ist verärgert: Von der Gefährdungsbeurteilung haben wir aus der Presse erfahren. Seit Oktober 2023 ist die Halle gesperrt. Angeblich gab es Schäden durch den Bau. Wir haben bis heute keine offizielle Mitteilung, dass die Halle zu den elf betroffenen gehört, bei denen Gefahr im Verzug ist. Im Arbeitsgespräch mit dem Bürgermeister wollte ich wissen, wie es weitergeht. Er sagte: „Alles kein Problem, im Sommer geht’s wieder los“.
Die Halle in Scheubengrobsdorf wird in diesem Jahr 60 Jahre alt, wurde noch nie saniert und ist im Westen der Stadt die einzige noch bestehende große kommunale Halle. Die Situation der Halle sei seit Jahren bekannt, so Buchholz, umso entsetzter sei er, wenn er die möglichen Zeiträume für die Sanierung der Hallen sehe. Er fordert, da die Turnhalle - so der Oberbürgermeister - im Sommer wieder in Betrieb gehen soll, eine gesonderte Information an den Ortsbeirat, was genau an der Halle nicht in Ordnung ist und wie in nächster Zeit direkt
Abhilfe geschaffen werden soll. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, so Buchholz (parteilos).
Turnhallen müssen nutzbar sein
Juliane Schnabel, Leichtathletiktrainerin beim TSV Westvororte, erklärt, dass die Stadt den Verein über die Schließung der Halle informiert und auch Ausweichmöglichkeiten angeboten habe. Es hieß immer, die Heizung sei defekt und ein Stromkabel. Bei mehreren Besuchen in der Halle, sowohl im Vorjahr als auch in diesem Jahr, konnten die Vereinsmitglieder nie einen Defekt feststellen, das Licht brannte, das
Wasser lief und auch die Heizung war warm. Sie fragten bei Ämtern, bei der Stadtverwaltung nach - ohne Antwort. Schnabel nutzte die Einwohnerfragestunde im Stadtrat und bekam nur die Antwort: Halle ist nicht freigegeben. Auch auf Nachfrage der Redaktion teilte die Verwaltung nur mit, dass aufgrund des Gefährdungsgutachtens keine Turnhalle gesperrt werden musste.
Stadt verschläft mehrere Jahre
Andreas Kinder ergänzt im Bildungsausschuss, dass solche Gefährdungsbeurteilungen bereits 2019 vorlagen, aber nie thematisiert
wurden. Fünf Jahre seien also vergangen, ohne dass etwas passiert sei. Wohl ein Grund, warum Kinder als Vorsitzender des Bildungsausschusses mit Zustimmung der Mitglieder Druck auf den Baudezernenten der Stadt Gera ausübt. Innerhalb der nächsten zwei Wochen will er wissen, wie es mit der Turnhalle Saarbachtal weitergeht. Im Mai sollen die Turnhallen erneut Thema im Bildungsausschuss sein.
Sozialdezernentin Sandra Wanzar (parteilos) erläuterte ausführlich, wie die Priorisierung der elf „durchgefallenen“Schulturnhallen aussehen soll und welcher Zeitplan überhaupt denkbar ist. Dabei zeigte sich, dass bei einer heutigen Entscheidung für eine konkrete Sanierung frühestens 2028, eher 2029 Ergebnisse sichtbar werden. Ein Grund, warum tendenziell mehrere Hallen angegangen werden müssen, auch um dem Integrierten Sportentwicklungsplan gerecht zu werden. Es besteht absoluter Handlungsbedarf und es sind zusätzliche Investitionsmittel notwendig, um die Sporthallen weiter betreiben zu können.