Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wie Kinder in Gera die Natur schützen lernen
Die noch junge Naturschutzjugend-Gruppe hat sich schnell gefunden. Was die Mädchen und Jungen an ihren gemeinsamen Nachmittagen erleben
Gera. Sie sind nach den Osterferien alle wiedergekommen. Die neun Mädchen und Jungen, die zur neu gegründeten NaturschutzjugendGruppe gehören, die sich seit März einmal in der Woche im Botanischen Garten Gera trifft.
Nicole Hanelt, Lehrerin aus Gera, und seit drei Jahren selbst Mitglied des Naturschutzbundes, hatte die Idee und schwärmte diese Woche: „Das macht mir total Spaß. Ich merke, dass die Eltern gute Vorarbeit leisten und ich freue mich, dass sich die Kinder als Gruppe mögen“.
Die achtjährige Mina hat wiederholt ihre gleichaltrige Freundin, Klassenkameradin und Nachbarin Fidelia aus Untermhaus mitgebracht. Minas Mama Katja Oelsner war auf das Angebot aufmerksam geworden. „Ich hatte es in der Zeitung gelesen und fand‘s cool. Nicole Hanelt hat einen guten Ansatz und die Kinder lernen viel“, sagt Katja Oelsner, selbst Lehrerin am Gymnasium Rutheneum, wo sie gemeinsam mit einem Kollegen die AG Umweltschutz leitet.
Ein Papiertaschentuch braucht länger als vier Wochen
Welches Material kompostiert werden kann, lernten die Kinder mit einem Experiment, das sie schon vor den Ferien gestartet hatten. Das Papiertaschentuch holte Mick
feucht und schmutzig und ansonsten unversehrt aus der Erde. Die blau-gelbe Lollifolie hatte sich überhaupt nicht verändert, worauf Eric meinte: „Plaste sollte man nie in die Umwelt werfen!“. Auf die Frage von Nicole Hanelt, wie lange es dauert, bis sich Kunststoff zersetzt hat, meinte Charlie: „Das passiert nie“. Und Frau Hanelt erklärte, dass er
sich höchstens in kleine Mikropartikel auflöst, die beispielsweise schädlich für Fische sind.
Vergeblich gruben Fidelia und Vincent ihre Finger in die Erde. Den Apfelgriebsch fanden sie nicht mehr. „Der ist nach zwei Wochen schon weg“, meinte Oskar und erzählte, dass er das in der heimischen Wurmkiste beobachtet hat, in der
die Bioabfälle landen.
Den Kunststoff, zu dem auch ein Luftballon und der Lollistiel gehörten, warfen die Kinder in die Wertstofftonne. Das Papiertaschentuch, ein Stück Papier und ein Bastfaden aber gruben sie wieder ein, um später nachzuschauen und zu lernen.
Außerdem gingen sie an diesem Nachmittag der Frage nach, warum
es nur noch wenige Igel gibt. Einig waren sich die Kinder, dass der Mensch ihnen Lebensraum wegnimmt. Auch mit abgeriegelten Gärten. „Wie viele Gärten muss ein Igel in der Nacht durchstromern, um satt zu werden und genügend Schnecken und Asseln zu finden?“, wollte Nicole Hanelt wissen. 10, 17, 11, 20 schätzten die Kinder. Etwa acht sind es, erfuhren sie von ihrer Nabu-Expertin. Mit selbst gebastelten Schablonen wollte die Gruppe in der Nachbarschaft des Botanischen Gartens checken, ob die Zäune mindestens 13 mal 13 Zentimeter große Schlupflöcher lassen.
„Alle rein ins Gewächshaus, jetzt wird gewachsen“, lud Nicole Hanelt die Gruppe zum Aussäen von Sonnenblumenkernen ein. Das befüllen der Töpfe mit Erde verlegten
sie dann doch vor die Tür, um das Gewächshaus nicht kehren zu müssen. In den nächsten Tagen wollen die Kinder jeder bei sich zu Hause beobachten, wie lange es dauert, ehe aus den Kernen die Keimblätter treiben. Diese Information wollen sie nämlich ihren Gästen weitergeben, wenn sie mit ihnen säen.
Am 28. April in Gera mit Gästen den Frühling entdecken
Am Sonntag, 28. April, von 13 bis 16 Uhr, ist die Naturschutzjugend Gera Gastgeber für ein Fest im Botanischen Garten. „Komme und entdecke den Frühling mit uns“, heißt es dann. Bei freiem Eintritt können die Kinder dann auch spielen, Pflanzen bestimmen, Live-Musik hören, am Teich Tiere entdecken und das Turmhaus-Geheimnis lüften.