Thüringische Landeszeitung (Gera)

Fliegen wie ein Engel

Probetrain­ing bei den Angels Cheerleade­r Gera erfordert harte Arbeit und Disziplin

- Chiara Schönau

Gera. „Und in den Spagat“, schallt laut und deutlich die Anweisung über die Matte. Jede aus der Gruppe der gut 30 Teilnehmer­innen rutscht ohne zu zögern in die Dehnung, sitzt dabei aufrecht und lächelt im besten Fall noch – bis auf eine Ausnahme. Es fühlt sich an, als würden Muskeln und Sehnen zum Zerreißen gespannt sein.

„Und jetzt den Oberkörper auf dem vorderen Bein ablegen und die Arme weit nach vorne strecken.“Die Worte der beiden Trainerinn­en Isabell Dähne und Anja Rüdiger hören sich so einfach an. Auf gar keinen Fall werden sich die Arme in irgendeine­r Weise aus ihrer stützenden Position unter dem Körper nach vorne bewegen.

Bei den Dehnübunge­n handelt es sich um die Erwärmung für das Grundlagen-Training bei den Angels Cheerleade­r in Gera. Zu diesem Zeitpunkt ist die Stimmung noch zuversicht­lich, auch als Außenseite­r beim ersten Probetrain­ing im Cheerleadi­ng eine passable Leistung an den Tag zu legen. In fünf Gruppen wird am Seitenrand Stellung bezogen. „Fünf, vier, drei, zwei, eins“, zählt Isabell Dähne gleichmäßi­g runter. Und die ersten Sportlerin­nen in der Reihe machen gleichzeit­ig eine Rolle vorwärts. Und nochmal. „Fünf, vier, drei, zwei, eins.“Rolle vorwärts. Viel Zeit zum Zögern bleibt da nicht und Schwindel ist vorprogram­miert.

Nach der Vorwärtsro­lle kommt die Rückwärtsr­olle, Handstand, das Radschlage­n. Es ist fast wie ein Drill. Die beiden Trainerinn­en haben die ganze Zeit über ein Auge auf ihre Mädels und geben Verbesseru­ngen und Hilfestell­ungen, wann immer es nötig ist.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird auch klar, was Grundlagen­Training im Cheerleadi­ng bedeutet. Als es an die Königsdisz­iplinen Flickflack und Salto geht, dünnt sich das Feld der Teilnehmer­innen auf der Matte aus. „Nur die, die es können“, lautet die Anweisung. Manche versuchen es mit Hilfestell­ung trotzdem. Als dann einer Sportlerin zum ersten Mal der Salto gelingt, hat sie ein breites Grinsen im Gesicht. Alle brechen mit ihr in Jubel aus. Dann holt Isabell Dähne das Klemmbrett mit der Namenslist­e raus. Zum Abschluss sollen Pyramiden gebaut werden. Dafür hat sie sich im Vorfeld genaue Gedanken darüber gemacht, welche Teilnehmer­in am besten in welches Team passt. Gleichzeit­ig fallen Begriffe wie „Flyer“, „Trophy“und „Back“. Auf einmal ist es, als hätte sie in eine andere Sprache gewechselt und jeder scheint es zu verstehen – bis auf diese eine Ausnahme. Allerdings macht es keinen Unterschie­d, denn vieles klärt sich von selbst.

„Es ist die Vielfalt, die diesen Sport auszeichne­t“, erklärt Anja Rüdiger nach Ende der zwei Stunden. In dieser Einheit wurden die Möglichkei­ten für Tanz und Choreograp­hien noch komplett außer Acht gelassen. Cheerleadi­ng ist weit entfernt vom Pompons werfen und ein bisschen tanzen. Es ist vor allem harte Arbeit und Disziplin.

Isabell Dähne ergänzt: „Zum Cheerleadi­ng kann jeder kommen, denn wir brauchen auch für jede Position eine Besetzung.“Eine persönlich­e Erkenntnis aus dem ersten Probetrain­ing ist, dass zumindest ein gewisses Talent für Turnen und Akrobatik vorhanden sein sollte. Dass nicht jede damit gesegnet ist, mindert jedoch nicht die Begeisteru­ng, die sich für diesen Sport nach der Trainingse­inheit eingestell­t hat.

Jeder kann zum Cheerleadi­ng kommen, denn wir brauchen auch für jede Position eine Besetzung. Isabell Dähne,Trainerin bei den Angels Cheerleade­r Gera

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 ?? CHIARA SCHÖNAU (2) ?? Turnen und Akrobatik: Bei den Angels Cheerleade­r Gera zeigt sich, was wirklich hinter dem Sport steckt.
CHIARA SCHÖNAU (2) Turnen und Akrobatik: Bei den Angels Cheerleade­r Gera zeigt sich, was wirklich hinter dem Sport steckt.

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