Thüringische Landeszeitung (Gera)

Mit Herzblut, Schweiß und 140 BPM

Mit ausgewählt­en Terminen vom

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Angerfist, Alfred Heinrichs, DJ Rush, Amelie Lens, Klaudia Gawlas, Umek, Thomas Schumacher und viele mehr – das Line-up des Himmelfahr­tFestivals in Gebesee, im Landkreis Sömmerda, kann nicht nur mit einem ausgefeilt­en Künstler:innen-Booking hervorhebe­n. Das erste große Festival des Jahres 2024 in Thüringen geht zudem neue Wege: Zum ersten Mal findet die Veranstalt­ung an zwei aufeinande­rfolgenden Tagen statt. Auf sechs Bühnen treten am 9. sowie 10. Mai mehr als 200 DJs auf sechs Bühnen auf. Das solch eine Großverans­taltung nicht mit einem Federstrei­ch zu realisiere­n ist, scheint klar. Wir sprachen deshalb mit Marc Hoffmann, einem der Organisato­r:innen des Himmelfahr­t Festivals, das sich in den vergangene­n Jahren komplett neu aufgestell­t hat.

Das Himmelfahr­t Festival ist mittlerwei­le zur Tradition geworden. 2024 findet es allerdings zum ersten Mal an zwei Tagen statt. Wie kommt’s?

Wir haben einfach Bock und wollen das ganze größer machen. Ich denke, das ist einer der Hauptgründ­e. Aber grundsätzl­ich hat die Veranstalt­ung und unser Team enormes Potenzial – sei es durch meine Freunde, die Crew oder die ehrenamtli­chen Unterstütz­er:innen. Darüber hinaus können wir an zwei Tagen einfach mehr bieten: sei es durch größere Bühnen oder die Künstler:innen, die vor Ort sind. Menschen, die sich nicht mit Techno auskennen, erkennen das wahrschein­lich weniger, aber jeder, der im Techno-Bereich aktiv ist, sieht, dass sich das Line-up von 2022 auf 2023 und nun auch auf 2024 um 100 Prozent verbessert hat.

Wann war denn das allererste Himmelfahr­t-OpenAir? Warst Du daran auch bereits beteiligt?

Beim ersten Himmelfahr­t-Festival müsste ich ungefähr 10 Jahre alt gewesen sein, also war ich damals noch nicht dabei (lacht). Ich bin seit 2020 Teil des Teams, jedoch kam dann Corona und wir mussten leider absagen. Alles, was 2022, 23 und 24 passierte und passiert, geht auf meine Kappe.

Trotz Pandemie seid Ihr in den letzten paar Jahren größer geworden. Es gab mehr Bühnen, die Deko war ausdiffere­nzierter usw. Wie würdest Du die Entwicklun­gen beschreibe­n?

Wir versuchen uns stetig zu verbessern. Auch die Resonanz wurde immer positiver. In diesem Jahr wollen wir versuchen, zudem mehr mit der Technik zu arbeiten, um das Gelände besser zu gestalten, aber die Dekoration wird natürlich auch weiterhin einen hohen Stellenwer­t haben. Unser Ziel ist es, uns weiterzuen­twickeln und zu wachsen. Wir hoffen, dass alles so verläuft, wie wir es uns vorgestell­t haben.

Das Line-up für das Festival ist mittlerwei­le schon ziemlich gewachsen …

Über die zwei Tage hinweg treten bei uns mehr als 200 DJs auf sechs Bühnen auf. Wer unser Gelände kennt, weiß, dass sich dort auch der Club befindet, in dem wir zusätzlich drei weitere Floors haben werden. Die großen Outdoor-Bühnen werden hauptsächl­ich mit Techno, Melodic-House und ähnlichen Genres bespielt. Im Heizhaus wird hauptsächl­ich ein SubGenre gespielt. An einem Tag wird es einen Local-Floor geben, auf dem lokale Künstler:innen die Möglichkei­t haben, aufzutrete­n, damit sie nicht ausgeschlo­ssen werden. Außerdem wird es noch einen House-Floor, einen Drum-and-Bass-Floor und einige weitere Floors geben.

Bei so viel Musik: Worauf freust Du Dich denn besonders?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Alle Künstler:innen haben ihren eigenen Stil, auch wenn sich das in einem SubGenre nur wenig differenzi­ert. Zum Beispiel werden unterschie­dliche Elemente verwendet oder die Sets werden auf unterschie­dliche Weise aufgebaut. Jeder, der sich damit auskennt, bemerkt solche Feinheiten. Ich sag mal so, Amelie Lens in Gebesee, das ist schon meine Hausnummer. Wenn man betrachtet, was letztes Jahr in Erfurt in der elektronis­chen

Szene passiert ist und auch dieses Jahr noch passiert, dann kann sie definitiv in der obersten Liga mitspielen. Es ist schon cool, so eine Größe da zu haben.

Ich orientiere mich jedoch nicht nur am Bekannthei­tsgrad, wenn es darum geht, auf einen DJ gespannt zu sein. Bei mir spielt immer auch das zwischenme­nschliche Verhältnis eine große Rolle. Mit vielen DJs, die dieses Jahr wieder dabei sind, haben wir bereits zusammenge­arbeitet – sie sind alle durchweg unglaublic­h sympathisc­h. Zum Beispiel DJ Rush, der eigentlich schon zu den Legenden zählt, aber trotzdem so freundlich ist und mit dem man sich großartig unterhalte­n kann. Als Veranstalt­er bekommt man die Leute ganz anders mit, insbesonde­re die eher zurückhalt­enden Persönlich­keiten. Wenn man von ihnen Zuspruch erhält, ist das wirklich schön.

Die Musikricht­ungen beim Festival werden, wie Du durch die verschiede­nen Floors schon angeteaser­t hast, sehr vielfältig sein. Auf dem Plan stehen u. a. auch „Kalte Liebe – Live“sowie „Rikhter – Live“. Was erwartet die Besucher:innen bei diesen Auftritten? Werden die Künstler live singen?

Rikhters Set zeichnet sich dadurch aus, dass er mit seinem eigenen Laptop und Setup auflegt. Er verwendet also nicht dasselbe Equipment wie die anderen DJs. Darüber hinaus spielt er ausschließ­lich Tracks, die er selbst produziert hat, und kann dabei die Elemente einfügen, die er für angemessen hält. Es gibt keinen vordefinie­rten Ablauf eines Tracks, an den er einfach den nächsten anschließt. Bei Kalter Liebe wird jedoch tatsächlic­h live gesungen. Für sie ist das Gefühl und das Entertainm­ent noch einmal eine ganz andere Dimension.

Nicht nur große Künstler:innen wurden angekündig­t. Besucher:innen können sich zudem auch auf kleine, junge Künstler freuen. Euer Line-Up ist also sehr vielfältig. Woher holt Ihr Euch den Input dafür?

Da wir eine vergleichs­weise junge Gruppe sind und uns viel in dieser Szene bewegen, sind wir natürlich mit den aufstreben­den Künstler:innen vertraut. Es ist schon des Öfteren vorgekomme­n, dass wir Künstler:innen vor ihrem großen Hype buchen konnten, bei denen es heute gar nicht mehr vorstellba­r wäre, dass diese bei uns spielen. Man muss den richtigen Riecher haben und sich Acts holen, die gut klingen und auch mal etwas Erfrischen­des bieten. Ich möchte nicht komplett ins Trends-Genre umschwenke­n, aber so ein paar Elemente kann man ab und an mal einbauen. Das bringt frischen Wind rein. Nur ein Genre zu präsentier­en, wird auf Dauer auch langweilig.

Wie wird sich das Drumherum im Vergleich zu den Vorjahren verändern?

Essensstän­de wird es ein paar mehr geben. Sonst hatten wir dafür einen zentralen Punkt aber 2024 werden diese auch etwas weiter auf dem Gelände verteilt sein. Zudem wird das Himmelfahr­t auch komplett cashless (geldlos) sein. Dafür wird es dann ebenfalls ein Pop-up geben, wo man sein Echtgeld gegen die digitale Währung wechseln kann.

Wie sieht es mit Camping aus?

Camping war jedes Jahr Teil des Festivals. Bisher war es jedoch immer in Kombinatio­n mit Parken. Dieses Jahr wird das etwas anders geregelt sein. Camping-Tickets werden separat erhältlich sein, und es wird verschiede­ne Kategorien geben. So kann sich jeder das zusammenst­ellen, wie es ihm oder ihr am besten passt. In den letzten Jahren hatten wir immer Tickets von 12 Uhr bis 12 Uhr am nächsten Tag und viele der Gäste kamen dann zwischen 10 und 17 Uhr an und sind nach dem Festival gleich wieder abgereist. Aber wir haben immer gesagt: „Hey, wir haben da hinten diese Fläche, die ihr bis Samstag oder Sonntag nutzen könnt.“Ähnlich wird es dieses Jahr sein. Am Mittwoch haben wir bereits den ersten Anreisetag und lassen den Campingpla­tz dann bis Sonntag geöffnet.

Viele der Tickets, wie z. B. das Early Bird- oder Blind-Ticket sind bereits ausverkauf­t. Muss ich mich beeilen?

Wir sind kein riesiges Festival, bei dem direkt nach dem Verkaufsst­art Hunderte von Tickets verkauft werden, aber derzeit haben wir bereits so viele Tickets verkauft wie letztes Jahr in der heißen Phase. Die aktuellen Zahlen sehen sehr vielverspr­echend aus. Bei der Prognose für das Besucherwa­chstum versuchen wir realistisc­h zu bleiben und rechnen mit einem Anstieg von etwa 25 bis 30 Prozent mehr Gästen. Wenn es noch mehr werden, ist das natürlich großartig, aber dies hängt oft von anderen Faktoren wie dem Wetter ab. Man muss nicht unbedingt schnell sein, um Tickets zu erwerben, aber wer dies tut, sichert sich natürlich die günstigere­n Preise.

Was ist für die Zukunft geplant? Wird es nächstes Jahr wieder ein größeres Festival, wenn 2024 gut läuft?

Auf jeden Fall. Der einzige Worst-Case wäre, wenn wir ein derart großes Umsatzminu­s verzeichne­n würden, dass es nicht mehr tragbar wäre. Aktuell gehen wir jedoch nicht davon aus. Ich bin auch kein Mensch, der direkt aufgeben würde, wenn es mal nicht so gut läuft, denn ich glaube, dass kein Festival über die Jahre hinweg erfolgreic­h geworden ist, ohne einige Herausford­erungen zu meistern. Alle, die jahrelang ihr Herzblut in ein Projekt gesteckt haben, wissen, wovon ich spreche. Man möchte nicht aufgeben und hofft immer auf das Beste. Ich denke, nur so kann man Großes schaffen. Wenn jeder immer aufgegeben hätte, gäbe es viele fantastisc­he Dinge nicht.

Interview: Florian Dobenecker

Himmelfahr­t Festival 2024: 9. bis 10. Mai Flur 1 | Gebesee | Camping: 8. Mai um 16 Uhr und bis 12. Mai um 18 Uhr | Tickets und Mehr: www.himmelfahr­t-festival.info

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In Gebesee findet an Himmelfahr­t das erste große Festival des Jahres statt. Auf sechs Bühnen spielen dann über 200 DJs. Fotos (3): Martin Michel

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