Thüringische Landeszeitung (Gera)

Stadt Gera droht ihr Krematoriu­m kurzfristi­g stillzuleg­en

Im Stadtrat gibt es zum Ansinnen der Verwaltung jedoch gegenteili­ge Pläne

- Angelika Munteanu

Es ist eine Frage der Zeit, bis quasi der TÜV die Stadt Gera von ihrem Krematoriu­m scheidet. So jedenfalls die Ansage aus dem Geraer Baudezerna­t. Und das werde nach dem technisch desolaten Zustand der einzigen Feuerhalle in Gera schon in Kürze sein, dass sie stillgeleg­t werden müsse.

Dem Aus für das Krematoriu­m in kommunaler Hand soll der Geraer Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am kommenden Mittwoch, 17. April zustimmen. Ansinnen der Kommune ist es, das Kremieren per Konzession an einen Dritten, einen Privaten zu übertragen. Dem wird ein Großteil der Geraer Stadträte jedoch nicht folgen. Im Bauausschu­ss wurden in dieser Woche alternativ­e Anträge von vier Stadtratsf­raktionen vorgelegt.

Weiterbetr­ieb der Feuerhalle in städtische­r Hand gefordert

Mit einem gemeinsame­n Antrag fordern die Fraktion der Linken und der Bürgerscha­ft für Gera, dass die Stadt das Krematoriu­m selbst weiterbetr­eibt. Zudem fordern sie, dass die Stadtverwa­ltung die erforderli­chen Investitio­nen für den Weiterbetr­ieb und den Bau einer zweiten Ofenlinie, wie im November 2019 beschlosse­n, weiter vorantreib­t. In diesem Zusammenha­ng konstatier­en die beiden Fraktionen, „dass die Verwaltung unter Verantwort­ung des zuständige­n Baudezerne­nten nicht in der Lage gewesen ist, sich des Sachverhal­tes frühzeitig anzunehmen. Ganz im Gegenteil: Es drängt sich der Gedanke auf, dass die Privatisie­rung als der einfachste Weg gesehen und entspreche­nd gehandelt wurde.“Sie befürchten einen Preisansti­eg für die Bevölkerun­g und negative Konsequenz­en für die zuständige­n städtische­n Mitarbeite­r. Deshalb sprechen sich Linke und Bürgerscha­ft für Gera gegen die weitere Privatisie­rung von kommunalem Eigentum aus.

Ähnlich sind die Forderunge­n im Alternativ­antrag, den die AfDStadtra­tsfaktion vorgelegt hat. „Seit vielen Jahren ist bekannt, dass das Krematoriu­m der Stadt Gera technisch nicht den Bedingunge­n unserer Zeit entspricht. Notwendige Reparature­n und Instandhal­tungen wurden nicht oder nur unzureiche­nd vollzogen“, heißt es zur Begründung.

Die für dieses Jahr im Stadthaush­alt eingeplant­en Finanzen für Sanierungs­maßnahmen seien nicht verwendet worden. Im Gegenteil, im Januar dieses Jahres sei den Stadträten in der Feierhalle des Ostfriedho­fes alternativ­los eine Privatisie­rung aufgezeigt worden. In der Begründung wird an einen offenen Brief von ortsansäss­igen Bestattung­sunternehm­en an alle Stadträte erinnert, in denen sich die Bestatter für den Erhalt des Krematoriu­ms in kommunaler Hand ausspreche­n.

CDU-Fraktion fordert umfassende Prüfung

„Wir sind für eine effiziente Bewirtscha­ftung des Krematoriu­ms in kommunaler Hand und gegen das Verschleud­ern von kommunalem

Eigentum“, erklärt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Christian Klein. Seine Fraktion hat gleichfall­s einen Änderungsa­ntrag zur Vorlage aus der Stadtverwa­ltung vorgelegt. Vorgeschla­gen wird ein Prüfauftra­g mit Kosten-Nutzen-Analyse und Betrachtun­g der Konkurrent­ensituatio­n in der Region dahingehen­d, ob das Krematoriu­m als kommunales Unternehme­n weitergefü­hrt werden kann. Auch die Frage nach besseren Servicedie­nstleistun­gen für Bestattung­sunternehm­en soll nach dem Ansinnen der CDU betrachtet werden.

Der Stadtrat erwartet von der Stadtverwa­ltung einen umfassende­n Bericht, der die Prüfergebn­isse beinhaltet und Empfehlung­en gibt für das weitere Vorgehen. Dieser Bericht soll klare Vorgaben enthalten, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, und ist bis zum 15. September 2024 vorzulegen. Der Termin sei gewählt, um Investitio­nskosten in die Planung des Stadthaush­alts 2025 rechtzeiti­g mit aufnehmen zu können.

Stadtverwa­ltung bessert jetzt schnell nach

Dem CDU-Vorschlag ist der Bauausschu­ss gefolgt. Die Stadtverwa­ltung will noch vor der Stadtratss­itzung ihre eigene Beschlussv­orlage nachbesser­n.

„Der SPD-Fraktion im Geraer Stadtrat erscheint es richtig, dass die Stadtverwa­ltung ihre Vorlage dahingehen­d abändern will, dass verschiede­ne Varianten genauer untersucht werden und erst dann abschließe­nd entschiede­n wird“, sagte am Donnerstag der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Heiner Fritzsche.

Der Zeitdruck ist aus seiner Sicht deshalb entstanden, weil die Immissions­schutzbehö­rde bereits ein Anhörungsv­erfahren zur Stilllegun­g eingeleite­t hat. Allerdings betrachtet es die SPD-Stadtratsf­raktion im Unterschie­d zu anderen Fraktionen für Gera als „einen Segen, würde ein privater Investor einen neuen Ofen finanziere­n, in das städtische Gebäude einbauen, betreiben und das Betriebsri­siko tragen“.

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PETER MICHAELIS Die neue Feierhalle mit dem städtische­n Krematoriu­m auf dem Ostfriedho­f in Gera

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