Thüringische Landeszeitung (Gera)
Die Kegler räumen ab
Ball des Sports in Zeulenroda mit Überraschungen. Anna Müller, Florian Noll und die Kegler des TSV 1872 Langenwetzendorf als „Populärste Sportler“auf der Bühne
Ein „Gut Holz“schallte durch den Saal. Die Kegler gingen in die Vollen, hatten beim Ball des Sports am Samstagabend abgeräumt. Der Sport ist immer wieder für Überraschungen gut, auch das Ergebnis der Umfrage zum „Populärsten Sportler“2023 im Landkreis Greiz hatte kaum einer erwartet.
Auf die Bühne im Bio-Seehotel wurde Kegler Florian Noll gerufen. Der 22-Jährige konnte gleich oben bleiben, die Wahl zur Mannschaft des Jahres ging an den TSV 1872 Langenwetzendorf. „Als die Einladung nach Zeulenroda kam, da wusste ich, es wird ein Podestplatz werden“, sagte Florian Noll. Das Trommeln in eigener Sache, im Dorf wie er sagt, im Verein habe sich gelohnt. „Ich freue mich natürlich riesig, dass wir gewonnen haben.“
Auf Kreisebene spielt er 120 Wurf, der TSV Langenwetzendorf ist Kreispokal-Titelverteidiger, hat in dieser Saison den höherklassigen KTV Zeulenroda aus dem Wettbewerb geworfen. Über 100 Wurf geht es im Breitensport weiter, deutscher Vizemeister mit der Mannschaft sind sie, bei den kommenden Titelkämpfen soll der große Wurf gelingen. Mit seiner Schwester Jennifer, die zur „Mannschaft des Jahres“zählte, bereitet er sich auf den Start bei den Deutschen Tandem-Meisterschaften vor, damit ist die EMQualifikation sicher, und bei den nationalen Titelkämpfen im Breitensport rechnen sich die Geschwister auch etwas aus. Dass die Nolls zum Kegeln gekommen sind,
kein Wunder, der Vater kegelt noch immer und nahm die Kinder mit auf die Zwei-Bahnen-Anlage in Langenwetzendorf. „Kegeln ist ein schöner Sport, es ist mein Sport. Dass man sich als Einzelsportler bewähren muss und in der Mannschaft kegeln kann, macht den Reiz aus.“
Jüngst hat er auf der Heimbahn seine persönliche Bestleistung auf 600 Holz verbessert und über 100 Wurf kam er in Römhild auf 524 Holz. Und er möchte sein Wissen weitergeben, ist dabei, die C-Lizenz als Trainer zu erwerben, hat eine eigene Nachwuchsgruppe und vertritt den Vater als Trainer, falls er mal verhindert sein sollte. Schon abgeschlossen hat er sein Elektrotechnik-Studium an der dualen Hochschule Gera-Eisenach, er arbeitet in Lederhose. Auch die Sportlerin des Jahres kegelt. Anna Müller vom SV
Pöllwitz erhielt die meisten Stimmen der Umfrage. „Das freut mich, dass ich die Wahl gewonnen habe. Ich wäre auch gern nach Zeulenroda gekommen“, sagt die Weltmeisterin und Weltpokalsiegerin. Beim Telefonat am Sonntag war im Hintergrund die sieben Wochen alte Alma zu hören. „Ich war schon mal auf der Bahn und habe sechzig Wurf gespielt. Ich habe es nicht verlernt – und wenn alles glatt läuft, dann möchte ich in der neuen Saison wieder angreifen.“
Angreifen, das ist auch das Stichwort für Ringer Lucas Kahnt, der mit dem Sportpreis für die sportlichste Leistung geehrt wurde. „Diese Auszeichnung ist besonders, weil auch die Leute, die sonst nicht beim Ringen sind oder sich für das Ringen nicht so interessieren, unsere Leistungen anerkennen und würdigen“, sagte Kahnt, der 2023 deutscher Freistilmeister bei den Männern geworden war.
Der 23-Jährige lebt für seinen Sport, hat im elterlichen Betrieb seine Lehre als Steinmetz abgeschlossen, in Wunsiedel beginnt der Meister-Lehrgang. Nach der Arbeit in Greiz fährt er drei- oder viermal die Woche zum Training nach Leipzig. „Saisonziel ist die Titelverteidigung“, sagt er. Dass auch andere Bundesligavereine ein Auge auf den 79-kg-Meister geworfen haben, ist kein Geheimnis. „Ich bin Greizer, also ringe ich für den RSV Rotation, auch in der zweiten Bundesliga in der kommenden Saison. Der Verein hat mich immer unterstützt, mir die Chance gegeben, in der Bundesliga zu ringen.“
Für sein Lebenswerk geehrt wurde Gerwin Bölke vom TSG Concordia Reudnitz. Im vorigen Jahre feierten die Reudnitzer 100 Jahre Handball und mehr als die Hälfte dieser Zeit hat Gerwin Bölke mitgestaltet. Der 75-Jährige, zweiter Vorstand bei Concordia, Trainer und der Mann für vieles, freut sich, dass es mit dem Nachwuchs im Verein wieder aufwärts geht – über 100 Jugendliche in Reudnitz spielen Handball. „Ich habe in vielen Mannschaften gespielt, ich habe viele Mannschaften trainiert, doch allein bist du nichts, das alles geht nur im Team und nur mit dem Rückhalt der Familie“, sagt er. Was wäre der Sport ohne die vielen Ehrenamtlichen, die Trainer, Übungsleiter, Mannschaftsleiter, die Vorstände, Schiedsrichter, Eltern und Großeltern – nicht das, was er ist. Lebendig, vielfältig und erfolgreich.