Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wie bleibt die Kirche im Dorf ? Ein Team plant Treffen in 19 Orten
Weniger Gemeindeglieder, weniger Personal: Trotzdem will die Kirche weiter zum Dorfleben beitragen. Wie, das will man die Menschen vor Ort fragen
Wie bleibt die Kirche im Dorf? Wie kann die Kirche trotz sinkender Gemeindegliederzahlen und trotz begrenzter personeller Ressourcen in der Fläche präsent bleiben und zum Dorfleben beitragen, auch abseits von Gottesdiensten und geistlichen Fragen? Das beschäftigt die Kirchen im ländlichen Raum allenthalben. Im Kirchgemeindeverband Weida will man nicht allein über diese Frage brüten, sondern sie bewusst in die Fläche tragen und mit den Menschen in den Dörfern beantworten.
250 Gemeindeglieder weniger als vor fünf Jahren
19 Kirchen und noch mehr Orte und Ortsteile gehören zum Gemeindeverband Weida, für den derzeit zwei und ab 1. August drei Hauptamtler in der Weidaer Kirche zuständig sind, sagt Kantor Martin Kabjoll.
Nach dem Abschied des PfarrerPaars Schäfer sei man dank des Kirchenkreises und eines sehr aktiven Gemeindekirchenrates mit 14 Leuten zwar bislang gut durch die Vakanz gekommen. Dennoch freut man sich sehr, dass mit Pfarrer Sebastian Schäffner zumindest ein neuer Pfarrer ab August nach Weida kommt. „Zurzeit haben wir etwas mehr als 2000 Gemeindeglieder, mit allen Dörfern“, sagt Kabjoll: „Im Vergleich zu 2019 ist das ein Rückgang von etwa 250. In Weida selbst betrug der Rückgang nur drei Personen.“
Mit einem „Koffer voller Ideen“wollen Kirchenmitglieder und -mitarbeiter ab Mitte Mai in alle Dörfer gehen. „Wir wollen aus den Orten wissen, was in den Orten gewünscht ist und was wir leisten können“, sagt Kabjoll. Denn neben der
Personalsituation ist ein anderer Gedanke, sich nicht bloß als Kirche Veranstaltungen auszudenken und zu hoffen, dass jemand kommt. Angebote an die Nachfrage anpassen und so die Ressourcen effizient einsetzen, das ist die Idee.
Eingeladen sind zu den IdeenAbenden alle Menschen im Ort, weder seien nur Gemeindeglieder angesprochen, noch gehe es rein um kirchliche Formate. „Wenn ein Ort beispielsweise ein Dorffest organisieren oder einen Kinderchor gründen
möchte, schauen wir, wie wir das unterstützen können“, sagt Kabjoll: „Wenn nicht personell, dann vielleicht mit hilfreichen Tipps und dem Impuls zur Selbstorganisation.“
Man könnte auch die Kirche über Gottesdienste hinaus für Kulturveranstaltungen öffnen. „Vielleicht kommen auch ganz neue Ideen, die wir noch nicht hatten und die wir dann wiederum in die späteren Treffen mitnehmen können“, sagt Kabjoll. Und wenn niemand kommt?
„Dann wäre das auch ein Statement dafür, dass unser Angebot reicht oder kein Bedarf besteht.“Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass auch außerhalb der Kirchgemeinden dann Menschen aktiv wurden, wenn Kirche zu verschwinden drohte.
Vielleicht dienen die ungezwungenen Abende selbst als „Keimzelle“für weitere Treffen. Auf jeden Fall sollen alle Haushalte in den Dörfern eine Einladungs-Karte erhalten.
Wenn ein Ort beispielsweise ein Dorffest organisieren oder einen Kinderchor gründen möchte, schauen wir, wie wir das unterstützen können. Patrick Kabjoll Kantor