Thüringische Landeszeitung (Gera)

Puppenbaue­rin begrüßt Gäste im Geraer Mittelalte­r

Zum dritten Mal hat der Verein „Volk von Caraslan“mit Gleichgesi­nnten eine kleine Siedlung im Hofwiesenp­ark aufgebaut. Vier ganze besondere Tage

- Sylvia Eigenrauch

Gera. Harlekina trägt ihr Ebenbild spazieren. Minimi heißt die Puppe, die die Puppenbaue­rin aus dem Geraer Theater selbst gebaut hat. Mit ihr begrüßt sie am ersten Tag von Historia Caraslan im Hofwiesenp­ark Besucher und posiert für Fotos. Auch auf Stelzen und mit Jonglage wird sie in den nächsten Tagen zu erleben sein, und in anderen Gewändern. Zum Auftakt hat sie ihre Augen mit je drei Reihen Wimpern geschmückt. „Eine Stunde brauche ich für das Ankleiden schon“, sagt die Kostümiert­e, die sich freut, quasi vor der Haustür als Performeri­n dabei sein zu können.

Auftritte mit Hand-Guillotine

Der Gaukler strahlt. Fabian Le Corbeau ist Berufsküns­tler und hat die weiteste Reise nach Gera zurückgele­gt, wie er sagt. Aus Niedersach­sen kommt er, aus der Nähe von Bremen. Er ist das erste Mal in der Stadt und freut sich auf zwei bis drei Bühnenprog­ramme am Tag. Dann darf das Publikum mitzaubern. Seine neueste Nummer ist ein Hexenproze­ss. Dafür sucht er sich jedes Mal Freiwillig­e, die keine Scheu vor der kleinen Guillotine haben.

Von der Ostseeküst­e kommt Immodestia, die voriges Jahr noch als gestiefelt­e Katze die Besucher umschnurrt­e. Diesmal lädt sie, engagiert vom Volk von Caraslan, vor allem kleine Gäste zum Zwergenspi­el ein. Warum sie wiedergeko­mmen ist? „Das Volk von Caraslan gefällt mir ausnehmend gut. Die Leute sind so liebenswer­t. Diesem Volk würde man gern angehören wollen“, schwärmt sie.

„Das Volk von Caraslan gefällt mir ausnehmend gut. Die Leute sind so liebenswer­t. Diesem Volk würde man gern angehören wollen.“Immodestia Besucherin von der Ostseeküst­e

Backen über dem Holzfeuer

Eingeheizt haben Donnerstag­mittag schon Udo und Gisela Ebert aus Saalfeld. Sie backen Zimtplätzc­hen über dem Holzfeuer in einer Eisenform, die aus der Zeit um 1880 stammt, wie sie berichten. Daneben wedelt weiße Wäsche im Wind und lässt sich durch den Zeltspalt ein „Stroh“-Bett erahnen. „Es ist schön, wenn die Leute fragen und nicht einfach vorbeigehe­n“, sagt Gisela Ebert, die sich freut, mit ihrem Mann wieder auf dem selben Platz wie im vorigen Jahr zu sein.

Auch ein ehemaliger Geraer ist wieder dabei. Rolf Böhme war 1979 der Liebe wegen nach Anklam gezogen. Als Wikinger ist er nun das zweite Mal zu Gast in Gera. Mit markanten Gewandunge­n - für jeden der vier Historia-Tage eine. Der 69-Jährige hat eine 21.000 Mitglieder

zählende Internet-Gemeinde mit dieser Leidenscha­ft innerhalb von vier Jahren aufgebaut und erklärt, dass die Wikinger nicht nur draufgehau­en haben, sondern auch Händler und Bauern waren. „Die Hörnerhelm­e gab es nicht. Die sind eine Erfindung von Richard Wagner“, meint er. Für ihn begann alles mit der Städtepart­nerschaft zwischen Anklam und Heide in Schleswig-Holstein, wo er bei Mittelalte­rfesten

dabei war und angefixt wurde, wie er bekennt. „Wenn man in Gewandung ist, gehört man hier dazu. Dann wird es familiär. Das ist ein schönes Gefühl“.

Historia Caraslan 2024: 9. bis 12. Mai im Veranstalt­ungsoval im Hofwiesenp­ark. Donnerstag bis Samstag 11 bis 22 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr. Wer mit Gewand kommt, erhält zwei Euro Rabatt auf den Eintrittsp­reis; www.caraslan.de

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Noch mehr Bilder finden Sie online unter tlz.de/gera
Backzelt von Gisela und Udo Ebert aus Saalfeld. Noch mehr Bilder finden Sie online unter tlz.de/gera
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SYLVIA EIGENRAUCH (2) Harlekina Beatrice Baumann aus Gera mit Minimi.

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