Thüringische Landeszeitung (Gera)
Diagnose Krebs: Offener Umgang mit der Krankheit ist wichtig
Gerade Kinder haben feine Antennen, wenn ein Familienmitglied erkrankt ist
Krebs – schon der Verdacht ängstigt. Die Diagnose zieht den meisten Menschen den Boden unter den Füßen weg.
Dann kann die SRH-Krebsberatungsstelle Gera helfen. Sie will den Krebspatienten Ängste nehmen sowie ihnen und ihren Angehörigen vor, während und nach einer Behandlung zur Seite stehen. „Das Thema ist für jeden existentiell und bringt Betroffene zumeist an die persönlichen Grenzen - egal, wie gut ein Krebs behandelbar ist und welche Prognose der speziellen Erkrankung zugrunde liegt.“
Das SRH Wald-Klinikum Gera ist der Träger der Krebsberatungsstelle, aber Franziska Jahr, Leiterin der Beratungsstelle, betont ausdrücklich: „Prinzipiell ist unsere Beratungsstelle offen für alle Betroffenen. Wer Hilfe benötigt, für den sind wir da. Zum Beispiel auch für jene, die außerhalb des Klinikums eine ambulante Therapie erhalten.“
Bei all seinen Beratungen - telefonisch oder persönlich vor Ort - wird das Team häufig mit einem speziellen Problem konfrontiert: Wie sollen von Krebs betroffene Patienten mit jungen Angehörigen umgehen? „Viele Betroffene wollen Kinder oder Enkelkinder am liebsten von diesem Problem fernhalten. Sie haben Angst, junge Leute mit der schlimmen Diagnose zu überfordern“, schildert Franziska Jahr.
Kindgerecht die Situation erklären
„Wir machen dann Mut, wie man dies kindgerecht zu vermitteln. Denn gerade Kinder haben so feine Antennen. Sie merken beispielsweise schnell, wenn eine gedrückte Stimmung herrscht. Zudem verändern sich viele Patienten durch die Behandlung auch optisch“, schildert Jahr. Gerade bei ersterem könne bei Kindern schnell das Gefühl entstehen, sie selbst hätten etwas falsch gemacht. „Nichts ist schlimmer als eine unausgesprochene
Wahrheit. Dann besteht die Gefahr, dass Kinder diffuse Ängste entwickeln. Unter Umständen entsteht in deren Phantasie etwas, was noch viel größer und schrecklicher ist“, so Jahr.
Aber natürlich brauche es einen Anlauf, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Ihr Tipp an Eltern und Großeltern: Entweder durch ein entsprechendes Buch kindgerecht die Situation erklären oder nahe Angehörige mit gutem Kontakt zum Kind bitten, das Problem zu vermitteln. „Allermeistens kommen Kinder, wenn sie gut informiert sind, besser durch die Situation. Selbst in einer Trauerphase.“
Das, was Kinder emotional zeigen würden, sei eine normale Reaktion auf das Ereignis, das gerade in der Familie passiert. „Manchmal hilft es den Kindern, bestimmte Rituale in der Familie einzuführen oder aufleben zu lassen, Struktur in den Alltag zu bringen, Gesprächspartner zu haben“, schildert Jahr. In all solchen Familienphasen begleitet das Beratungsteam und berät bei Bedarf auch sehr individuell. Rund 80 Prozent der Ratsuchenden seien selbst von Krebs betroffen. In 20 Prozent der Fälle würden sich Angehörige melden, hat das Team die Erfahrung gemacht.
Beratungsstelle ist auf Spendengelder angewiesen
Trotz Regelfinanzierung ist die Geraer Beratungsstelle auf regelmäßige Spendengelder und Sponsoren angewiesen. „Die Regelfinanzierung deckt 95 Prozent der Sachund Personalkosten für die Beratungskräfte und die Verwaltungskraft ab. Das bedeutet zugleich jedoch, dass fünf Prozent jedes Jahr selbst zu erwirtschaften sind“, verweist Franziska Jahr.
Zusätzlich benötigt das Team Gelder für seine regelmäßigen Therapieangebote wie Sport- oder Kunsttherapie, sowie für viele weitere Projekte, unter anderem KochWorkshops, Herzkissen-Aktion, Patientenveranstaltungen.