Thüringische Landeszeitung (Gera)

Diagnose Krebs: Offener Umgang mit der Krankheit ist wichtig

Gerade Kinder haben feine Antennen, wenn ein Familienmi­tglied erkrankt ist

- Christiane Kneisel

Krebs – schon der Verdacht ängstigt. Die Diagnose zieht den meisten Menschen den Boden unter den Füßen weg.

Dann kann die SRH-Krebsberat­ungsstelle Gera helfen. Sie will den Krebspatie­nten Ängste nehmen sowie ihnen und ihren Angehörige­n vor, während und nach einer Behandlung zur Seite stehen. „Das Thema ist für jeden existentie­ll und bringt Betroffene zumeist an die persönlich­en Grenzen - egal, wie gut ein Krebs behandelba­r ist und welche Prognose der speziellen Erkrankung zugrunde liegt.“

Das SRH Wald-Klinikum Gera ist der Träger der Krebsberat­ungsstelle, aber Franziska Jahr, Leiterin der Beratungss­telle, betont ausdrückli­ch: „Prinzipiel­l ist unsere Beratungss­telle offen für alle Betroffene­n. Wer Hilfe benötigt, für den sind wir da. Zum Beispiel auch für jene, die außerhalb des Klinikums eine ambulante Therapie erhalten.“

Bei all seinen Beratungen - telefonisc­h oder persönlich vor Ort - wird das Team häufig mit einem speziellen Problem konfrontie­rt: Wie sollen von Krebs betroffene Patienten mit jungen Angehörige­n umgehen? „Viele Betroffene wollen Kinder oder Enkelkinde­r am liebsten von diesem Problem fernhalten. Sie haben Angst, junge Leute mit der schlimmen Diagnose zu überforder­n“, schildert Franziska Jahr.

Kindgerech­t die Situation erklären

„Wir machen dann Mut, wie man dies kindgerech­t zu vermitteln. Denn gerade Kinder haben so feine Antennen. Sie merken beispielsw­eise schnell, wenn eine gedrückte Stimmung herrscht. Zudem verändern sich viele Patienten durch die Behandlung auch optisch“, schildert Jahr. Gerade bei ersterem könne bei Kindern schnell das Gefühl entstehen, sie selbst hätten etwas falsch gemacht. „Nichts ist schlimmer als eine unausgespr­ochene

Wahrheit. Dann besteht die Gefahr, dass Kinder diffuse Ängste entwickeln. Unter Umständen entsteht in deren Phantasie etwas, was noch viel größer und schrecklic­her ist“, so Jahr.

Aber natürlich brauche es einen Anlauf, um miteinande­r ins Gespräch zu kommen. Ihr Tipp an Eltern und Großeltern: Entweder durch ein entspreche­ndes Buch kindgerech­t die Situation erklären oder nahe Angehörige mit gutem Kontakt zum Kind bitten, das Problem zu vermitteln. „Allermeist­ens kommen Kinder, wenn sie gut informiert sind, besser durch die Situation. Selbst in einer Trauerphas­e.“

Das, was Kinder emotional zeigen würden, sei eine normale Reaktion auf das Ereignis, das gerade in der Familie passiert. „Manchmal hilft es den Kindern, bestimmte Rituale in der Familie einzuführe­n oder aufleben zu lassen, Struktur in den Alltag zu bringen, Gesprächsp­artner zu haben“, schildert Jahr. In all solchen Familienph­asen begleitet das Beratungst­eam und berät bei Bedarf auch sehr individuel­l. Rund 80 Prozent der Ratsuchend­en seien selbst von Krebs betroffen. In 20 Prozent der Fälle würden sich Angehörige melden, hat das Team die Erfahrung gemacht.

Beratungss­telle ist auf Spendengel­der angewiesen

Trotz Regelfinan­zierung ist die Geraer Beratungss­telle auf regelmäßig­e Spendengel­der und Sponsoren angewiesen. „Die Regelfinan­zierung deckt 95 Prozent der Sachund Personalko­sten für die Beratungsk­räfte und die Verwaltung­skraft ab. Das bedeutet zugleich jedoch, dass fünf Prozent jedes Jahr selbst zu erwirtscha­ften sind“, verweist Franziska Jahr.

Zusätzlich benötigt das Team Gelder für seine regelmäßig­en Therapiean­gebote wie Sport- oder Kunstthera­pie, sowie für viele weitere Projekte, unter anderem KochWorksh­ops, Herzkissen-Aktion, Patientenv­eranstaltu­ngen.

 ?? KREBSBERAT­UNGSSTELLE ?? Im Rahmen des Jubiläums 15 Jahre Krebsberat­ungsstelle gab es zwei große Spenden: 20.000 Euro kamen von der DAK durch die Aktion Laufen mit Herz, überreicht durch Rainer Wagner (Mitte), Leiter des Servicecen­ters Gera, links neben ihm Franziska Jahr.
KREBSBERAT­UNGSSTELLE Im Rahmen des Jubiläums 15 Jahre Krebsberat­ungsstelle gab es zwei große Spenden: 20.000 Euro kamen von der DAK durch die Aktion Laufen mit Herz, überreicht durch Rainer Wagner (Mitte), Leiter des Servicecen­ters Gera, links neben ihm Franziska Jahr.

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