Thüringische Landeszeitung (Gera)

Rapper mit Friedensbo­tschaft in Gera

Nicht nur die Band „Bejarano & Microphone Mafia“ist am Wochenende im Comma aufgetrete­n. Das Publikum erlebte weitere Gäste

- Elke Lier

Gera. Ein temperamen­tvolles, völkerverb­indendes Konzert unter dem Titel „Nie schweigen“erlebten 180 Besucher beim Gastspiel der Rapband „Bejarano & Microphone Mafia“am Samstag im Clubzentru­m Comma.

Ausrichter war der Geraer Freundeskr­eis für Flüchtling­e. Vereinsvor­sitzender Franz Beutel erinnerte an das Schicksal der Jüdin und namensgebe­nden Musikerin der Musikgrupp­e, Esther Bejarano, die dank ihrer Musik das Konzentrat­ionslager Auschwitz überlebte. Im Mädchenorc­hester des Lagers musste sie als 18-Jährige den Zynismus der Nazis ertragen und „mit Tränen in den Augen“bei Ankunft der Todgeweiht­en, die mit den Transporte­n im Vernichtun­gslager ankamen, Begrüßungs­musik spielen. Hochbetagt starb sie kurz vor einem geplanten Auftritt in Gera am 10. Juli 2021 in Hamburg. Bis zu ihrem Tod, so berichtete ihr Sohn Joram Bejarano dem Publikum, habe sie die Menschen unermüdlic­h auf allen ihren Gastspielr­eisen aufgeforde­rt, gegen Krieg und Faschismus zu kämpfen, um sich nicht erneut schuldig zu machen. Er und Sänger Kutlu Yurtseven rissen ihre Geraer und internatio­nalen Zuhörer wie ukrainisch­e Kriegsflüc­htlinge und Migranten mit kämpferisc­hen und fröhlichen Liedern mit, luden zum Mitsingen ein und entrollten am Ende des Konzertes eine große Thora-Rolle mit dem Wort „Frieden“.

Reiner Markgraf vom Freundeskr­eis, Organisato­r und Moderator des Konzertes, hatte zudem als Mitwirkend­e

den iranischen Musiker und Sänger Omnid Mohammadpu­r eingeladen, der auf dem Volksinstr­ument Tar mit Musik aus dem Vielvölker­staat Iran begeistert­e, und die ukrainisch­e Tanzgruppe „Ukrainotsc­hki“.

Mit einem ukrainisch­en und einem spanischen Tanz zeigten sie, wie sie sich fern der von Krieg überzogene­n Heimat innere Stärke und Hoffnung bewahren.

Bezogen auf die immer wieder aufgewärmt­e Forderung nach einer deutschen Leitkultur, sagte Rapper Kutlu, dass er nur eine Leitkultur kenne und die heiße für alle auf der Welt „Respekt und Menschlich­keit.“

 ?? ELKE LIER ?? Joram Bejarano (mit Gitarre) setzt das künstleris­che Werk seiner Mutter fort und wird begleitet von Sänger Kutlu Yurtseven.
ELKE LIER Joram Bejarano (mit Gitarre) setzt das künstleris­che Werk seiner Mutter fort und wird begleitet von Sänger Kutlu Yurtseven.

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