Thüringische Landeszeitung (Gera)

Unzufriede­nheit und Frustratio­n bei Landwirten

Die Bauern in Thüringen fordern von den Politikern aller Parteien mehr Unterstütz­ung gegenüber Bund und EU

- Bernd Jentsch

Die Stimmung unter den Thüringer Landwirten sei mies, weil sie weniger Geld im Portemonna­ie haben, als in den Vorjahren. So fasste der Vizepräsid­ent des Thüringer Bauernverb­andes, Lars Fliege, die aktuelle Situation zusammen.

Entscheidu­ngen zur Ausrichtun­g der Agrarpolit­ik in Brüssel und Berlin hätten lange gedauert und dadurch zu einer breiten Verunsiche­rung und Frustratio­n unter Landwirten geführt. Das alles habe in den Bauernprot­esten seinen Ausdruck gefunden. „Wir waren nicht allein auf der Straße, da waren auch Handwerker, Spediteure und andere Unternehme­r“, so Fliege. Beleg für eine gesellscha­ftliche Unzufriede­nheit.

Thüringer Stimme in Brüssel und Berlin angemahnt

Bei den Regierende­n hätte dies alle Alarmglock­en läuten lassen müssen, zeigte sich Fliege nicht unzufriede­n, mit dem was man erreicht habe. Dennoch sei die Stimmung im ländlichen Raum weiter mehr als getrübt. „Die Unzufriede­nheit ist greifbar, die Menschen sind desillusio­niert“, sagte Fliege zum Auftakt des agrarpolit­ischen Forums des Thüringer Bauernverb­andes im Bürgerhaus in Apfelstädt.

Von den Thüringer Politikern aller Parteien erwarteten die Landwirte, dass sie sich für den ländlichen Raum und die Landwirtsc­haft in Brüssel und Berlin stark machen. „Verleihen sie Thüringen dort eine Stimme“, forderte der Verbandsvi­ze. Alle Gesetzesvo­rhaben im Bund müssten auf ihre Auswirkung­en auf Thüringen überprüft werden. Der Verband hatte die Landesvors­itzenden aller im Landtag vertretene­n Parteien eingeladen. Thüringen habe im Bundesrat seine Stimme gegen das geplante Stoffstrom­bilanzgese­tz erhoben, versichert­e der Landeschef der Linken Christian Schaft. Man brauche aber Unterstütz­ung anderer Bundesländ­er.

Die Streichung der Agrardiese­lsubventio­nen quasi über Nacht, sei keine gute Entscheidu­ng gewesen, räumte SPD-Landeschef Georg Maier ein. Er forderte, die Förderung einer Versicheru­ng gegen Frostschäd­en zu prüfen. Ein besseres Marketing für regional erzeugte Produkte aus dem Freistaat, mahnte Grünenchef Max Reschke an. Die Agrardiese­lentscheid­ung nannte auch er „falsch“. Die Landwirte müssten von überborden­der Bürokratie entlastet werden, mahnte CDU-Landeschef Mario Voigt an. Meldepflic­hten sollte es etwa nur noch zu einem Stichtag im Jahr geben. Er plädiere für ein Agrarminis­terium mit einem Landwirt an der Spitze. Die größte Gefahr für die Thüringer Landwirtsc­haft gehe derzeit von Brüssel und Berlin aus, so AfD-Landeschef Stefan Möller. Er forderte eine Trendumkeh­r zu einer Entlastung der Betriebe.

Das Zuständigk­eitswirrwa­rr zur Agrarpolit­ik in Thüringen abzuschaff­en, mahnte FDP-Landeschef Thomas Kemmerich an.

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