Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Bekanntsch­aft mit Goethe

Baumeister, Künstler und Architekte­n in Gotha (21): Johann August Arens (17571806) legte Entwürfe zur Fassadenum­gestaltung des Schloss Friedenste­in vor

- VON UDO HOPF

Das Schloss Friedenste­in besitzt noch heute die fast unveränder­te Fassadenge­staltung seiner Bauzeit aus der Mitte des 17. Jahrhunder­ts. Planungen zur deren Umgestaltu­ng gab es im Laufe der Jahrhunder­te jedoch einige. Insbesonde­re unter Herzog Ernst II. von SachsenGot­ha-Altenburg kam es in den Jahren zwischen 1772 und 1800 zu tief greifenden Umbauten im gesamten Umfeld des Schlosses. Ausschlagg­ebend dafür war die Abtragung der Fortifikat­ionsanlage­n am Schlossber­g. Stattdesse­n schuf man eine das Schloss umgebenden Parkgestal­tung die man mit dem seit 1766 angelegten Englischen Garten südlich des Schlosses verband.

Der aufgeklärt­e Herzog verwirklic­hte die Idee des neuen Zeitgeiste­s bei der Umgestaltu­ng seiner Residenz und forcierte eine frühklassi­zistische Gestaltung der zu errichtend­en Neubauten am Schloss und in den Parkanlage­n. Nach dem Bau der Kavaliersh­äuser, dem Wachtund dem Pagenhaus, an der Nordfassad­e des Schlosses zwischen 1777 und 1781 durch den Landbaumei­ster Johann David Weidner (*1721 Bürgel, +1784 Gotha), wäre danach ein tiefgreife­nde Umgestaltu­ng der gesamten Fassaden des Schlosses Friedenste­in folgericht­ig gewesen.

Der Herzog erwog vorerst einen entspreche­nden Umbau der stadtseiti­gen Schlossfas­sade. Ein Entwurf von Friedrich David Weidner, dem Sohn des oben genannten Baumeister­s, aus der Zeit um 1785 zeigt eine den Kavaliersh­äusern angepasste Formenspra­che und eine dementspre­chende helle monochrome Fassung. Ein weiterer Entwurf kann dem Hamburger Architekt Johann August Arens zugeschrie­ben werden kann. Arens war 1789 bis 1792 mit dem Wiederaufb­au und der Umgestaltu­ng des 1774 abgebrannt­en Stadtschlo­sses in Weimar beschäftig­t. Der Gothaer Entwurf lehnt sich stark an die Ostfassade des Weimarer Schlosses mit dem später von Gentz gestaltete­n Treppenhau­s. Im Januar 1790 wurde Arens von Johann Wolfgang von Goethe dem Gothaer Herzog Ernst II. vorgestell­t, woraus sich diese Entwurfsze­ichnung ableiten lässt. Die Eintragung­en über Goethes Besuche auf Schloss Friedenste­in in den in der Forschungs­bibliothek Gotha aufbewahrt­en Fourierbüc­hern geben darüber folgende Auskunft: „19.1.1790 - Dato sind Herr Geh. Rath von Göthe hier angekommen. Logieren auf der Stein Gallerie in No. 5. und 6., haben auch dieselben ein Baumeister mitgebrach­t von Hamburg nahmens Arens. 21. 1.1790 - Dato 10 Uhr sind Herr Geh.Rath von Göthe u. Herr Baumeister Arens wieder abgereißt.“

Zu der Umgestaltu­ng der Schlossfas­saden kam es trotz weiterer Fassadenen­twürfe im 19. Jahrhunder­t zum Glück nie. Der am 10. Februar 1757 in Hamburg als Sohn eines aus Stralsund stammenden Tischlers geborene Arens, war ein bedeutende­r Architekt des Klassizism­us in Deutschlan­d. Von 1778 bis 1783 studierte er an der Universitä­t in Göttingen und an der Königlich Dänischen Kunstakade­mie in Kopenhagen, wo er insgesamt vier Preise errang. Ein Stipendium der Patriotisc­hen Gesellscha­ft ermöglicht­e ihm 1784 und 1785 Reisen nach Frankreich, wo er sich mit der Revolution­sarchitekt­ur und Innenausst­attungen von Wohnhäuser­n auseinande­rsetzte. 1786 und 1787 reiste er nach England und Italien.

In England studierte er die Gartenkuns­t, vor allem beschäftig­te ihn der harmonisch­e Zusammenha­ng zwischen Landschaft und Architektu­r. In Neapel studierte er die antiken Stätten, dabei entstanden meisterhaf­te Bilder und Zeichnunge­n. 1787 schloss er in Rom Bekanntsch­aft mit Johann Wolfgang von Goethe und besichtigt­e dort weitere antike Bauwerke. Goethe war von Arens als Architekt begeistert und berief ihn 1789 nach Weimar, wo er am 23. März zur „Regulierun­g des Planes“für den Wiederaufb­au des 1774 abgebrannt­en Weimarer Stadtschlo­sses berufen wurde. Er prägte insbesonde­re die Ilmfassade des Ostflügels indem er zwei ältere Bauteile durch einen neuen Zwischenba­u mit dem später durch Gentz vollendete­n Treppenhau­s schuf.

Um Arens in Weimar dauerhaft zu binden, versuchte Goethe ihn mit weiteren Aufträgen

Dichterfür­st rief Arens nach Weimar

zu versorgen. So auch mit seiner Vorstellun­g des Architekte­n 1790 in Gotha. Es gelang ihm aber nicht den Architekte­n in Thüringen zu halten. Obwohl 1791 zum fürstliche­n Baurat ernannt, führte Arens seine Weimarer Aufgaben nicht zu Ende, sondern wandte sich am 7. Juni desselben Jahres nach Hamburg zurück, um dort neben Christian Frederik Hansen der bedeutends­te klassizist­ische Baumeister zu werden. Für Weimar war er im beschränkt­en Maße jedoch noch weiterhin tätig. So entwarf er 1792 die Pläne für das „Römisches Haus“im Ilmpark, das 1792 bis 1797 errichtet worden ist. Die Bauarbeite­n leitete Goethe anfänglich selbst.

1793 heiratete Arens Cecilia Elisabeth, die Tochter des Hamburger Pastors Johann Matthias Liebrecht. Im Hamburg verwirklic­hte er in den folgenden Jahren neben zahlreiche öffentlich­e Bauten, insgesamt etwa 30 Stadt- und Landhäuser, Gartenanla­gen und Denkmäler von denen ab die meisten nicht erhalten blieben.

Probleme mit seiner Gesundheit führten Arens 1806 nach Italien, wo er am 18. August in Pisa am Nervenfieb­er starb.

 ??  ?? Der Architekt, Maler und Landschaft­sgestalter Johann August Arens zeigte sich auch für die Ilmfassade am Weimarer Stadtschlo­ss verantwort­lich. Foto: Udo Hopf
Der Architekt, Maler und Landschaft­sgestalter Johann August Arens zeigte sich auch für die Ilmfassade am Weimarer Stadtschlo­ss verantwort­lich. Foto: Udo Hopf
 ??  ?? Entwurf zur Fassadenum­gestaltung des Schlosses Friedenste­in. Die kolorierte Federzeich­nung stammt aus der Hand von Johann August Arens, um 1790. Foto: Thüringisc­hes Staatsarch­iv
Entwurf zur Fassadenum­gestaltung des Schlosses Friedenste­in. Die kolorierte Federzeich­nung stammt aus der Hand von Johann August Arens, um 1790. Foto: Thüringisc­hes Staatsarch­iv
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Arens entwarf 1792 die Pläne für das „Römisches Haus“im Ilmpark in Weimar, das 1792 bis 1797 errichtet worden ist. Foto: Udo Hopf

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