Thüringische Landeszeitung (Gotha)
BER wird seit 10 Jahren gebaut
Das berüchtigte Großprojekt wird noch eine Weile Baustelle bleiben
Erinnern Sie sich noch an 2006? Das iPhone gibt’s noch nicht, bei der Fußball-WM heißt der Teamchef Jürgen Klinsmann und Barack Obama ist noch Senator in Illinois – lang, lang ist’s her. In jenem Jahr 2006 rammen an einem Spätsommertag mehrere Männer mit dunklen Anzügen ihre Spaten in den sandigen Boden vor den Toren Berlins. Baubeginn für „den modernsten Flughafen Europas“, wie es heißt. „Ein glücklicher Tag für die Region“, jubelt Klaus Wowereit, damals Regierender Bürgermeister. Er wird sich noch umschauen, denn der Kater wird heftig.
Inzwischen bauen die Verantwortlichen schon doppelt so lang am drittgrößten deutschen Flughafen als damals gedacht; 2011 sollte der Prestigebau in Betrieb gehen. Doch was heißt hier „bauen“? Mal wird gebaut, dann wieder abgerissen. Mal wird viel gearbeitet, dann wieder kaum – immer wieder begleitet von Intrigen, offenem Streit und heftigem Wehklagen.
Eine Serie geplatzter Eröffnungstermine hat den Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt für viele zum Symbol gemacht für politische Traumtänzerei und Blauäugigkeit, für Planlosigkeit und Verschwendung. Dafür stehen drei Buchstaben: BER – nach dem internationalen Kürzel des Luftfahrtstandorts Berlin.
Wowereit kann sich wegen des Debakels nicht im Amt halten, auch die politische Bilanz Matthias Platzecks als Ministerpräsident Brandenburgs belastet es schwer. In drei Jahren nehmen vier Flughafen-Geschäftsführer ihren Hut.
Erst seit einem guten Jahr gibt es wieder einen Überblick über die Baustelle und einen halbwegs klaren Plan, wie daraus noch ein funktionierender Flughafen werden kann. Doch Flughafenchef Karsten Mühlenfeld und seine rechte Hand Jörg Marks stoßen immer wieder auf Altlasten. „Es gibt noch eine Chance, 2017 zu eröffnen“, hält Mühlenfeld halbherzig den geltenden Zeitplan hoch. (dpa)