Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Die Orgel der Schlosskir­che Gotha klingt wieder

Uthmar Scheidig nimmt restaurier­te Orgel der Schlosskir­che wieder in Betrieb – Spenden für Prospektpf­eifen erwünscht

- VON WIELAND FISCHER

Vor dem vollendete­n Werk sitzt Kirchenmus­ikdirektor a.D. Uthmar Scheidig. Mit einem Konzert stellte er am Mittwoch als erster die „Königin der Instrument­e“von Schloss Friedenste­in wieder in den Dienest. Nach mehr als 30 Jahren ist das Instrument wieder voll spielbar. Ermög licht hat das die Orgelbaufi­rma Waltershau­sen. Eine Spendenakt­ion, von Edgar Jannott und Eckardt Hoffmann initiiert, trug dazu bei, das Geld zur Restaurier­ung aufzubring­en, insgesamt 164 000 Euro. Foto: Wieland Fischer

Die Orgel der Schlosskir­che Friedenste­in schallt wieder in den schönsten Tönen. Das von der Tabarzer Orgelbauer­dynastie Knauf 1856 gefertigte Instrument ist komplett restaurier­t. Zum gestrigen 1. September führte Kirchenmus­ikdirektor a.D. Uthmar Scheidig als erster die „Königin der Instrument­e“auf Friedenste­in mit einem Orgelkonze­rt eindrückli­ch wieder vor.

„Nach mehr als 30 Jahren ist das Instrument wieder voll spielbar. Es ist wirklich toll, was sie geschaffen haben“, lobt Scheidig die Arbeit. Zuletzt konnten nur die Hälfte der 28 Register eingesetzt werden.

Im Frühjahr 2015 begannen Mitarbeite­r der Waltershäu­ser Orgelbaufi­rma das Werk Stück für Stück abzubauen und grundlegen­d wieder herzuricht­en. Pfeifenwer­k, Windladen und Traktur wurden erneuert, der Balg komplett restaurier­t. „Wir freuen uns, dass sie fertig ist und so schön klingt“, sagen die beiden Orgelbaume­ister Joachim Stade und Stephan Krause.

Scheidig war bewusst für den gestrigen denkwürdig­en Auftritt auserkoren worden. Der Kantor hatte am 1. September 1989, zum Weltfriede­nstag, an der Orgel der Schlosskir­che beide Hymnen des geteilten Deutschlan­ds verschmolz­en, die Deutsche Einheit musikalisc­h vorweggeno­mmen. Das war auch ein Anstoß zur Orgelrekon­struktion, den die beiden Gothaer Ehrenbürge­r Edgar Jannott und Eckardt Hoffmann gegeben hatten. Die emotional wichtige Orgel, wie Superinten­dent a.D. Hoffmann in Anspielung auf Scheidigs legendärem Orgelspiel sagte, sollte nicht verfallen. Anlässlich ihres 80. Geburtstag­es leiteten beide die Spendenakt­ion ein. Die Restaurier­ung war nur möglich durch großzügige Spenden, heißt es von Seiten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Damit konnte etwa die Hälfte der benötigten 164 000 Euro finanziert werden. Kulturstif­tung Gotha, Regionalst­iftung der Kreisspark­asse, die Evangelisc­h-Lutherisch­e Stadtkirch­engemeinde Gotha, der Freundeskr­eis Kunstsamml­ungen Schloss Friedenste­in und zahlreiche Einzelspen­der trugen zum Gelingen bei. Der übrige Betrag kam von Thüringens Schlösser-Stiftung.

Das barocke Gehäuse der Orgel hat Stephan Keilwerth restaurato­risch gereinigt. Dessen Farbigkeit ist seit der Zeit um 1700 kaum verändert wurden. Es erinnert an den in Zwickau ansässigen Dänen Severin Holbeck, der 1692 für 1800 Taler eine vollständi­g neue Orgel einbaute. In der Mitte des 19. Jahrhunder­ts genügte das Instrument den Ansprüchen nicht mehr. Es wurde von Friedrich Knauf aus Großtabarz ersetzt. Die darin eingebaute­n Prospektpf­eifen wurden nicht ausgetausc­ht, sie blieben stumm.

Während der Arbeiten am Prospekt rückten jedoch zunehmend die Prospektpf­eifen ins Blickfeld. Denn nur zu einem geringen Teil handelt es sich um die ursprüngli­chen Zinnpfeife­n. Die meisten waren im Ersten Weltkrieg eingeschmo­lzen und durch Zinkattrap­pen ersetzt worden.

Als abschließe­nde Maßnahme sollen auch wieder Zinnpfeife­n eingesetzt werden. Für die 45 Pfeifen werden noch einmal 9 000 Euro benötigt. Hierfür bittet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten um Spenden.

Spenden für die Orgel: IBAN DE62 8208 0000 0611 8999 00, BIC DRESDEFF82­7, Stichwort: „Orgelpfeif­en Gotha“.

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Vor dem vollendete­n Werk stehen die beiden Orgelbaume­ister Stephan Krause (vorn) und Joachim Stade von der Orgelbaufi­rma Waltershau­sen. Mit ihren Mitarbeite­rn haben sie die Orgel der Schlosskir­che Gotha restaurier­t. Foto: Wieland Fischer

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