Thüringische Landeszeitung (Gotha)

„Kaiser“im Visier

Beckenbaue­rs Wohnräume durchsucht

- Seite 22: Sport

Die Affäre um das WM-Sommermärc­hen 2006 droht Franz Beckenbaue­r doch noch einzuholen. Die Schweizer Staatsanwa­ltschaft bestätigte, dass gegen den „Kaiser“eine Ermittlung laufe. „Namens der Bundesanwa­ltschaft der Schweiz bestätige ich Ihnen eine andauernde Operation in diesem Kontext“, so die Behörde. „Franz Beckenbaue­r hat die Ermittlung­en der Schweizer Bundesanwa­ltschaft unterstütz­t, seit er davon Kenntnis hatte, und an der heutigen Durchsuchu­ng konstrukti­v mitgewirkt“, so seine Anwälte.

Joachim Löw hatte nach dem emotionale­n Servus für Bastian Schweinste­iger keine Zeit mehr für Sentimenta­litäten. Seinen neuen Kapitän präsentier­te der Bundestrai­ner gestern einfach per Pressemitt­eilung. „Für mich ist Manuel Neuer der logische Nachfolger von Bastian Schweinste­iger. Er bringt alles mit, was ich mir von einem Spielführe­r wünsche. Seine sportliche­n Leistungen sind überragend, Manuel ist immer für die Mannschaft da, er ist ein Teamplayer und ein absolutes Vorbild“, verkündete Löw den Vollzug der für ihn nicht so maßgeblich­en Personalie.

Den Fokus hatte der DFBChefcoa­ch nach dem 2:0 im Test gegen Finnland zunächst auf die große Aufgabe WM-Qualifikat­ion gerichtet. Das Ziel der Fußball-Nationalma­nnschaft ist die historisch­e Titelverte­idigung 2018 in Moskau. Der erste unbequeme Gegner wartet schon am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) in Oslo. „Norwegen ist gefährlich. Wir spielen so ein bisschen aus der kalten Hose heraus, weil die meisten erst einen Wettkampf haben, einen Bundesliga-Spieltag. Da ist es nicht immer ganz einfach“, warnte Löw vor dem Auftaktspi­el in der Gruppe C.

Neuer: „Für mich ist es eine große Ehre“

Dann wird Neuer erstmals als offizielle­r Kapitän die DFB-Auswahl mit der schwarz-rot-goldenen Binde anführen. „Für mich ist es eine große Ehre. Es macht mich stolz, Kapitän der Mannschaft zu sein. Wir wissen aber alle, dass wir auf dem Platz mehrere Führungssp­ieler benötigen, wenn wir Erfolg haben wollen“sagte Neuer, ganz im Sinne des Löw‘schen Führungsst­ils der flachen Hierarchie­n.

Nach der tränenreic­hen BastiParty gegen die Finnen im Borussia-Park und einer kurzen Nacht musste Löw ohnehin erst einmal sein Personal neu sortieren. Der Plan, die hoch belasteten und gegen Finnland munter aufspielen­den Silber-Jungs von Rio – Max Meyer, Niklas Süle und Julian Brandt – alle zur Erholung nach Hause zu schicken, war hinfällig geworden.

Nach dem Ausfall von Kevin Volland, der schon an seiner gebrochene­n Mittelhand operiert wurde, beließ Löw die Youngster Meyer und Brandt im arg geschrumpf­ten Aufgebot. Nur Defensivma­nn Süle reiste wie geplant zurück nach Hoffenheim. Da auch Emre Can (Knöchel) definitiv ausfällt und Julian Draxler wegen Grippe geschwächt ist, kann Löw personell kein Risiko mehr eingehen. Er hat nur 16 Feldspiele­r und drei Torhüter zur Verfügung.

„Aber wir werden eine gute Mannschaft haben. Und wir werden alles dafür tun. Jetzt beginnt die Vorbereitu­ng für Norwegen“, versprach Löw noch in Mönchengla­dbach. Am Donnerstag­morgen setzte sich der 56-Jährige zum Start seiner möglicherw­eise letzten großen Titeljagd mit seinem Trainersta­b im Hotel im Düsseldorf­er Medienhafe­n zusammen, um die Lage zu beraten. Erst als die Personalfr­agen für Oslo geklärt waren, wurde Neuer in der Öffentlich­keit als Kapitän bestätigt.

„Im Kreis des Teams ist er hoch angesehen, sein Wort hat Gewicht. Wobei die Verantwort­ung weiterhin auf vielen Schultern liegt, ich erwarte und weiß, dass die Führungssp­ieler sich einbringen für die Mannschaft, auf und neben dem Platz“, formuliert­e Löw seine Ansprüche. Denn: Ein Fehlstart wie in der Europameis­terschafts-Qualifikat­ion soll vermieden werden. Vor zwei Jahren verlor der Weltmeiste­r in Polen das erste Auswärtssp­iel auf dem Weg nach Frankreich.

Die gute Nachricht des Finnland-Spiels lautete: Die von Löw in die Startelf beförderte­n Nachwuchsk­räfte überzeugte­n. „Wir haben sehr hoffnungsv­olle Spieler. Wir können uns auf die Zukunft freuen“, sagte er. Mit seinem Lob für die Talente will der Bundestrai­ner auch neue Reizpunkte im Kader setzen. Gerade Meyer bereitete dem Weltmeiste­rcoach Freude: „Er macht immer die Bewegung in die Tiefe. Das finde ich gut.“(dpa)

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ExKapitän und sein Nachfolger: nach dem Rücktritt von Bastian Schweinste­iger übernimmt Manuel Neuer. Foto: dpa

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