Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Bundeswehr an der Bildungsfront
Flüchtlinge können bei der Armee in Kursen handwerkliche und technische Berufe erlernen
Wie man eine Säge benutzt, weiß Said al-Ali (42). Schließlich hat der Syrer zehn Jahre lang auf Baustellen im Libanon gearbeitet. Nur konzentrieren kann er sich schlecht. „Mein Körper ist hier, aber meine Gedanken, die sind bei meiner Frau und meinen drei Kindern in Syrien“, sagt der Mann mit dem kleinen Ziegenbärtchen. Al-Ali ist einer von rund 50 Teilnehmern des ersten Ausbildungsprogramms für syrische Flüchtlinge, das die Bundeswehr anbietet.
In der Pionierkaserne in Ingolstadt lernt er gemeinsam mit 24 anderen Syrern, wie Deutsche Mörtel anrühren, schweißen und baufällige Mauern abstützen. Al-Ali sagt, er sei seit sechs Monaten in Deutschland. Er ist frustriert, weil er nicht weiß, wann sein Antrag auf Familienzusammenführung bewilligt wird. „Unser Haus liegt am Stadtrand von Damaskus, in der Nähe von Daraja, dort ist es gefährlich“, klagt er. Bei ihrem letzten Telefonat habe seine Frau gedroht: „Wenn nicht bald etwas passiert, dann nehme ich die Kinder und versuche einfach auf eigene Faust, mich bis nach Deutschland durchzuschlagen.“
Rohre flicken, Metallplatten zusammenschweißen, Erste Hilfe leisten – die Syrer sollen bei der Bundeswehr praktische Dinge lernen. Das soll ihnen bei der Jobsuche in Deutschland helfen, und später vielleicht auch beim Wiederaufbau in Syrien.
Die Bundeswehr vermittelt ihnen Grundkenntnisse in den Bereichen Handwerk, Sanitätsdienst, Technik und Bau. Die Kurse haben am Montag begonnen und finden an sechs Standorten in Bayern, Niedersachsen und Berlin statt. Sie dauern je vier Wochen. Wer will, kann mehrere Kurse besuchen. Das Projekt war eigentlich für bis zu 120 Flüchtlinge ausgelegt. Es fanden sich aber nicht genügend geeignete Interessenten.