Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Elefanten-Herden schrumpfen dramatisch
Bei einer groß angelegten Zählung wurden nur in Afrika noch 350 000 Tiere registriert – Wilderei nimmt wieder zu
Um die Afrikanischen Elefanten steht es schlimmer als gedacht. Beim ersten fast kontinentweiten Zensus der bedrohten Tiere kamen US-Forscher nur noch auf gut 350 000 Elefanten in 18 afrikanischen Staaten.
90 Forscher hatten zwei Jahre lang Herden und Skelette von Flugzeugen aus gezählt. Gut vier Fünftel davon leben in Reservaten. Bisher wurde der Gesamtbestand auf 400 000 bis 630 000 Exemplare geschätzt – je nach Quelle und Methode.
Die federführenden Ökologen Michael Chase und Curt Griffin veröffentlichten die Ergebnisse im Journal „PeerJ“. Demnach sank in den 15 Staaten mit historischen Vergleichsdaten allein zwischen 2007 und 2014 die Zahl der Afrikanischen Elefanten um 30 Prozent oder 144000 Tiere. Im Schnitt schrumpfen die Bestände derzeit um acht Prozent pro Jahr – vor allem wegen der Wilderei.
Einer anderen neuen Studie zufolge leiden auch Waldelelefanten – die zweite und wesentlich seltenere Elefanten-Spezies in Afrika – an den Folgen der Wilderei. Das wiegt besonders schwer, weil sich Waldelelefanten extrem langsam fortpflanzen. Beide Studien werden auch auf der Weltnaturschutzkonferenz Thema sein, die in Honululu begann.
Bevor Europäer den afrikanischen Kontinent betraten, lebten dort Schätzungen zufolge bis zu 20 Millionen Elefanten. 1979 waren es noch etwa 1,3 Millionen. Nach dem Inkrafttreten eines internationalen Handelsverbots für Elfenbein 1989 erholten sich die Bestände vielerorts, doch seit 2005 dezimieren Wilderer sie erneut drastisch.
„Die Ergebnisse des Großen Elefanten Zensus zeigen ganz klar, dass Wilderei immer noch in ganz Afrika Elefantenherden dezimiert. So ein Tun ist auf jeder Ebene sinnlos – auf moralischer, ökonomischer oder politischer“, kritisierte der stellvertretende Chef des UN-Umweltprogamms Unep, Ibrahim Thiaw. „Wenn man daran denkt, wie viele Elefanten in manchen Gebieten vor 10 oder 20 Jahren noch lebten, dann ist das unglaublich entmutigend“, sagte Forscher Chase dem Sender CNN. „Früher versorgten diese Ökosysteme Tausende von Elefanten, wo wir nur Hunderte oder Dutzende zählten.“
Am dichtesten mit Afrikanischen Elefanten besiedelt sind dem Zensus zufolge Botswana und Simbabwe. Namibia, das ebenfalls über größere Bestände verfügt, hat seine privat finanzierten Zählungen dem Zensus nicht zugänglich gemacht. (dpa)