Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Dr. Kleist erfindet sich in der sechsten Staffel neu
Die beliebte Eisenacher Arztserie ist vom 20. September am Vorabend zu sehen – Drama pur und traumschöne Bilder
Selbst ein gestandener Mediziner ist vor Selbstzweifeln nicht gefeit. Vor Selbstzweifeln, die einen befallen, wenn es einfach nicht rund läuft. Wenn sich auch dann, wenn man sein ganzes fachliches Können in die Waagschale wirft und sich für seine Patienten aufopfert, kein Erfolg einstellt. Dr. Christian Kleist (Francis Fulton-Smith), der Arzt, dem die Eisenacher in der TV-Serie „Familie Dr. Kleist“vertrauen, steht zu Beginn der sechsten Staffel vor genau dieser Situation: Er verliert eine junge Patientin – möglicherweise, weil er nicht schnell genug einen MRT-Termin für sie organisieren konnte, nachdem es infolge einer Praxisschließung nur noch im Eisenacher Klinikum eine Radiologie gibt.
Die junge Frau, die für eine Eisenacher Fußballmannschaft im Tor steht und beim entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt brutalst gefoult wird, stirbt laut Drehbuch an einem Aortenaneurysma. Dr. Kleist gerät in eine Krise und sieht sich am Scheideweg: Soll er umsattelt und vielleicht lieber als Dozent arbeiten? Am Ende stellt er sich neu auf und entscheidet sich für die Gründung einer Gemeinschaftspraxis mit Tochter Lisa (Marie Seiser aus Blankenhain), einer Frauenärztin, und Sohn Piwi (Meo Wulf), einem Physiotherapeuten. Komplettiert wird das Team durch einen Radiologen.
Hochdramatisch beginnt die neue Staffel von „Familie Dr. Kleist“, deren 16 Folgen – gedreht im Herbst 2015 und im Frühjahr – vom 20. September an ausgestrahlt werden. Drama pur indes nicht nur auf beruflicher, sondern auch privater Ebene. Die 2004 gestartete Serie, die bisher im Schnitt gut sechs Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte, plätscherte in früheren Staffeln so manches Mal eher uninspiriert und ereignislos vor sich hin. Um sich nun offenbar neu zu erfinden: Die Dialoge sind spritziger, die Szenen realistischer – etwa was den enormen ökonomischen Druck anbelangt, dem die Kliniken ausgesetzt sind. Vor dem Realitätscheck muss sich der neue „Dr. Kleist“, der die Wartburgstadt in traumschönen Bildern zeigt, nicht scheuen. Was auch daran liegen könnte, dass Spezialisten wie Jan Bauer, der schon bei den „Jungen Ärzten“in Erfurt Regie führte – dem tempo- und geistreichen Spin-off von „In aller Freundschaft“– nun bei der Eisenacher Arztserie mitmischen.
Die ist nun allerdings in den Vorabend abgewandert, was der federführende MDR aber nicht als Degradierung verstanden wissen will. „Familie Dr. Kleist“soll offenbar den eher quotenschwachen Vorabend pushen. immer dienstags um 18.50 Uhr