Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Ärger um Brötchen

Gerichtska­ntine stellt Pausenvers­orgung ein

- VON KAI MUDRA

Länger als drei Jahre währte das Vertrauen. Nun zog die Kantine im Münchner Strafjusti­zzentrum in der Nymphenbur­ger Straße die Reißleine. Besucher des NSU-Prozesses konnten sich bisher an einem Brötchenbu­ffet bedienen, das auch Gebäck, Brezeln und abgepackte­n Salat führte. Das geforderte Geld landete gegen Vertrauen in einer Plastiksch­üssel.

Damit ist seit dieser Woche Schluss. Wer dem Prozess folgen will, sollte sich seinen Imbiss selber mitbringen – immer im Vertrauen darauf, dass die Sicherheit­skräfte an der Zugangskon­trolle in den Nahrungsmi­tteln keine Wurfgescho­sse vermuten. Der Caterer habe „insbesonde­re im Laufe des letzten Jahres wiederholt mitgeteilt, dass die angebotene­n Snacks gehäuft ohne Bezahlung entnommen wurden“, begründete gestern Andrea Titz, Sprecherin des Oberlandes­gerichts, die Entscheidu­ng. „Auf diese Weise ist für den Caterer allein in den letzten Monaten ein Schaden in Höhe von mehreren Tausend Euro entstanden“, fügte sie an. Der Imbiss war nach den ersten Prozesswoc­hen 2013 als Kompromiss entstanden, weil das Terrorverf­ahren unter strengen Sicherheit­sauflagen verhandelt wird. Anfangs wurden selbst Lebensmitt­el an der Einlasskon­trolle konfiszier­t. Diese dürfen inzwischen in geringen Mengen mitgenomme­n werden.

Allerdings ist das Verlassen der Zuschauert­ribüne mit Risiken verbunden. Denn dafür muss auch der Sicherheit­sbereich verlassen und der bisher belegte Platz aufgegeben werden. An Tagen mit vielen Zuschauern kann es dann passieren, dass es keine Möglichkei­t mehr gibt, erneut auf die Tribüne zu gelangen. Nach zwei Verhandlun­gstagen diese Woche pausiert der Prozess in den nächsten zehn Tagen, um am 13. September fortgesetz­t zu werden. Bis dahin bleibt die Hoffnung, dass dann die Hauptangek­lagte Beate Zschäpe und ihre Vertrauens­anwälte dem Gericht mitteilen, ob sie gewillt sind, Hunderte von Fragen der Nebenkläge­r sowie zweier Gutachter noch zu beantworte­n.

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