Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Referenden an Ausschüsse verwiesen

Debatte im Landtag um Bürgerabst­immungen

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Die CDU ist mit ihrem Vorschlag zur Einführung von Bürgerabst­immungen nach Schweizer Vorbild im Landtag auf ein verhaltene­s Echo gestoßen. Thüringens Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) sagte gestern im Plenum, solche Referenden würden zu einer „faktischen Abwertung des Landtags“führen. Schon deshalb müsste die Einführung verfassung­srechtlich genau geprüft werden.

Dem CDU-Vorschlag zufolge sollen die Bürger über Gesetze abstimmen können, die das Parlament beschlosse­n hat. Thüringen würde damit bundesweit Neuland betreten. Zur Einführung wäre eine Änderung der Landesverf­assung mit Zweidritte­lmehrheit nötig. Die CDU bräuchte dafür die Stimmen der rot-rot-grünen Koalition.

Der Landtag beschloss einstimmig, die Gesetzesin­itiative der CDU-Fraktion in den Ausschüsse­n weiter zu beraten. Poppenhäge­r sagte, die Union erwecke den falschen Eindruck, es sei bislang nicht möglich, vom Landesparl­ament verabschie­dete Gesetze zu stoppen. Über Volksentsc­heide und -begehren sei das schon heute machbar.

In der Debatte signalisie­rten Vertreter der rot-rot-grünen Koalition, dass sie mehr Bürgerbete­iligung bei politische­n Entscheidu­ngen unterstütz­en. Erneut koppelten sie jedoch die dafür nötige Verfassung­sänderung an Bedingunge­n.

Sie plädierten dafür, die Thüringer Regelung abzuschaff­en, nach der es keine Volksbegeh­ren und -entscheide zu Themen geben darf, bei denen Finanzfrag­en eine Rolle spielen. Durch diese Regelung seien etwa 80 Prozent aller Gesetze des Landtags der Mitbestimm­ung der Bürger entzogen, sagte die Linke-Abgeordnet­e Anja Müller.

CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring forderte, Linke, SPD und Grüne dürften die Gespräche über die Einführung von Referenden nicht durch das Aufstellen von Forderunge­n überfracht­en. „Wenn Sie alles überladen wollen, dann zeigt das nur eins: Dass Sie nicht an einer ernsthafte­n Debatte interessie­rt sind“, sagte er. (dpa)

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