Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kostenstruktur für Biotonne nochmals überdenken
Für Kompostierung müssen Bürger in der Region Eisenberg 50 Quadratmeter bewirtschaftete Fläche pro Person nachweisen
Mit dem Nutzen und den Kosten der Einführung einer Biotonne am Beispiel der Abfallwirtschaft Eisenberg (SaaleHolzlandKreis) befasst sich Leserin Mandy von der Gönne aus Frauenprießnitz:
Anfang August erhielten wir, auf dem Dorfe wohnend, nunmehr auch das Informationsschreiben der Abfallwirtschaft Eisenberg bezüglich der Einführung der Biotonne, wie es das Kreislaufwirtschaftsgesetz verlangt. Hierzu möchte ich sagen, dass wir die Einführung der Biotonne als solche grundsätzlich befürworten, da sich nach dem Wendeumbruch der Dorfcharakter doch erheblich verändert hat und der anfallende Biomüll anderweitig entsorgt werden muss, sollte man keinen Kompost betreiben wollen oder kein eigenes Vieh mehr füttern müssen.
Als ich mir das Schreiben jedoch genauer durchlas, stellten sich mir erste kritische Fragen bei den genannten Kriterien, um sich von der Anschaffung einer Biotonne befreien zu lassen, wenn man deren Kosten vermeiden möchte. Das ist nämlich theoretisch möglich, wenn man kompostiert, was auf dem Dorf in der Regel umsetzbar wäre. Allerdings – und das ist der Clou – muss man hierfür pro Person 50 Quadratmeter (vier Personen = 200 Quadratmeter!) bewirtschaftete Fläche (wohlgemerkt keinen Rasen) nachweisen, auf welcher man dann seinen ordnungsgemäß geführten und bildhaft nachgewiesenen Kompost verarbeiten kann.
Ich kann mich nicht entsinnen, dass selbst zu weit früheren Zeiten wir Dörfler diese Menge an Land bewirtschafteten, zumal damalige Bioabfälle zumeist gleich an Huhn und Schwein verfüttert wurden als diese erst zu kompostieren. Das man heute auch noch Bioabfälle verfüttern kann, wird als Ausnahmekriterium allerdings nicht erwähnt, wenngleich der Hinweis gegeben wird, das Speisereste nicht kompostierbar sind und damit unweigerlich in die Biotonne oder Restmülltonne entsorgt werden müssen.
Mir scheint hier von der Abfallwirtschaft einfach nur eine für die meisten Dörfler praktisch unüberwindbare Ausstiegshürde dargelegt zu sein. Selbst wenn man alles an Bioabfall über Vieh und Kompost verwerten könnte, so fehlt einem am Ende wahrscheinlich die ausreichend große Gartenfläche, um die Befreiung zu erwirken. Aber warum das nur? Ich meine, den Grund in der Kostenaufstellung zu finden, was dann wirklich meinen Unmut über die eigentlich gute Sache hervorbringt. Mit Biomüll scheint man nämlich gut Geld verdienen zu können.
Durch Zufall fiel mir ein Beitrag über die Kosten der Biotonne in Gera auf, der ebenso von einer in Gera ansässigen Freundin bestätigt wurde. So zahlt diese für einen Vier-PersonenHaushalt mit wöchentlicher Leerung einer 120 Liter Biotonne, welche zweimal jährlich auch gereinigt wird, nur 30 Euro pauschal pro Jahr. Setze ich nun die erste informative Kalkulation der Abfallwirtschaft Eisenberg dagegen, so zahlen wir ebenso als Vier-Personen-Haushalt gesamte 54,80 Euro im Jahr. Doch es kommt uns real noch teurer, wenn man sich den Inhalt des Paketes anschaut. So haben wir nur Anspruch auf eine 80-Liter-Tonne, da man mit 10 Liter Biomüll pro Person/ Woche bei einer vierzehntägigen Leerung rechnet. Wo man in Gera 120 Liter pro Woche vorhält, stehen uns wahrlich nur 40 Liter pro Woche zu.
Nun frage ich mich nur noch, wie ich unseren regelmäßigen Rasenabschnitt von 1000 Quadratmeter nebst Laub und Baumschnitt darin unterbringen kann, wenn uns der Kompost ja nichts nützt, weil doch die notwendige zu bewirtschaftende Gartenfläche fehlt.
Aber etwas Positives muss ich der Sache dann doch noch abgewinnen. Bei einer vierzehntägigen Leerung und fehlender regelmäßiger Grundreinigung werden sich dann sicherlich zahlreiche neue Biotope nebst einer Vielzahl an Insekten entwickeln und es riecht dann endlich wieder nach Dorf.
Ich hoffe und wünsche mir, dass es sich wahrlich nur um „mögliche“Kosten, wie im Schreiben dargelegt, handelt und man die Kostenstruktur nochmals kritisch überprüft. Am Beispiel Gera scheint es ja kosteneffizienter umsetzbar zu sein.