Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Herausforderung für 500 Schlittenhunde
TransThüringia 2017 mit 45 Startern aus fünf Ländern – auch mehrere Teilnehmer aus dem Freistaat dabei
Über dem Wohnwagencamp der Trans-Thüringia liegt dichter Nebel. StakeOut nennen die Musher den Platz, wo sie und ihre Hunde lagern. Die wenigen Tiere, die zu früher Stunde draußen angepflockt sind, warten auf ihr Fressen. Der vierte Abschnitt der Trans-Thüringia, des längsten Schlittenhunderennens Mitteleuropas, steht an – 45 Kilometer.
Stefan Wagner ist die Anspannung im Gesicht anzusehen. Der Gerstunger fährt seit 30 Jahren Schlittenhunderennen, bei der Trans-Thüringia war er seit der ersten Auflage von 1995 immer dabei. Der verharschte Schnee bereitet dem erfahrenen Musher, der selbst reinrassige Huskys züchtet, Sorgen. Für die empfindlichen Hundepfoten wird das eine Herausforderung.
Wagner startet in der Rennklasse mit acht seiner zwölf Hunde, so können sich immer einige Tiere ausruhen. Seit September hat er sie für die 240 Kilometer der Tour trainiert. Wie lange er das noch macht – es sei schwer loszulassen, sagt der 53-Jährige.
In der morgendlichen Musherbesprechung mit der Rennleitung wird empfohlen, die Pfoten mit Überziehern zu schützen. Vor allem da, wo die Rennstrecke befahrene Straßen kreuzt, wird zu besonderer Vorsicht gemahnt. 45 Starter aus fünf Ländern sind es bei der Trans-Thüringia 2017 rund um Masserberg und Neustadt am Rennsteig. Mitgebracht haben sie 500 Hunde. 27 Huskys und Malamuten zählt allein der Tierpark von Séverine und Stefan Fischer aus der Schweiz.
Michael Oeser aus Blankenstein (Saale-Orla-Kreis) gehört zum Fahrerfeld der Schlitten mit fünf bis sieben Hunden. Je näher der Starttermin rückt, desto aufgeregter jaulen die Hunde des Rennsteig-Runners. Vorbeugend reibt der Ostthüringer ihnen die Achseln mit einer schützenden Zinksalbe ein. Die Trans-Thüringia dient Oeser auch als Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im März. In Mittelschweden sind dann 300 Kilometer am Stück zu fahren.
Im Wohnwagen nebenan bereiten Gina und Gunter Hesse aus Schloßvippach (Kreis Sömmerda) ihre Huskys für den Tag vor. Vor dem Start gibt es noch einmal Trockenfutter, eingeweicht in Wasser. Zweimal 30 Liter hat Gunter Hesse am Morgen vom Sanitärtrakt geholt, die hohe Luftfeuchtigkeit mache ihm zu schaffen, gesteht der über 60-Jährige keuchend.
Gina Hesse startet in der Tourenklasse. Komplett haben die 117 Kilometer der ersten drei Rennen in diesem Feld nur sie und die Niederländerin Nicolette Bezuin-Herrewijn absolviert. Für Hesse einmal mehr ein schöner Beweis, dass man auch mit Huskys aus dem Tierheim richtig gut und vorn dran sein kann.