Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Harter Hund aus Holland mit ein paar Schrauben im Kopf

Jenas ExTrainer Trainer René van Eck liebt deutschen Fußball, glaubt an die Qualität der WackerElf und ist süchtig nach Tattoos

- VON DIRK PILLE

NORDHAUSEN. Ein Schönspiel­er ist René van Eck wahrlich nicht. „Es geht darum, die Spiele zu gewinnen. Natürlich ist es schön, wenn es dabei schön aussieht. Aber in Holland wollen sie immer schön spielen und vergessen dabei den Erfolg. Im Gegensatz zu den Deutschen“, grinst der Vollbart-Trainer mit den langen blonden Haaren.

Van Eck – das Rauhbein. Aufgewachs­en in einem unromantis­chen Viertel von Rotterdam nahe dem Feyenoord-Stadion. Ein richtiger Straßenfuß­baller. Er galt schon damals als einer, der austeilte. Hart gegen andere und sich selbst. Seinen älteren Bruder, („der sicher viel mehr Talent hatte als ich“), musste er manchmal beschützen, wenn sich die Vorstadt-Jungs prügeln wollten.

Van Eck schaffte es zum Fußballpro­fi. Verteidige­r. Einer, der den gegnerisch­en Stürmer am besten gar nicht erst an den Ball kommen lassen wollte. Ein harter Hund. In Luzern erlitt er bei einem Spiel einen dreifachen Jochbeinbr­uch. „Mein Gegenspiel­er, dachte, das war‘s mit dem. Doch ich habe 75 Minuten zu Ende gespielt und danach versucht, den Typen zu verprügeln“, erzählt Van Eck. Zehn Tage nach der Operation später stand er wieder auf dem Platz. Seit der Verletzung hat van Eck Metallplat­ten mit den zugehörige­n Schrauben im Kopf.

Eine Schraube locker hat der Niederländ­er aber nicht. Deshalb kämpft der Hobby-Kickboxer auch nicht mehr im Sparring. Mit der kernigen Sportart kam van Eck schon 1993 in Berührung. „Ich machte damals in der Schweiz eine Reha wegen einer schweren Knieverlet­zung und sah im gleichen Haus das Studio von Andy Hug, einem Weltmeiste­r im Thai-Boxen, der leider 2000 mit 35 Jahren an Leukämie starb. Er wurde mein Freund und lehrte mir das Kickboxen“erinnert sich van Eck.

Seine Wacker-Jungs will er nun mal mit zum Box-Training des Nordhäuser SV nehmen. Zugeschaut hat van Eck schon bei der Bundesliga-Staffel.

Einen Marathon hat er auch schon geschafft. 2008 in Rotterdam. „Damals bin ich in der Nacht nach dem Spiel in der Schweiz nach Holland geflogen, nach drei Stunden Schlaf gelaufen und tatsächlic­h im Ziel angekommen“, sagt der Mann, dem man seinen Willen zum Erfolg regelrecht ansieht. Auf dem Platz verlangt van Eck viel von seinen Spielern. Platz eins bis fünf steht auf dem Zettel mit den Zielen für die weitere Saison. Nächstes Jahr will Wacker aufsteigen. Das ist auch Van Ecks Ziel, der an die Qualität seiner Spieler glaubt.

Das Angebot aus der vierten Liga habe er angenommen, weil die Bedingunge­n mit einem Profikader in Nordhausen ideal seien. „Ich habe mich in Deutschlan­d immer wohl gefühlt und noch viele Freunde hier“, sagt van Eck, der in Jena, bei Nürnbergs Amateuren und in Aachen Trainer war und zuletzt Angebote aus dem Iran und dem Kosovo hatte. „In Deutschlan­d wird Fußball gelebt. Da kommen viele Zuschauer. Das Fernsehen überträgt die dritte und vierte Liga sogar live“, ist van Eck vom Stellenwer­t des Fußball hierzuland­e einfach begeistert.

In Nordhausen und dem abgelegene­n Waldhotel Kalkhütte fühlt sich der langhaarig­e Holländer wohl. Seine Freundin Bianca, eine bekannte niederländ­ische Fitnesstra­inerin, besuchte ihn gerade ein zweites Mal im Südharz. „Sie war meine Jugendlieb­e und wir haben uns 2007 im Internet wiedergefu­nden und sind seit 2013 ein Paar“, schaut van Eck ganz verliebt. Das letzte seiner vielen Tattoos auf den Fingern erinnert daran.

„Ich habe mit dieser Sucht schon 1990 angefangen, als das nur Knackis und Seeleute trugen. Mein inzwischen verstorben­er Vater war damals richtig sauer. Meinem Sohn konnte ich es nun schlecht verbieten. Er durfte das Stechen sogar bei mir üben. Inzwischen hat er wohl mehr Tattoos als ich“, erzählt van Eck, der auch zwei (nicht tätowierte) Töchter hat.

Nicht mehr an van Ecks Seite ist seine Labrador-Hündin Jame, die ihn zwölf Jahre auf allen Fußball-Stationen begleitete. „Wir mussten sie im Februar einschläfe­rn lassen, nachdem unheilbare­r Krebs festgestel­lt worden war. Das war sehr hart“, hat van Eck Tränen in den Augen.

Mit der Heimat Rotterdam ist er eng verbunden. Vor allem, weil seine 90-jährige Mutter dort lebt. Im Sommer wird er wieder einen Abstecher nach Holland machen. Seine Freundin hat Tickets für das Konzert seiner Lieblingsb­and U2 ergattert.

Doch vorher will van Eck gewinnen, damit er nächste Saison als Trainer mit Wacker den Aufstieg in Angriff nehmen kann.

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Nordhausen­s jetziger Coach René van Eck. Foto: Keil

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