Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Prokop soll Handballer zu Olympia-Gold führen

Leipziger wird neuer Bundestrai­ner und unterzeich­net Fünfjahres­Vertrag. Pflichtspi­elDebüt bei EMQualifik­ation im Juni.

- VON FRANK KASTNER

LEIPZIG. Christian Prokop soll als Nachfolger von Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson die deutschen Handballer 2020 in Tokio zu Olympia-Gold führen. Der Coach des Bundesligi­sten SC DHfK Leipzig tritt das große Erbe des Isländers an. Nach langen und zähen Verhandlun­gen präsentier­te der Deutsche Handballbu­nd (DHB) den 38-jährigen Prokop vor dem All Star Game in Leipzig als neuen Trainer der „Bad Boys“.

„Er ist mit Sicherheit einer der talentiert­esten deutschen Trainer und ich traue ihm zu, die deutsche Nationalma­nnschaft erfolgreic­h weiterzufü­hren“, sagte der ehemalige Weltklasse­Linksaußen und TV-Experte Stefan Kretzschma­r. Der DHfKAufsic­htsrat betonte aber auch: „Für uns Leipziger ist es natürlich ein Verlust, weil es mehr als eine Arbeitsbez­iehung war. Doch wir haben uns zusammenge­setzt, weil es sein großer Wunsch war.“

FrauenCoac­h Biegler erhält keine Freigabe

Über drei Monate wurde zwischen Verband und dem SC DHfK Leipzig verhandelt. 24 Stunden vor dem All Star Game in Leipzig zwischen der Nationalma­nnschaft und einer Bundesliga-Auswahl erfolgten die letzten Gespräche mit DHfKGeschä­ftsführer Karsten Günther. Nach dpa-Informatio­nen kassieren die Leipziger für ihren Coach vom DHB eine Ablöse von einer halben Million Euro, da dieser noch Vertrag bis 2021 besaß. Allerdings lässt der Verband im Gegenzug Leipzigs Wunschkand­idaten auf die Prokop-Nachfolge wohl nicht gehen. Michael Biegler erhält vorerst keine Freigabe und wird die „Ladies“wie geplant bei der Heim-WM Ende Dezember in Deutschlan­d als Bundestrai­ner betreuen. Biegler sollte nach DHfK-Vorstellun­gen bereits am 1. Juli beim Bundesligi­sten anfangen und die DHB-Frauen in Doppelfunk­tion bis Jahresende betreuen. Doch der Verband will beim Prestigepr­ojket kein Risiko eingehen, die Verhandlun­gen laufen noch.

Prokop wird sein Pflichtspi­eldebüt schon Mitte Juni bei der EM-Qualifikat­ion in Portugal und gegen die Schweiz geben. Noch offen ist, wer Anfang Mai beim Länderspie­l-Doppelpack gegen Slowenien an der Seitenlini­e steht. Prokops Fünfjahres­vertrag beim DHB beginnt offiziell am 1. Juli.

Nach dem EM-Titel und Olympia-Bronze unter Vorgänger Sigurdsson sind die Erwartunge­n an den vergleichs­weise unerfahren­en Prokop enorm hoch. Der Verband strebt neben dem Titel bei der Heim-WM 2019 auch Olympia-Gold 2020 in Tokio an. Der neue Bundestrai­ner wird aber dank Sigurdsson auf ein breites Repertoire an jungen, hoch qualifizie­rten Spielern zurückgrei­fen können.

Prokop galt von Anfang an als Wunschkand­idat von DHB-Vize Bob Hanning. Er hat sich rasant schnell einen guten Ruf in der Branche erarbeitet. Mit den Leipzigern schaffte er den Aufstieg in die Bundesliga, etablierte den Club im Oberhaus und wurde zum „Trainer des Jahres 2016“gewählt.

Dabei hätte Prokop dem DHB sogar fast abgesagt. Um ihn von einem Verbleib zu überzeugen, hatten Leipzigs Fans Plakate mit „Mach‘s wie wir, bleib hier. Christian du bist Leipziger“hoch gehalten. Prokop hatte die Aktion gerührt, gegenüber einigen Spielern sprach er anschließe­nd schon davon, in Leipzig bleiben zu wollen. Doch dann schaltete sich Hanning ein, stimmte ihn pro DHB um.

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Leipzigs Bundesliga-Trainer Christian Prokop ist als Analytiker bekannt. Foto: Marijan Murat,dpa

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