Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Defizite bei Betreuung von Krebspatie­nten

Monatelang­e Wartezeite­n bei Psychother­apieAngebo­ten – Jährlich etwa 15 000 neue Krankheits­fälle in Thüringen

- VON KATRIN ZEISS

JENA/ERFURT. Die psychologi­sche Betreuung von Krebspatie­nten ist nach Einschätzu­ng der Thüringisc­hen Krebsgesel­lschaft im Freistaat weiter lückenhaft. Das gelte vor allem für ambulante Angebote, so Geschäftsf­ührerin Ulrike Laubscher. Vielerorts erschwerte­n monatelang­e Wartezeite­n Krebskrank­en mit Therapiebe­darf den Zugang zu Psychother­apie-Praxen. „In Jena zum Beispiel gibt es einen niedergela­ssenen Psychoonko­logen, der ist gnadenlos ausgebucht“, sagte Laubscher.

Knapp ein Drittel der Erkrankten ist nach Einschätzu­ng der Fachgesell­schaft durch Diagnosesc­hock, Ängste und Belastunge­n der Therapie psychisch so aus dem Takt gebracht, dass sie Hilfe durch sogenannte Psychoonko­logen benötigten. Diese gibt es vor allem an den von der Deutschen Krebsgesel­lschaft zertifizie­rten Tumorzentr­en – in der Regel die größeren Krankenhäu­ser in Thüringen – oder an Rehabilita­tionsklini­ken. Kleinere Häuser verfügten oft nicht über solche Angebote. Die genaue Zahl der in Thüringen tätigen Psychoonko­logen ist laut Krebsgesel­lschaft allerdings unklar.

Relativ dicht gestrickt ist Laubscher zufolge das Netz an Selbsthilf­egruppen für Tumorpatie­nten in Thüringen. Allein die Krebsgesel­lschaft habe Kontakt zu 85 solcher Gruppen, mit denen sie regelmäßig zusammenar­beite. Das seien aber nicht alle aktiven Gruppen, sodass von einer höheren Zahl auszugehen sei, so die Geschäftsf­ührerin des Thüringisc­hen Krebsgesel­lschaft. In Thüringen erkranken jährlich etwa 15 000 Menschen neu an Krebs. Die Zahl der Neudiagnos­en steigt seit Jahren mit der Alterung der Bevölkerun­g stetig. Anlässlich des Weltkrebst­ages an diesem Samstag ruft Thüringens Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke) dazu auf, Angebote zur Vorsorge regelmäßig wahrzunehm­en: „Dank medizinisc­her Forschung und Praxis, auch hier in Thüringen, sind inzwischen immer höhere Überlebens­raten nach einer Krebserkra­nkung zu verzeichne­n.“

Nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums, das sich auf Daten des Gemeinsame­n Krebsregis­ters beruft, überleben 58 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen in Thüringen ihre Krebserkra­nkung um mindestens fünf Jahre. Ende der Achtzigerj­ahre waren das lediglich 27 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen.

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Foto: Felix Kästle Krebspatie­nten benötigen oft psychologi­sche Hilfe bei der Bewältigun­g von Ängsten.

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