Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Defizite bei Betreuung von Krebspatienten
Monatelange Wartezeiten bei PsychotherapieAngeboten – Jährlich etwa 15 000 neue Krankheitsfälle in Thüringen
JENA/ERFURT. Die psychologische Betreuung von Krebspatienten ist nach Einschätzung der Thüringischen Krebsgesellschaft im Freistaat weiter lückenhaft. Das gelte vor allem für ambulante Angebote, so Geschäftsführerin Ulrike Laubscher. Vielerorts erschwerten monatelange Wartezeiten Krebskranken mit Therapiebedarf den Zugang zu Psychotherapie-Praxen. „In Jena zum Beispiel gibt es einen niedergelassenen Psychoonkologen, der ist gnadenlos ausgebucht“, sagte Laubscher.
Knapp ein Drittel der Erkrankten ist nach Einschätzung der Fachgesellschaft durch Diagnoseschock, Ängste und Belastungen der Therapie psychisch so aus dem Takt gebracht, dass sie Hilfe durch sogenannte Psychoonkologen benötigten. Diese gibt es vor allem an den von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Tumorzentren – in der Regel die größeren Krankenhäuser in Thüringen – oder an Rehabilitationskliniken. Kleinere Häuser verfügten oft nicht über solche Angebote. Die genaue Zahl der in Thüringen tätigen Psychoonkologen ist laut Krebsgesellschaft allerdings unklar.
Relativ dicht gestrickt ist Laubscher zufolge das Netz an Selbsthilfegruppen für Tumorpatienten in Thüringen. Allein die Krebsgesellschaft habe Kontakt zu 85 solcher Gruppen, mit denen sie regelmäßig zusammenarbeite. Das seien aber nicht alle aktiven Gruppen, sodass von einer höheren Zahl auszugehen sei, so die Geschäftsführerin des Thüringischen Krebsgesellschaft. In Thüringen erkranken jährlich etwa 15 000 Menschen neu an Krebs. Die Zahl der Neudiagnosen steigt seit Jahren mit der Alterung der Bevölkerung stetig. Anlässlich des Weltkrebstages an diesem Samstag ruft Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) dazu auf, Angebote zur Vorsorge regelmäßig wahrzunehmen: „Dank medizinischer Forschung und Praxis, auch hier in Thüringen, sind inzwischen immer höhere Überlebensraten nach einer Krebserkrankung zu verzeichnen.“
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums, das sich auf Daten des Gemeinsamen Krebsregisters beruft, überleben 58 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen in Thüringen ihre Krebserkrankung um mindestens fünf Jahre. Ende der Achtzigerjahre waren das lediglich 27 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen.