Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Drittliga-Dino Rot-Weiß: „Die Uhr muss weiterticken“
Präsident Rombach gibt sich vor heutigem Endspiel gegen Großaspach kämpferisch. Abstieg wäre existenzbedrohend
ERFURT. Die letzte Aktion gehörte dem Kapitän. Mario Erb verwandelte einen Elfmeter sicher, dann beendete Stefan Krämer das gestrige Abschlusstraining im Gebreite. Kein schlechter psychologischer Kniff. So gingen die Rot-Weißen mit einem kleinen Erfolgserlebnis vom Platz.
„Der Kopf ist in so einem Endspiel entscheidend“, erklärt der Trainer und hofft, dass es seinen Spielern im heutigen Saisonfinale gegen Großaspach gelingt, die Nebengeräusche auszublenden. Um den Fokus zu schärfen, versammelte er sein Team gestern 18 Uhr im Airport-Hotel. Nach einer Videovorführung, bei der auf Stärken und Schwächen des Gegners hingewiesen wurde, sowie dem gemeinsamen Abendessen standen verschiedene Einzelgespräche auf dem Programm.
„Es ist das wichtigste Spiel des Vereins in dessen jüngerer Geschichte“, sagt Krämer. „Entsprechend akribisch müssen wir uns vorbereiten.“Weil er davon ausgeht, dass die Konkurrenten Paderborn und Bremen II ihre Aufgaben lösen werden, „gehen wir die Sache eher offensiv als defensiv an“. Nur ein Sieg würde den Ligaverbleib garantieren.
Der FC Rot-Weiß ist der einzige Verein, der seit ihrer Einführung zur eingleisigen dritten Liga zählt. Am 25. Juli 2008 fand das Eröffnungsspiel sogar im Steigerwaldstadion statt. Norman Loose, Krämers heutiger Co-Trainer, zählte damals zu der Elf, die Dynamo Dresden 0:1 unterlag.
Seitdem sind bis zum Anpfiff der heutigen Partie acht Jahre, 298 Tage und exakt 17 Stunden vergangen. Ein Zeitraum, in dem der Drittliga-Dino 341 Spiele bestritten hat und die ewige Tabelle deutlich anführt; vor Osnabrück und Wehen Wiesbaden.
„Die Uhr muss einfach weiterticken“, sagt Präsident Rolf Rombach in Anlehnung an die Stadion-Anzeige beim HSV. Die Hamburger gehören als einziger Verein der Fußball-Bundesliga seit deren Gründung 1963 an.
Ganz so lange wollen die Erfurter zwar nicht Drittligist bleiben. Doch in der aktuellen wirtschaftlichen Situation wäre der Klassenerhalt existenziell. Einen Abstieg in die Regionalliga und den damit verbundenen Wegfall sämtlicher Fernsehgelder würde der mit gut fünf Millionen Euro verschuldete Verein kaum verkraften. „Es würde den Club in seinen Grundfesten mehr als erschüttern“, weiß Krämer.
Deshalb lässt er sich auch bis zum gemeinsamen Spaziergang am heutigen Vormittag Zeit, welchem Personal er das Vertrauen schenkt. Definitiv passen müssen Luka Odak wegen eines Bänderanrisses im Sprunggelenk und Sebastian Tyrala (Meniskus-OP). Hinter dem angeschlagenen Daniel Brückner (Knöchelprellung) steht ein Fragezeichen.
Härter scheint es die Großaspacher erwischt zu haben. Laut Trainer Oliver Zapel fallen vier seiner Akteure auf jeden Fall aus, fünf weitere sind fraglich; darunter Kapitän Hägele und Top-Torschütze Röser (14/beide Infekt).
Die Vorzeichen für Rot-Weiß könnten schlechter sein.