Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Zwei Welten
Schnell ist eine Frage des Standpunktes
Thüringen soll flächendeckend schnelles Internet bekommen. Was aber ist schnell? Für den privaten Nutzer daheim ist diese Frage sicher auch in Thüringen zufriedenstellend zu beantworten. Schnell ist in der Regel das, was daheim ankommt. 50 Mbit/Sekunde sind das bereits an vielen Stellen. Aber es gibt nach wie vor weiße Flecken im Freistaat, an denen die Internetgeschwindigkeit immer noch an die gute alte ModemZeit erinnert. Das war vor etwa zwei Jahrzehnten, ist also noch gar nicht solange her.
Insofern hat sich in Thüringen einiges getan. Dennoch: Gerade für Unternehmen, die eine noch viel rasantere Entwicklung durchgemacht haben, reicht das nicht aus. Wer heute ständig von Digitalisierung redet, der muss auch wissen: Digitalisierung ist mehr, als schnelles Internet.
Immer größere Datenmengen werden zwischen Unternehmen hin und her versendet. Ein Beispiel: Im Bauhandwerk und vor allem in der Planung läuft alles in Richtung „Building Information Modeling“. Weg vom Fachbegriff: Es geht hierbei um eine optimierte Planung von Projekten, wie beispielsweise dem neuen BauhausMuseum, und einen besseren Zugriff für jeden Akteur. Alles digital versteht sich. Und alles weltweit abrufbar. Die für den Privatgebrauch vollkommen ausreichenden 50 Mbit/Sekunde, die Wirtschaftsminister Tiefensee in Weimar so positiv verkauft hat, würden hier schnell an ihre Grenzen stoßen. Matthias Machnig, Tiefensees Vorgänger und heutiger Wirtschaftsstaatssekretär im Bund, nannte die Idee „ganz nett“. Denn er weiß mit Blick auf die Wirtschaft: Schnell ist das schon lange nicht mehr.