Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Holpriger Berufsweg
Christoph Mayer ist gelernter Zimmermann. Er folgten Studium und eine weitere Ausbildung. Der Meister ist im Blick
Ein geradliniger Berufsweg ist es nicht. Dennoch steht Christoph Mayer mit beiden Beinen im Leben, arbeitet zielstrebig. Vor sieben Jahren legte er sein Abitur ab. Und ging danach nicht zum Studieren. Im Gegenteil. Eine Berufsausbildung sollte folgen. „Ich absolvierte eine Lehre zum Zimmerer.“Aufgrund der Hochschulreife konnte der Naumburger seine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Die Affinität zum Material Holz entdeckte Mayer früh. „Als kleiner Junge half ich meinem Opa immer im Wald, wir bauten und arbeiteten viel mit Holz.“
Der berufliche Weg führte Mayer nach der abgeschlossenen Berufsausbildung, noch im gleichen Jahr, an die Universität nach Weimar. „Ich studierte dort Bauingenieurwesen.“Das Interesse für diese Fachrichtung sei groß gewesen. Außerdem: „Ich wollte an die Uni, schließlich habe ich ein Abitur abgelegt.“Mayer fand es zudem spannend, bereits eine Ausbildung in der Tasche zu haben, praktisches Wissen vorweisen zu können, und nun weitere theoretische Grundlagen zu erlernen.
Während der Semesterferien arbeitete der Naumburger bei einem Dachdecker. Die Berufe, Zimmermann und Dachdecker, seien sehr verwandt, erklärt Mayer. 2015 brach der damals 24Jährige das Studium in Weimar ab. „Ich habe einfach gemerkt, dass es für mich nicht das Richtige ist“, sagt er. Auch ein verwandter Studiengang kam für ihn nicht mehr infrage. Aber wie sollte es jetzt weitergehen? Der Gang zur Universität scheint eine Sackgasse gewesen zu sein. Bereut hat er diesen Weg aber nicht.
Der Zimmermann Mayer bewarb sich in seinem gelernten Beruf. Aber: „Mir fehlt die Berufserfahrung.“Kurzerhand besann sich der junge Mann, dass ihm die Arbeit im heimischen Dachdeckerbetrieb viel Freude bereitet hatte. Die Arbeit sei sehr abwechslungsreich und noch dazu im Freien, an der frischen Luft. Ein weiterer Punkt: Die Berufe überschneiden sich.
Gesagt. Getan. Im Juni 2015 begann Christoph Mayer mit der Ausbildung zum Dachdecker. Er lernt im Betrieb Karpe in Kromsdorf, geht an die Berufsschule in Erfurt, und seine praktischen Erfahrungen sammelt er in der Dachdeckerschule in Lehesten (Thüringer Wald). Auch die Lehre ist auf zwei Jahre verkürzt, sodass der 26-Jährige im Juni dieses Jahres fertig wird.
Und wie es weiter gehen soll, weiß der junge Mann schon. „Ich will erst einmal ein paar Jahre in meinem Beruf arbeiten.“Dann soll der Meisterbrief her. Allerdings stehe noch in den Sternen, ob er selbst eine Firma gründen möchte. Denn der 26-Jährige betrachtet die Selbstständigkeit als zweischneidiges Schwert.
„Die Verantwortung für einen eigenen Betrieb ist sehr groß“, äußert der 26-Jährige seine Bedenken. Hinzu käme, dass er als Dachdecker mindestens einen Mitarbeiter bräuchte. Ein weiterer nicht unerheblicher Aspekt: das aufzubringende Eigenkapital zu Beginn. Dem gegenüber stehe die Tatsache, im eigenen Betrieb der eigene Chef zu sein. Natürlich spiele der finanzielle Faktor keine unwesentliche Rolle. „Perfekte wäre es, wenn ich in einem Betrieb als Meister arbeiten könnte“, sagt Christoph Mayer.
Der vermeintlich kurvige und holprige Weg des 26-Jährigen verläuft jetzt geradlinig und zielorientiert: Endspurt heißt es jetzt für Christoph Mayer, denn die zweite abgeschlossene Lehre ist zum Greifen nah.