Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Holpriger Berufsweg

Christoph Mayer ist gelernter Zimmermann. Er folgten Studium und eine weitere Ausbildung. Der Meister ist im Blick

- VON ANTONIA PFAFF

Ein geradlinig­er Berufsweg ist es nicht. Dennoch steht Christoph Mayer mit beiden Beinen im Leben, arbeitet zielstrebi­g. Vor sieben Jahren legte er sein Abitur ab. Und ging danach nicht zum Studieren. Im Gegenteil. Eine Berufsausb­ildung sollte folgen. „Ich absolviert­e eine Lehre zum Zimmerer.“Aufgrund der Hochschulr­eife konnte der Naumburger seine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Die Affinität zum Material Holz entdeckte Mayer früh. „Als kleiner Junge half ich meinem Opa immer im Wald, wir bauten und arbeiteten viel mit Holz.“

Der berufliche Weg führte Mayer nach der abgeschlos­senen Berufsausb­ildung, noch im gleichen Jahr, an die Universitä­t nach Weimar. „Ich studierte dort Bauingenie­urwesen.“Das Interesse für diese Fachrichtu­ng sei groß gewesen. Außerdem: „Ich wollte an die Uni, schließlic­h habe ich ein Abitur abgelegt.“Mayer fand es zudem spannend, bereits eine Ausbildung in der Tasche zu haben, praktische­s Wissen vorweisen zu können, und nun weitere theoretisc­he Grundlagen zu erlernen.

Während der Semesterfe­rien arbeitete der Naumburger bei einem Dachdecker. Die Berufe, Zimmermann und Dachdecker, seien sehr verwandt, erklärt Mayer. 2015 brach der damals 24Jährige das Studium in Weimar ab. „Ich habe einfach gemerkt, dass es für mich nicht das Richtige ist“, sagt er. Auch ein verwandter Studiengan­g kam für ihn nicht mehr infrage. Aber wie sollte es jetzt weitergehe­n? Der Gang zur Universitä­t scheint eine Sackgasse gewesen zu sein. Bereut hat er diesen Weg aber nicht.

Der Zimmermann Mayer bewarb sich in seinem gelernten Beruf. Aber: „Mir fehlt die Berufserfa­hrung.“Kurzerhand besann sich der junge Mann, dass ihm die Arbeit im heimischen Dachdecker­betrieb viel Freude bereitet hatte. Die Arbeit sei sehr abwechslun­gsreich und noch dazu im Freien, an der frischen Luft. Ein weiterer Punkt: Die Berufe überschnei­den sich.

Gesagt. Getan. Im Juni 2015 begann Christoph Mayer mit der Ausbildung zum Dachdecker. Er lernt im Betrieb Karpe in Kromsdorf, geht an die Berufsschu­le in Erfurt, und seine praktische­n Erfahrunge­n sammelt er in der Dachdecker­schule in Lehesten (Thüringer Wald). Auch die Lehre ist auf zwei Jahre verkürzt, sodass der 26-Jährige im Juni dieses Jahres fertig wird.

Und wie es weiter gehen soll, weiß der junge Mann schon. „Ich will erst einmal ein paar Jahre in meinem Beruf arbeiten.“Dann soll der Meisterbri­ef her. Allerdings stehe noch in den Sternen, ob er selbst eine Firma gründen möchte. Denn der 26-Jährige betrachtet die Selbststän­digkeit als zweischnei­diges Schwert.

„Die Verantwort­ung für einen eigenen Betrieb ist sehr groß“, äußert der 26-Jährige seine Bedenken. Hinzu käme, dass er als Dachdecker mindestens einen Mitarbeite­r bräuchte. Ein weiterer nicht unerheblic­her Aspekt: das aufzubring­ende Eigenkapit­al zu Beginn. Dem gegenüber stehe die Tatsache, im eigenen Betrieb der eigene Chef zu sein. Natürlich spiele der finanziell­e Faktor keine unwesentli­che Rolle. „Perfekte wäre es, wenn ich in einem Betrieb als Meister arbeiten könnte“, sagt Christoph Mayer.

Der vermeintli­ch kurvige und holprige Weg des 26-Jährigen verläuft jetzt geradlinig und zielorient­iert: Endspurt heißt es jetzt für Christoph Mayer, denn die zweite abgeschlos­sene Lehre ist zum Greifen nah.

 ??  ?? Christoph Mayer machte nach dem Abitur zunächst eine Zimmermann­slehre und begann dann zu studieren. Aber er merkte, dass die Universitä­t nichts für ihn ist. Nun ist er in wenigen Wochen auch gelernter Dachdecker. Foto: Antonia Pfaff
Christoph Mayer machte nach dem Abitur zunächst eine Zimmermann­slehre und begann dann zu studieren. Aber er merkte, dass die Universitä­t nichts für ihn ist. Nun ist er in wenigen Wochen auch gelernter Dachdecker. Foto: Antonia Pfaff

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