Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Es fehlt mal wieder am Geld
Erneut verschiebt sich die Fertigstellung im Haus der Frau von Stein: auf Ende 2018 – Erstmals seit 2008 ist der Termin vertraglich fixiert
Der Planer bestätigt den öffentlichen Eindruck: „In diesem Jahr ist noch nicht viel passiert“, sagt Matthias Münz über das Haus der Frau von Stein. Dort sei „einfach Ruhe, „weil kein Geld da ist, die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen“.
Zum Bauherrn, Juan-Javier Bofill und dessen Museum Haus der Frau von Stein GmbH, gebe es derzeit „nur bedingt“Kontakte, einen intensiven jedenfalls schon länger nicht.
An dergleichen hat sich Münz, so klingt er, längst gewöhnt, und ganz Weimar auch. Erwarb sich Juan-Javier Bofill aus Barcelona doch seit 2008 mit einigem Recht den Ruf eines Mannes leerer Versprechen, was zumindest die Fertigstellung des barocken Baudenkmales betrifft, dessen kulturhistorische Bedeutung unterdessen ein wenig der Peripherie des klassischen Weimar zuneigt.
Seine Verpflichtungen allerdings hat Bofill längst erfüllt, wenn auch erst im zweiten Anlauf: Einem neuen Vertrag von 2012 entsprechend, investierte er 1,425 Millionen Euro bis Ende 2014 in das Gebäude.
Nur, dass dieses damit nicht fertig war. Die Gesamtkosten der Sanierung und Einrichtung stiegen auf zwei Millionen Euro, weil sich zum Beispiel der komplette Dachstuhl als vom Schwamm befallen erwies.
Zwischendurch ging dem Investor das Geld aus. Nach diversen Verkäufen im Spanischen wieder flüssig, kündigte Bofill im vergangenen September an, alles werde nun im März 2017 fertig sein.
Planer Münz sprach damals von einem ambitionierten Ziel, das fachlich aber zu halten sei. Oberbürgermeister (OB) Stefan Wolf (SPD) war dabei. Nur eine Woche später ließ er sich vom Stadtrat beauftragen, mit Bofill eine Änderung des Kaufvertrages zu verhandeln. Demnach wollte Weimar aktuell nicht weiter auf 142 500 Euro Vertragsstrafe beharren, weil die ohnehin kaum durchsetzbar schien. Stattdessen sollte Wolf eine Vertragsstrafe in gleicher Höhe vereinbaren, die die Fertigstellung bis zum 1. Oktober 2017 garantiert.
„Momentan geht Herr Bofill davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte eröffnet werden kann“, sagte OB Wolf unserer Zeitung dann Mitte Februar zum Haus der Frau von Stein. „Wir sind gespannt.“
Nur wenige Tage später, wie sich jetzt herausstellt, war‘s mit der Spannung wieder vorbei. Wolf vereinbarte mit Bofill eine Vertragsänderung, jedoch mit einem anderen Fertigstellungstermin: 31. Dezember 2018.
Eine solche vertragliche Verpflichtung sei ganz neu, erklärte der Oberbürgermeister jetzt auf Nachfrage. Bislang ging es immer nur um die Investitions-, nie um die Fertigstellungsverpflichtung.
Den Ergänzungsvertrag im Einzelnen kennt bis heute niemand im Stadtrat. Dabei war OB Wolf, laut Beschlusslage, verpflichtet worden, „den ausgehandelten Vertragsentwurf umgehend dem Stadtrat vorzulegen“– vor der Unterzeichnung.
Dass sich Bofill nicht auf den 1. Oktober 2017 festlegen ließ, liegt auf der Hand: Wie gesagt, es fehlt mal wieder am Geld. Der Investor hat Schwierigkeiten auf dem spanischen Immobilienmarkt. Allerdings dementiert Planer Münz Gerüchte um hohe Außenstände. Was getan wurde, hat Bofill demnach bezahlt.
So wird Weimar also wohl zuerst das zehnjährige Jubiläum des Verkaufs erleben, der im Oktober 2008 für 325 000 Euro über die Bühne ging, bevor das Haus ganz und gar fertig ist. Baulich ist es das zwar schon, es fehlt aber an Haustechnik: Fahrstuhl, Lüftungsanlage oder Fettabscheider für ein Café, zwölf Gästezimmer und Ausstellungsräume.
Ob die vereinbarte Vertragsstrafe eine Fertigstellung garantiert, wird sich zeigen. Matthias Münz’ Erfahrung ist: Mal gibt es „drei Wochen Aktionismus“auf der Baustelle, dann ist wieder Ruhe.
Aktionismus und Ruhe wechseln sich ab