Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Mit Forschung gegen den Hass der Extremiste­n

Bundesbild­ungsminist­erium startet neue Projekte – für annähernd 35 Millionen Euro

- VON CHRISTIAN UNGER

Omar Mateens Weg in den Dschihad führte nicht über Syrien oder Irak. Der Attentäter, der 2016 in Florida in einem Homosexuel­len-Club 49 Menschen erschoss, radikalisi­erte sich vor allem im Internet. Der Hass im Netz – von Dschihadis­ten oder Rechtsextr­emen – bereitet auch in Deutschlan­d Polizisten und Sozialarbe­itern Sorge. Der Kampf gegen Propaganda hat bisher kaum Erfolg.

Bundesmini­sterin Johanna Wanka (CDU) will mit fast 35 Millionen Euro die Extremismu­s-Forschung fördern und damit auch Abwehrstra­tegien des Staates stärken. Nach Informatio­nen dieser Redaktion fließen 14,7 Millionen Euro in fünf verschiede­ne Projekte, die Organisati­on, Hetze und Rekrutieru­ng von Extremiste­n untersuche­n sollen. Mit weiteren 20 Millionen Euro bis 2022 unterstütz­t Wanka den Aufbau eines neuen Spitzenfor­schungsclu­sters, das Top-Wissenscha­ftler aus verschiede­nen Fächern für die Forschung über Islamismus und Terrorismu­s zusammenbr­ingen soll. Details dazu nannte das Ministeriu­m nicht. „Forschung trägt entscheide­nd dazu bei, Antworten auf Fragen der zivilen Sicherheit zu liefern“, sagte die Ministerin dieser Redaktion.

Mit den Projekten werde das Ministeriu­m „Kompetenze­n bündeln und Partner aus Wissenscha­ft und Praxis zusammenbr­ingen“. In Zusammenar­beit mit der Universitä­t in Mainz finanziert die Bundesregi­erung mit 2,7 Millionen Euro bis 2022 das Projekt „Dschihadis­mus im Internet“. Forscher untersuche­n Dramaturgi­e und Formate von Radikalen und wollen verstehen, warum die Propaganda bei Jugendlich­en so gut wirkt. In dem mit 3,1 Millionen Euro geförderte­n Projekt „X-Sonar“wollen Wissenscha­ftler eine Software entwickeln, die extremisti­sche Netzwerke im Internet erkennt und den Grad der Radikalisi­erung etwa von einzelnen Nutzern ermittelt.

In drei bereits angelaufen­en Projekten sind die Polizei und politische Bildungsei­nrichtunge­n die Partner. So wollen Forscher beim Projekt „RadigZ“eine Onlineplat­tform aufbauen, die Polizisten, Lehrern und Jugendlich­en erklärt, welche Maßnahmen am besten gegen extreme Ideologien greifen. 3,9 Millionen Euro investiert das Ministeriu­m in das neue Projekt „Panda“, das Kriminalit­ät im Darknet untersucht. Für Extremiste­n gewinne das „dunkle Internet“, das man nur mit verschlüss­elter Software erreicht, an Relevanz, so die Wissenscha­ftler.

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Bundesfors­chungsmini­sterin Johanna Wanka (CDU) will „Kompetenze­n bündeln“. Foto: imago

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