Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Uni Jena ehrt zwei Brückenbauer nach Osteuropa
Herta Müller und Włodzimierz Borodziej erhalten in Jena die Ehrendoktorwürde der FriedrichSchillerUniversität
Nicht weniger als 42 Literaturund Kunstpreise listet die Enzyklopädie Wikipedia auf, die der Schriftstellerin Herta Müller im Laufe ihres Lebens verliehen wurden. Darunter die bedeutendste Auszeichnung, die eine Literatin überhaupt erhalten kann: der Literaturnobelpreis im Jahre 2009. Gestern ist eine weitere Ehrung hinzugekommen: Die Ehrenpromotion der Friedrich-SchillerUniversität Jena. Bei einem Festakt in der Aula des Uni-Hauptgebäudes wurde diese Auszeichnung der Philosophischen Fakultät auch dem polnischen Historiker Włodzimierz Borodziej zuteil. Uni-Präsident Walter Rosenthal würdigte beide Persönlichkeiten als Brückenbauer. Die Beziehungen der Friedrich-SchillerUniversität Jena nach Osteuropa seien seit Langem sehr eng. Dass sich das auch in den letzten 27 Jahren nicht geändert habe, sei neben vielen aktiven Jenaern auch diesen besonderen Partnern zu verdanken.
Die in Rumänien geborene Nobelpreisträgerin hat in ihren Werken, Essays und engagierten Reden die komplexen Unterdrückungsmechanismen einer kommunistischen Diktatur aufgeschlüsselt. Die Ehrendoktorwürde wurde der 63-Jährigen verliehen „in Anerkennung ihres umfangreichen literarischen Schaffens sowie ihres intensiven Engagements für die Auseinandersetzung mit den Grausamkeiten, die Menschen ihren Mitmenschen antun. Damit hat sie in sprachlich eindrucksvoller Weise einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Situation politisch verfolgter Menschen in totalitären Regimen geliefert“, heißt es in der Begründung. Der frühere Co-Direktor des „Imre Kertész Kollegs Jena“, Włodzimierz Borodziej wurde ausgezeichnet „für seine herausragenden wissenschaftlichen Beiträge zur Geschichte Polens und Deutschlands in Europa und seine besonderen Verdienste um die zeithistorische Forschung an der Friedrich-SchillerUniversität Jena“, so der Text der Promotionsurkunde.
Die Laudatio auf Borodziej hielt die ehemalige Präsidentin der Europa-Universität Frankfurt/Oder, Gesine Schwan; das Werk von Herta Müller würdigte der Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Michael Krüger.