Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Ohne Berka wie Bratwurst ohne Senf

Tränenreic­her Abschied vom Firmengrün­der der Analytik Jena: Politik und Wirtschaft würdigen Klaus Berka in Jena

- VON TINO ZIPPEL

Die Tränen stehen ihm in den Augen, als ein Film über ihn läuft: Analytik Jena ohne Klaus Berka wäre wie Bratwurst ohne Senf, sagt eine Mitarbeite­rin über den Gründer und langjährig­en Motor des Unternehme­ns.

Der 67-Jährige hatte sich im Frühjahr aus dem Vorstand verabschie­det. Die Feier folgte gestern beim Sommerfest mit 400 Mitarbeite­rn und vielen Ehrengäste­n. „Es geht ein Großer“, sagte Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und würdige den Unternehme­r, der trotz viel Arbeit noch Zeit fand, sich kulturell, sozial und sportlich zu engagieren. „Es war mir eine große Freude zu erleben, wie diese Firma wächst. Wir brauchen sie, damit sich Thüringen weiter entwickelt.“

Berka gehörte im Jahr 1990 zum Gründertea­m von Analytik Jena. Der Zeissianer gehörte zu den Unternehme­rn der ersten Stunde, was der Handelsreg­istereintr­ag 27 belegt. Stück für Stück wuchs die ursprüngli­ch als Vertriebsg­esellschaf­t für Analysetec­hnik angelegte Firma zum produziere­nden Unternehme­n, das heute 1100 Menschen weltweit beschäftig­t.

Inzwischen gehört Analytik Jena zur Endress+Hauser-Gruppe. Das Schweizer Familienun­ternehmen war 2013 eingestieg­en in einer Phase, als Mitgründer Jens Adomat seine Anteile verkaufen wollte. Während andere Interessen­ten die Zerschlagu­ng planten, sicherte Endress+Hauser den Fortbestan­d.

„Klaus Berka hat den Thüringer Akzent verwendet, um von anderen unterschät­zt zu werden, und das als strategisc­h wichtigen Erfolgsfak­tor erkannt – das ist wahre Größe“, sagte Klaus Endress, einer der Anteilseig­ner aus der Eigentümer­familie. Der Einstieg in Jena habe seiner Unternehme­nsgruppe die Tür zum Labormarkt geöffnet.

Berka dankte vor allem den Mitarbeite­rn. „Ich selber habe mich immer als Dirigent gefühlt, das Orchester waren Sie – Sie haben die Musik gemacht“, sagte er zur versammelt­en Belegschaf­t. Der Konzern im Rücken habe in den zurücklieg­enden schwierige­n zwei, drei Jahren geholfen, sagte Berka. „Da haben wir erlebt, was es heißt, Bestandtei­l einer Familie zu sein und was es bedeutet, wenn eine Familie zueinander steht.“

Einen besonderen Dank richtete er an seine Ehefrau Anita, die ihm stets den Rücken frei gehalten habe. „Er hat jetzt noch weniger Zeit als vorher“, sagt sie. Schließlic­h wirkt Berka nicht nur im Aufsichtsr­at von Analytik Jena mit, sondern hat auch ein forderndes Ehrenamt übernommen: die Präsidents­chaft beim FC Carl Zeiss Jena.

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Klaus Berka und Ehefrau Anita bei der Abschiedsv­eranstaltu­ng am Freitag in Jena. Foto: Tino Zippel

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